THE und WSJ mit absurdem MBA-Ranking
In dem neuen Ranking der britischen Times Higher Education zusammen mit dem amerikanischen Wall Street Journal fehlen zahlreichen Topschulen. Sie hatten ihre Teilnahme verweigert. Die abstrusen Ergebnisse geben ihnen recht.
Nach mehrfachen Verzögerungen hat die britische Times Higher Education (THE) zusammen mit dem amerikanischen Wall Street Journal (WSJ) ihr erstes MBA-Ranking veröffentlicht.
Zahlreiche Topschulen hatten bereits im Vorfeld ihre Teilnahme verweigert, darunter die Harvard Business School, die Wharton School, die MIT Sloan School of Management, die Columbia Business School, die Kellogg School of Management, die Tuck School, die London Business School, INSEAD, die Oxford Said Business School, die Cambridge Judge School of Management. Die Aussagekraft der Rangliste war also von vornherein fraglich.
Erstellt wurden vier separate Ranglisten für zweijährige und einjährige MBA-Programme, für den Master in Management und den Master in Finance.
Das Ranking soll die Erfahrung der Studenten und die Exzellenz in der Lehre an den beteiligten Schulen messen, schreibt THE. Datengrundlage sind vor allem 23.000 Antworten von Alumni.
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Gemessen wurden 20 verschiedene Leistungsmerkmale, die in vier Bereichen zusammengefasst und unterschiedlich gewichtet wurden: 25 Prozent kommen auf „Resources“ (Professor pro Studenten, Lehrqualifikationen, Karriereuntersützung pro Studenten, Effektivität der Karriereuntersützung). Ebenfalls 25 Prozent entfallen auf „Engagement“ (Lernengagement, Interaktion mit Lehrern und Studenten, Empfehlungen der Studenten, Relevanz für die Realität und Forschung in der Lehre). Den größten Anteil macht mit 38 Prozent „Outcomes“ (Gehaltsunterschied vor und nach dem Studium, Netzwerk, „Social good“, Entrepreneurship, Möglichkeiten und Kosten-Nutzen-Relation) aus. Nur zu 12 Prozent zählt „Environment“ (internationale Studenten, weibliche Studenten, internationale Mitarbeiter, weibliche Mitarbeiter, und sozialer Aufstieg).
Schon die Kriterien muten teils seltsam und schwer erfassbar an. Das MBA-Portal Poets & Quants hat einige davon und die seltsamen Ergebnisse näher unter die Lupe genommen.
Jeder der vier Bereiche wurde mit einem Score bewertet. Und daraus wurde eine Rangliste erstellt. Heraus kamen reichlich absurde Listen, bei denen einige Schulen, die bei anderen Rankings allenfalls auf den hinteren Plätzen oder gar nicht auftauchen, plötzlich zur Weltspitze gehören.
Bei den zweijährigen MBA-Programmen wurden 54 Programme bewertet. 44 davon sind aus den USA, wo das zweijährige Studium Standard ist. Platz 1 belegt die Stanford Graduate School of Business, gefolgt von der Johnson Graduate School of Management an der Cornell University und der Owen Graduate School of Management an der Vanderbilt University. Beim Global MBA Ranking der Financial Times lag letztere dagegen nur auf Platz 74.
Beste nicht amerikanische Schule ist die CEIBS in Shanghai auf Platz 10. Die School of Management an der Fudan University in Shanghai folgt auf Platz 17.
Beste europäische Schule ist die spanische ESADE Business School auf Platz 38. Die in anderen Rankings oft ganz vorn platzierte spanische IESE Business School fehlt – vermutlich hat sie nicht teilgenommen.
Noch absurder ist die Rangliste der einjährigen MBA-Programme mit 35 bewerteten Programmen. Platz 1 geht an die University of Hongkong vor der Indian School of Management in Hyderabad, dem Indian Institute of Management in Calcutta und der S P Jain School of Global Management in Australien.
Das IMD – eine der Topschulen weltweit – landet dagegen nur auf Platz 5, die HEC Paris auf Platz 10. Beste deutsche Schule ist die ESMT auf Platz 16. Die Mannheim Business School kommt auf Rang 21. Topschulen wie INSEAD und Oxford fehlen.
Das Ranking schafft daher allenfalls Verwirrung, aber keine Orientierung. Im Gegenteil. Denn die plötzlich hoch gerankten Schulen werden ihre Platzierung geschickt für ihr Marketing nützen. Und Interessenten, die das Ranking-Spiel nicht durchschauen, werden darauf reinfallen.
„Wir verstehen die Motivation der Medien hinter jedem neuen Ranking“, schreibt John Byrne bei Poets & Quants. Man wolle mehr Klicks auf seinen Websiten, um mehr Anzeigen verkaufen zu können. Doch die Ranglisten seien so absurd, dass sie kaum dauerhaft zu mehr Klicks führen werden. Und sie werden sicher keinen Einfluss auf die Reputation einer Schule haben, so Byrne. Die Schulen, die ihre Teilnahme von vornherein verweigert haben, lagen daher richtig.
Schwer nachvollziehbar ist, dass zwei renommierten Medien wie die Times Higher Education und das Wall Street Journal es in mehr als einem Jahr nicht schaffen, ein einigermaßen plausibles Ranking zu erstellen. Insofern ist das neue Ranking wohl eher ein Sinnbild für den Zustand der Medien als eine brauchbare Bewertung der Business Schools.