EBS-Skandal: Jahns und seine Realität

Von am 24. August 2012

Der wegen gewerbsmäßiger Untreue angeklagte Ex-Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, sorgt sich um die angeblich prekäre Finanzlage der EBS und bringt sich als möglicher Retter in Stellung. Dabei war die Privatuni während seiner Amtszeit in Schieflage geraten. Der tragische Fall einer Persönlichkeitsstörung?

Es ist längst ein offenes Geheimnis, dass die EBS bereits im Mai 2010 – und damit noch unter ihrem damaligen Präsidenten Christopher Jahns – zahlungsunfähig gewesen sein soll und wohl nur dank öffentlicher Fördergelder überleben konnte. Doch davon will  der geschasste Ex-Präsident nichts mehr wissen.

Laut der ihm stets wohl gesonnenen FAZ soll er nun sogar einen achtseitigen Brandbrief an Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) geschrieben haben. Er wolle in seiner „Sorge um die EBS“ die bisher geübte Zurückhaltung aufgeben, „um einen möglichen Schaden von der EBS und ihren Förderern aus Wirtschaft und Politik abzuwenden“, zitiert die FAZ Jahns.

Dabei warnt der arbeitslose Ex-Professor vor einer „bilanziellen Überschuldung“ der Hochschule. Es sei „aus der EBS bekannt“, dass das Eigenkapital in Höhe von 2,5 Millionen Euro gegen Ende 2011 „nahezu aufgebraucht“ gewesen sei. 42 Prozent davon wurden allerdings bereits 2010 aufgezehrt, also noch zu Jahns Zeit als CEO und Präsident der EBS. Das ist in der veröffentlichten Bilanz nachzulesen.

Die Ziele der im Bericht des Wissenschaftsrats enthaltenen Finanzplanung würden „aller Voraussicht nach verfehlt“, so Jahns weiter in der FAZ. Auch die neuen Zahlen, über die in der Aufsichtsratssitzung der vergangenen Woche diskutiert worden sei, müssten kritisch überprüft werden.

Dass man die in dem WR-Bericht dargestellte Finanzplanung offenbar verfehlt, „könne man so nicht bestätigen“, kontert die EBS. Und zu Themen des Aufsichtsrates nehme man grundsätzlich nicht öffentlich Stellung.

Doch woher kennt Jahns die Interna aus der Aufsichtsratssitzung? Gehört der Aufsichtsrat, gegen den seit langem ebenfalls eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Untreue vorliegt, möglicherweise noch immer zu den Unterstützern von Jahns? Und warum unterstellt Jahns der EBS einerseits die bevorstehende Pleite und beschwört laut FAZ andererseits Ministerpräsident Bouffier: „Bitte geben Sie die EBS nicht auf“?

Bouffier hatte – zumindest nach Jahns Auffassung – schon mal eine Rolle in den EBS-Wirren gespielt. So soll er Anfang 2011 das Landeskriminalamt beauftragt haben, den „Maulwurf“ in der EBS  zu finden, der belastende Informationen gegen Jahns an die Medien gegeben haben sollte. Bouffier wies diese Darstellung jedoch zurück. Jahns ist noch heute davon überzeugt, dass hinter den Vorwürfen gegen ihn nur eine Intrige steckt.

Erst vor kurzem hatte der 42-Jährige auf seine Wiedereinstellung geklagt und damit einen Vergleich mit seinem ehemaligen Arbeitgeber EBS aufgekündigt. Plant er also ernsthaft die Rückkehr an die EBS? Was völlig abstrus klingt, soll innerhalb der EBS inzwischen für erhebliche Unruhe sorgen. Schließlich soll es dort noch immer Unterstützer geben, die seine Rückkehr durchaus begrüßen würden.

„Ich habe diese wunderbare Hochschule von 2006 bis 2011 zu dem gemacht, was sie war“, zitiert die FAZ aus Jahns` Schreiben an Bouffier.  In der Tat: Ohne seinen sorglosen Umgang mit Finanzmitteln – man denke nur an die zweckentfremdet eingesetzten 950.000 Euro – stände die EBS heute wohl deutlich besser da. Nur dass Jahns, zutiefst von seiner Unschuld überzeugt, das wohl völlig anders meint.

Dabei passen sein offenbar gänzlich fehlendes Schuldbewusstsein, seine offenkundige Unfähigkeit, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen und sein übersteigertes Selbstwertgefühl auffallend gut zu der Checkliste für Psychopathen, wie sie der renommierte Psychologe Robert Hare aufgestellt hat. Aber das ist wohl nur ein dummer Zufall.

Allerdings macht es ihm die EBS auch einfach. Denn dort lebt das „System Jahns“ munter weiter. Auch der neue EBS-Präsident, Rolf Cremer, pflegt eher das Prinzip Nebelkerze statt durch klare Aussagen wieder Vertrauen in die Schule aufzubauen. So kann die EBS noch immer keine genaue Zahl ihrer Studenten nennen. Und was ihre finanzielle Situation angeht, beteuert die EBS zwar, dass die Hochschule „finanziell solide“ aufgestellt ist, dennoch darf man wohl auf weitere Überraschungen gespannt sein.

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.