Steinbeis stoppt Hochschulzertifikate
Die Steinbeis Hochschule Berlin hat mit teils fragwürdigen Weiterbildungsanbietern Hochschulzertifikate angeboten. Damit ist nun Schluss.
Bisher konnten alle möglichen, teils fragwürdigen Weiterbildungsanbieter Hochschulzertifikate der Steinbeis Hochschule vergeben. Bei manchen gab es sogar ECTS-Punkte und damit die Möglichkeit zur Anrechnung auf ein Master-Studium an der Steinbeis Hochschule. Nun werden alle entsprechenden Angebote eingestellt.
Alle Ausbildungs- und Ernennungsstufen des DVNLP e.V. könnten mit einem Hochschulzertifikat der Steinbeis-Hochschule Berlin (SHB) zusätzlich zertifiziert werden, heißt es auf der Website des Deutschen Verbands für Neuro-Linguistisches Programmieren (DVNLP). Die als „Zertifikatslehrgänge“ der Steinbeis-Hochschule Berlin (SHB) zertifizierten Ausbildungen weisen dabei auch die erworbenen Credit Points aus.“
Eine zentrale Leistung sei die Berechtigung, im Titel den attraktiven Zusatz „SHB“ (Steinbeis-Hochschule Berlin) zu führen. „Somit dokumentieren Sie die universitäre Anerkennung der eigenen NLP-Ausbildung auf Hochschul-Niveau.“
Universitäre Anerkennung von NLP? Das Neurolinguistische Programmieren habe mit Wissenschaft ungefähr so viel zu tun wie „Captain Kirk mit Sir Isaak Newton“, brachte es der Psychologieprofessor Uwe Kanning einmal auf den Punkt.
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Auch bei Kröber Kommunikation kann man „Zertifikatslehrgänge“ absolvieren und ein Steinbeis Hochschulzertifikat als „Systemischer Business Coach“, „Team-Coach“, „Unternehmercoach“, „Business-Trainer“ und „NLP-Practitioner“ erwerben. „Diese Ausbildung ist von der Steinbeis Hochschule zertifiziert und stellt einen Zertifikatslehrgang der Hochschule dar“, heißt es auf der Website.
An der Eilert Akademie kann man sogar Trainer für emotionale Intelligenz, Emotionscoach oder Mimik-Analyst nach Eilert mit Steinbeis-Hochschulzertifikat werden. Dirk Eilert ist Diplom-Verwaltungswirt, Fitness-Lehrer, Fachwirt für Finanzberatung (IHK), Trainer und Coach, Ausbilder für NLP sowie Heilpraktiker für Psychotherapie.
Und an der GSA University der German Speaker Association (GSA) konnte man bis vor kurzem an neun Wochenenden alles lernen, was man für sein „erfolgreiches Speaker-Business“ braucht und bekam dafür „das begehrte Zertifikat Professional Speaker GSA (SHB) von der Steinbeis Hochschule Berlin“. Dabei haben vor allem Speaker der GSA andere Speaker unterrichtet.
Zu den GSA-Mitgliedern gehören zum Teil fragwürdige Selbstdarsteller, darunter auch die Hochstaplerin Suzanne Grieger-Langer, die anhand des Namens, Geburtsdatums und eines Fotos den psychogenetischen Code einer Person berechnen will und so Bewerber für Unternehmen auswählt. Bis 2017 war sie ebenfalls bei einem Zertifikatskurs der Steinbeis Hochschule zum „Certified Performance Expert“ tätig und stellte in dem Zusammenhang falsche Behauptungen auf.
Auf der GSA-Website (Stand 17.9.) steht bei ihrem Mitgliedseintrag zudem die Bezeichnung „Psychotherapeutin“, womit sie sich – bereits zum wiederholten Male – nach § 132a Strafgesetzbuch (Missbrauch von Titeln und Berufsbezeichnungen) strafbar gemacht haben dürfte. Denn der Titel ist geschützt. Wer unbefugt die Berufsbezeichnung Psychotherapeut führt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft, heißt es im Gesetz.
Frau Grieger-Langer weiß das. So schreibt sie in ihrem „Lebenslauf“:“Im Jahr 1998 wurde das so genannte Psychotherapeutengesetz verabschiedet, sprich der Begriff des Psychotherapeuten in den § 132a StGB integriert. Entsprechend führt sie diese Bezeichnung heute nicht mehr.“
Doch das ist gelogen, wie auch das aktuelle Beispiel (10.12.2018) zeigt, bei dem sie sich als „Psychotherapeutin“ vermarkten lässt.
Die Dreistigkeit, mit der Grieger-Langer sich auch weiterhin an zahlreichen Stellen als Psychotherapeutin bezeichnet oder bezeichnen lässt, hat die Autorin bewogen, Strafanzeige gegen sie zu stellen. Die Staatsanwaltschaft hat daher am 26.10.2018 ein Ermittlungsverfahren wegen des Tatvorwurfs Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen gegen sie eingeleitet.
Steinbeis beendet Hochschulzertifikate
Inzwischen räumt Steinbeis auf. Spätestens zum 31. Dezember sollen alle „Hochschulzertifikate“ aus dem Angebot der Steinbeis Hochschule verschwunden sein bzw. sich in Abwicklung befinden, schreibt Professor Jürgen Abendschein, Geschäftsführer der Steinbeis Hochschule Berlin.
Nicht-akademische Weiterbildung wird künftig ausschließlich außerhalb der Hochschule an der Steinbeis Business Academy stattfinden. Dort gibt es dann zum Beispiel einen Zertifikatslehrgang „Business Coaching and Counseling“ oder „Wirtschaftspsychologie“ als Weiterbildung mit einem Diploma of Advanced Studies (DAS).
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