Munich Business School: Alles Forschung?
2015 bemängelte der Wissenschaftsrat die ungenügenden Forschungsleistungen der Munich Business School und forderte bis 2017 Verbesserungen. Der Bericht liegt nun vor. Darin sind auch mehr als 40 Artikel eines Professors bei Focus online aufgelistet – für die Privathochschule sind das offenbar forschungsrelevante Publikationen.
Die Forschungsleistungen bewegten sich „nicht auf einem für eine Hochschule mit Masterangeboten angemessenen Niveau“, schrieb der Wissenschaftsrat 2015 in seinem Reakreditierungsbericht über die Munich Business School. Wie der Anspruch, „eine der führenden international anerkannten Wirtschaftshochschulen im deutschsprachigen Raum“ zu werden, erfüllt werden soll, sei „insbesondere angesichts der nicht ausreichenden Forschungsleistungen bislang nicht zu erkennen“.
Die Reakkreditierung erfolgte daher nur mit Auflagen. Zudem bat der Wissenschaftsrat das Land Bayern als Aufsichtsbehörde, „nach Ablauf von zwei Jahren einen Zwischenbericht zum Stand der Erfüllung der Auflage zur Forschung vorzulegen“. Dieser Bericht liegt nun vor.
Auf 141 Seiten führt die Hochschule – mit etlichen Wiederholungen – auf, was sie von 2012 bis 2017 alles in Sachen Forschung geleistet hat. Ihre Hauptforschungsfelder teilt sie dabei in fünf Bereiche auf: International Business, Digital Transformation, Marketing & Communication, Innovation & Entrepreneurship und Leadership & Responsibility. Aufgelistet werden hier die Veröffentlichungen und Präsentationen. Peer-Reviewed-Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften sind dabei eher die Ausnahme. Auffallend sind dafür die zahlreichen Publikationen bei der „Munich Business School Working Paper Series“ und auf dem „MBS Business Blog“, also hochschuleigene Publikationen.
Eines der Unterthemen von „Marketing & Communication“ ist Kompetenzforschung. Da wird es mit sechs Veröffentlichungen schon ziemlich dünn. Dazu gehören zwei populärwissenschaftliche Bücher, zwei Artikel bei Focus online, ein Beitrag beim „MBS Business Blog“ und ein Artikel in einem Weiterbildungsmagazin.
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42 Artikel auf Focus-online als Forschung
Zwar dürfte die Munich Business School mit ihrer bisher schwachen Forschungsleistung keine Ausnahme unter den privaten Fachhochschulen sein. Doch dass man dort Focus online offenbar für ein forschungsrelevantes Medium hält, gibt zu denken. Und scheinbar haben auch die anderen Professoren nichts dagegen.
Allerdings fiel die Hochschule, die 1991 unter dem Namen „Europäische Betriebswirtschaftsakademie“ (EBA) in München als deutscher Standort der European Business Schools International (EBSI) Gruppe gegründet wurde und Mitglied der Euro-Schulen-Organisation ist, schon öfter mit fragwürdigen Aussagen auf.
Fragwürdige Konferenz
Fragwürdig wird es auch bei einem Vortrag auf der 3rd International Conference on Applied Psychology (ICAP), Colombo, Sri Lanka, im August 2016. Denn veranstaltet wurde die Konferenz nicht von der renommierten International Association of Applied Psychology (IAAP), laut eigenen Angaben die älteste Vereinigung von Psychologen mit mehr als 1500 Mitgliedern in mehr als 80 Ländern. Sie hält zwar einen International Congress of Applied Psychology (ICAP) mit demselben Kürzel ICAP ab, aber nur alle vier Jahre. Der letzte Kongress fand im Juni 2018 in Montreal, Kanada, statt.
Offenbar weiß man dort schon, dass der Name öfter missbraucht wird. So heißt es auf der Website: „ICAP2018.com is the official website for the 29th International Congress of Applied Psychology being held in Montreal, QC, from June 26-30, 2018. Any other websites claiming to be the official site of the congress are fraudulent.“
Mit der ICAP-Konferenz in Sri Lanka hat die renommierte Organisation daher nichts zu tun. „It is obviously a fake information“, schreibt Christine Roland-Lévy, Präsidentin der International Association of Applied Psychology (IAAP) auf Anfrage nach dem Blick auf die Website der Munich Business School.
Hinter der Konferenz des MBS-Professors steht das Columbo Institute of Research and Psychology, das sich selbst als „regional leader in psychology education“ bezeichnet. Das Institut vergibt offenbar im Franchise-Verfahren Master-Abschlüsse der britischen Coventry University. Angaben dazu, wer für die Konferenz verantwortlich war, fehlen ebenso wie Hinweise auf ein Komitee, das die Einreichung der Beiträge überprüft.
Wissenschaftsrat wartet
Und was sagt der Wissenschaftsrat zu den „Forschungsaktivitäten“ der Privathochschule? „Ich kann Ihnen dazu mitteilen, dass der Akkreditierungsausschuss im Dezember 2017 einen Zwischenbericht zum Stand der Erfüllung der die Verbesserung der Forschungsleistungen betreffenden Auflage aus dem Reakkreditierungsverfahren zu Kenntnis genommen hat, auf dieser Grundlage jedoch keine Aussage dazu getroffen hat, ob die Auflage erfüllt ist“, schreibt Ralf Bläser. Gemäß Stellungnahme vom Oktober 2015 werde der Wissenschaftsrat dies erst im kommenden Reakkreditierungsverfahren prüfen. Das steht erst 2020 an.
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