Gisma: Akkreditierungs-Bluff

Von am 22. August 2022
Gisma Screenshot gisma.com

Die Gisma Business School täuscht Studieninteressenten bei der AMBA-Akkreditierung. Die ist ebenfalls fragwürdig. English version

„High quality degrees awarded by GISMA, one of six AMBA accredited school in Germany“ warb die Gisma auf ihrer Website. Darunter ein Bachelor in Data Science, AI and Digital Business, ein Master in Leadership for Digital Transformation und ein Bachelor in Software Engineering.

Screenshot: gisma.com, 15.8.2022

Sogar beim Computer Science Master of Engineering heißt es: „GISMA Business School is a state recognised University of Applied Sciences which also benefits from AMBA accreditation, an honour shared by only 6 business schools in Germany and 2 % of all business schools worldwide. The prestigious AMBA accreditation represents innovation and excellence in education, which is core to our values of GISMA.“

Screenshot: gisma.com. 15.8.2022

Ganz so, als ob der Computer-Master auch von der AMBA akkreditiert sei. Doch die britische AMBA akkreditiert vor allem MBA Programme und das betrifft nur den Global MBA.

Und beim Master in Leadership for Digital Transformation heißt zwar, dass die Schule die AMBA-Akkreditierung für den Global MBA bekommen hat, aber es wird auch behauptet: „Additional accreditation received from AACSB, AMBA, EQUIS and EPAS“. Das ist falsch. Die Gisma hat keine Akkreditierung von AABSB, EQUIS und EPAS.

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Screenshot: gisma.com, 15.8.2022

Ein Zufall oder Versehen dürften die Falschangaben kaum sein. Denn die Hochschule nützt die AMBA-Akkreditierung auffallend prominent für ihr Marketing.

Screenshot gisma.com, 18.8.2022

Fragwürdige Akkreditierung

2011 hatte die Association of MBAs (AMBA) die MBA-Programme der Gisma Business School in Hannover erstmals akkreditiert. Damals war die Gisma Business School in Hannover keine anerkannte Hochschule. Sie konnte daher keine akademischen Abschlüsse vergeben und bot deshalb Franchise-Studiengänge an, bei denen der MBA-Abschluss von anderen Business Schools vergeben wurden. Diese MBA-Programme waren also als Franchise-Programme an der Gisma Global GmbH in Hannover (Amtsgericht Hannover HRB 210397) akkreditiert.

Neben der Gisma Global GmbH in Hannover gibt es inzwischen auch noch die Gisma University of Applied Sciences GmbH in Potsdam (Amtsgericht Potsdam HRB 35061 P), die seit September 2020 als Fachhochschule in Brandenburg staatlich anerkannt ist und ab Mai 2021 einen eigenen neuen Global MBA anbietet.

Dieser neue MBA ist auch von der AMBA akkreditiert und zwar schon, bevor der erste Studiengang überhaupt gestartet ist. So warb die Gisma bereits März mit ihrer AMBA-Akkreditierung. Die AMBA schrieb am 11. April 2021 – also noch vor Beginn des ersten Studiengangs: „We have reviewed the new GISMA MBA programme in accordance with our criteria. This includes detailed faculty and study information and plans.“ Informationen zu den Studenten und der Klassengröße konnte es da logischerweise noch nicht geben, da das Programm noch nicht begonnen hatte. Interessant ist dabei, dass sich die Gisma damals auf Anfrage weigerte, der Autorin einen Lehrplan vorzulegen und selbst potentielle Studenten nur recht sparsame Infos dazu bekamen.

Die AMBA hat also die Akkreditierung einfach von einem Unternehmen (Gisma Global GmbH) auf ein anderes (Gisma University of Applied Sciences GmbH) übertragen. So schrieb sie: „AMBA accredits the Gisma franchised MBA programs, which are operated in conjunction with other AMBA accredited Schools, and the new GISMA MBA programme.“

Ob und mit wie vielen Studenten der Global MBA in Potsdam im Mai 2021 gestartet ist, ist offen. Die Hochschule verweigerte die Auskunft dazu. Sie schrieb lediglich, der Studienbeginn für die jungen Hochschule sei erfolgreich verlaufen. Laut Angaben der Gisma gegenüber dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg hat die Hochschule im Sommersemester 2021 insgesamt 29 Online-Studierende für die damals angebotenen sieben Studiengänge gemeldet. Das wären im Schnitt rund vier Studierende pro Studiengang, wenn alle begonnen hätten – was die Gisma behauptet.

AMBA lässt sich vorführen

Doch um von der AMBA akkreditiert zu werden, sind 20 Studierende das Minimum in der MBA-Klasse. Auf Nachfrage schreibt die AMBA: „We have forwarded your email onto GISMA and asked them for their response.“ Die antwortet gegenüber der AMBA nun offenbar, dass eben nicht alle Programme gestartet sind. Auf weitere Nachfrage schreibt die AMBA: „The first Gisma cohort met our criteria and the second cohort is even larger.“

Spätestens bei der Zahl von insgesamt 29 Online-Studierenden hätte die AMBA hellhörig werden müssen. Denn wenn es 20 MBA-Studenten gibt, dann bleiben für die restlichen Studiengänge maximal neun Studierende übrig. Doch bei der AMBA glaubt man der Gisma und lässt sich nun auch mit deren täuschenden Angaben vorführen. Auf eine Anfrage zur irreführenden Werbung mit der AMBA schreibt diese: „We have instructed GISMA to specify on their website programme references to AMBA that it is their MBA programme which is AMBA accredited.“ Die Falschangaben sind verschwunden.

Auch über die Dauer der Akkreditierung macht die AMBA keine Angaben. Denn das ist streng geheim. Das alles macht die AMBA nicht gerade zu einer glaubwürdigen Akkreditierungsorganistation.

Für die Gisma in Potsdam ist die AMBA-Akkreditierung natürlich Gold wert, suggeriert sie doch geprüfte Qualität. Die Gisma gehört zum profitorientierten Bildungskonzern Global University Systems (GUS), der vor allem auf die Anwerbung von internationalen Studenten setzt. Rund tausend Agenturen und Agenten arbeiten weltweit daran, junge Menschen bevorzugt aus Indien, Pakistan, Nigeria und aus anderen Schwellenländern an eine der GUS-Schulen – in diesem Fall nach Deutschland – zu locken. Im Juni berichtete die NZZ in einem Artikel, wie Agenten in Indien Studieninteressenten einen Studienplatz vermitteln. Erwähnt wird dort auch die BSBI in Berlin – eine GUS-Schule.

GUS-Schulen sind – mit Ausnahme der Gisma – nicht von der AMBA akkreditiert. Da ist es wohl Zufall, dass im AMBA-Board der Group Chief Financial Officer von GUS sitzt. Er ist „Vice Chairman of AMBA’s Board of Trustees and is the organisation’s Honorary Treasurer. He also serves as Chair of the Finance and Risk Committee and as a member of the HR and Nominations Committee.“

Werbung mit ukrainischer Burg

Täuschung ist bei der Gisma nichts Neues. So hatte die Gisma in einem Werbefilm für die malerischen Schlösser in Potsdam geworben. Zu sehen war aber die Aufnahme einer Burg in der Ukraine. Auf facebook ist das noch immer so (Screenshot facebook, 18.8.2022)

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.