Angeklagter Ex-EBS-Präsident Jahns: Krank oder Simulant?
Am vergangenen Mittwoch ist der Untreue-Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten der EBS, Christopher Jahns erneut unterbrochen worden, weil sich der Angeklagte wegen schwerer Herzprobleme für nicht verhandlungsfähig hielt. Bereits am 2. Juli fiel die Verhandlung wegen seiner angeblichen Erkrankung aus. Allerdings war Jahns zum Zeitpunkt des abgesagten Prozesstermins auf einem Club-Treffen in Berlin und ließ sich dort sogar fotografieren.
Der wegen gewerbsmäßiger Untreue angeklagte Ex-Präsident der European Business School (EBS), Christopher Jahns, sei so schwer erkrankt, dass er zurzeit nicht verhandlungsfähig ist, meldete der Wiesbadener Kurier am 1.Juli. Jahns leide an einer Herzerkrankung und werde derzeit wegen Herzbeschwerden untersucht, so sein Sprecher Dirk Metz. Wann er wieder verhandlungsfähig sei, sei unklar. Wenn jemand wie Jahns „besessen“ für die Wiederherstellung seiner Reputation kämpfe, dann gehe das Verfahren nicht spurlos an einem vorüber, sagte Metz der Nachrichtenagentur dpa.
Der Verhandlungstermin am 2.Juli um 9 Uhr fiel daher aus. Doch just zum gleichen Zeitpunkt nahm Jahns an der Veranstaltung des Clubs „AusserGewöhnlich Berlin“ in Berlin teil. Der 60:15:1 Salon im Liquidrom war von 9 bis 10 Uhr morgens angesetzt. Auf den Fotos ist Jahns mehrmals zu sehen, einmal sogar in Großaufnahme und macht dabei einen recht munteren Eindruck.
Das wirft Fragen zu seinem wahren Gesundheitszustand auf. Ist Jahns ein Simulant? Täuscht er seine Herzbeschwerden nur vor, um dem Strafprozess und einem Urteil zu entgehen? Schließlich hatte sein Verteidiger Alfred Dierlamm bereits beim letzten Gerichtstermin die Einstellung des Verfahrens aufgrund des bedrohlichen Gesundheitszustands des Angeklagten – untermauert durch eine Bestätigung des Cardio-Zentrum der Berliner Charité – gefordert. Dagegen hielt ihn das vom Gericht beauftragte Deutsche Herzzentrum jedoch für reise- und verhandlungsfähig.
Dass Jahns bisweilen jegliches Schuldbewusstsein fehlt, er Probleme damit hat, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen und zur Selbstüberschätzung neigt, ist allerdings nicht neu. Nur so lässt sich auch wohl erklären, dass er sich dem Gericht gegenüber als schwer gebeutelter Herzkranker ausgibt und zur gleichen Zeit munter eine Club-Veranstaltung besucht – möglichweise auch noch wohlwissend, dass die wöchentlichen Club-Treffen stets mit zahlreichen Fotos im Internet dokumentiert werden.
Wie sehr er die Öffentlichkeit sucht, zeigen auch seine Aktivitäten auf der Website des Clubs. In einem am 21. Juli geposteten Text schwärmt er von einer „heißen Eisprinzessin“, die ihm offenbar den Kopf verdreht hat: „Bei 32 Grad im Schatten, Sonntagsarbeit und einem tobenden Mob vor dem Tresen strahlte sie uns mit einem geradezu entrückten Lächeln an… Sie zelebrierte den blinkenden Portionierer wie Karajan schwingend jede einzelne Kugel als wäre es die Morgengabe der Götter. Es fühlt sich an wie der Ritterschlag der Queen, wenn sie dir die Tüte überreicht. Sie macht aus Eis ein Event. Ich hätte ihr für die zwei Portionen auch 20 Euro gegeben, so beglückt waren wir von ihrer Erscheinung.“ Dabei vergisst er auch nicht, auf seine eigene missliche Lage hinzuweisen: „Ist die nie deprimiert wie unsereins, der huckepack zwei wildgewordene Staatsanwälte durchs Leben tragen muss?“
Bereits am 13. Juli schrieb er über „Berliner Füße“ und schwärmt von seinem Besuch bei einem Orthopädie-Meister, weil sein Arzt ihm für seine „dauergereizte Achillessehne“ Einlagen verschrieben hatte: „Ich bekam keine Einlagen. Ich bekam eine Lektion.“
Vorgestellt wird Jahns auf der Website des Clubs übrigens folgendermaßen: „Prof. Dr. Christopher Jahns ist NeuBerliner. Der Unternehmer und innovative Universitäts-Manager sieht die Weltstadt noch mit frischen Augen und analysiert messerscharf ihre Stärken und Schwächen. Als echter Profi im Erkennen und Aufbauen von Persönlichkeit sucht er den Charakter unserer Stadt. Damit ist er ein echter AusserGewöhnlicher Berliner.”
Dabei darf Jahns längst keinen Professortitel mehr tragen (Tut er es trotzdem, ist das eine Straftat) und Universität-Manager ist er seit seinem Rauswurf bei der EBS Anfang 2011 auch nicht mehr.
Beim Verhandlungstermin am vergangenen Mittwoch (30.Juli) brachen dann wieder seine Herzbeschwerden massiv aus. Jahns war zwar anwesend, erklärte jedoch, dass er nicht verhandlungsfähig sei. Er habe sich verteidigen wollen, „aber jetzt, wo ich hier sitze, geht es einfach nicht mehr“, wird er in der FAZ zitiert und bat den Richter Jörgen Bonk, ihm zu glauben, dass er nicht simuliert.
Es folgte ein längerer und heftiger Disput zwischen dem Richter und Jahns Verteidiger Alfred Dierlamm. Während der Richter einen Amtsarzt holen wollte, um die Verhandlungsfähigkeit des 45-Jährigen zu überprüfen, wehrte sich Dierlamm vehement dagegen und soll den Vorschlag des Gerichts als abwegig und absurd bezeichnet haben. Schließlich einigte man sich auf eine Untersuchung im Wiesbadener St.-Josefs-Hospital. Die Verhandlung wurde drei Stunden unterbrochen. Dann hieß es, Jahns werde stationär weiter untersucht.
Dem ehemaligen Präsidenten der EBS Universität für Wirtschaft und Recht wird vorgeworfen, 180.000 Euro veruntreut zu haben. Das Geld wurde von der Hochschule an die Beratungsfirma BrainNet überwiesen, an der Jahns damals beteiligt war, ohne dass es – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft – dafür entsprechende Leistungen gab. Die Gelder sollen dann – das belegen Kontoauszüge – von BrainNet an Jahns eigene Firmen in der Schweiz weiter geleitet worden sein. Das Gericht geht daher davon aus, dass die 180.000 Euro nur Teil eines Systems sind, bei dem Gelder aus der EBS über BrainNet an Jahns Privatfirmen bezahlt wurden.
Auch wenn vor allem FAZ-Redakteur Ewald Hetrodt dies wiederholt falsch berichtete, geht es noch immer um die mutmaßliche Veruntreuung der 180.000 Euro und den Vermögensschaden, welcher der Hochschule dadurch entstanden sein soll. Auch der Vorwurf der Weiterleitung an seine Privatfirmen ist keineswegs neu, sondern wurde bereits in der Anklage thematisiert. Jahns bestreitet nach wie vor seine Schuld. Der nächste Prozess-Termin ist am 1. September.
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