St.Gallen als Vorzeigekunde der Financial Times
Die Financial Times bietet Business Schools seit kurzem an, Artikel, News und Analysen der Wirtschaftszeitung in den Unterricht zu integrieren. Besonders eifrig wird das Angebot im MBA-Programm der Universität St.Gallen genutzt. Damit fokussiert sich die Schweizer Business School stark an der britischen Perspektive. Zudem wirft die Kooperation mit den Schulen auch Fragen nach der Unabhängigkeit des Blattes auf.
„Die Financial Times (FT) hat eine Fallstudie über die neuesten Innovationen des St.Gallen MBA mit Unterstützung von FT-Inhalten erstellt“, meldet die Universität St.Gallen. Gemeint ist damit wohl, dass die FT mit der Universität St.Gallen einen umfangreichen Service-Vertrag abgeschlossen hat und die FT nun mit ihrem Kunden St.Gallen um neue Kunden wirbt.
Business Schools könnten sich dadurch unterscheiden, dass sie eine internationale Perspektive in ihren Lehrplan integrieren und dabei biete die FT einen praktischen Weg, heißt es in der Broschüre der FT Education. Untermauert wird dies mit einem Zitat und Foto von Della Bradshaw, der für Business Education und MBA zuständigen FT-Redakteurin.
FT Education bietet Schulen mit seiner MBANewsline an, Artikel, News und Analysen der FT in den Unterricht zu integrieren, ermöglicht eine Vernetzung von Professoren und Studenten und offeriert auch Support & Training.
„MBA Newsline ist für mich ein schneller Weg, um die Studenten auf nützliche Artikel aufmerksam zu machen und ihnen aufzuzeigen, warum sie wichtig sind“, wird Testimonial Simon Evenett, MBA-Direktor in St.Gallen, zitiert. Durch die Integration von FT-Artikeln als Fallstudien in die „MBA Assessment Week“ könnten die Studenten aktuelle Ereignisse mit Studiengrundlagen verknüpfen und aktuelle Fakten für ihre Prüfungen finden, heißt es in der St.-Galler-Pressemeldung.
Nun ist die FT sicher eine weltweit renommierte Wirtschaftszeitung, allerdings ist ihre Perspektive teilweise auch stark britisch geprägt und so manche Themen werden daher in Kontinentaleuropa oder anderswo auf der Welt deutlich anders eingeschätzt. Ob es daher sehr klug ist, dass sich ein MBA-Programm an einem Finanzplatz wie der Schweiz so stark am britischen Weltbild ausrichtet, sei dahin gestellt. Aber schließlich ist MBA-Direktor Simon Evenett auch Brite.
Zudem wirft die Kooperation aber auch Fragen nach der Unabhängigkeit des Blattes auf. Einerseits gilt die FT – nicht zuletzt aufgrund ihrer Rankings – als eines der mächtigsten Medien im Bereich der MBA-Berichterstattung. Andererseits wirbt die von den Schulen ob ihrer Macht teils gefürchtete MBA-Redakteurin Della Bradshaw für das neue kostenpflichtige Angebot, um so die neue Einnahmequelle der FT zu fördern. Ob es da künftig noch kritische Artikel über MBANewsline-Kunden gibt?