Ist der internationale MBA ein Auslaufmodell?

Die Attraktivität eines internationalen MBA-Studiums nimmt ab. Nur ein Drittel hält den MBA für unerlässlich für ihre Karriere. Das zeigt die neueste Studie Tomorrow’s MBA.
Die Studie Tomorrow’s MBA befragte 1.908 angehende MBA-Studierende in 37 Ländern. Dabei will nur einer von fünf Befragten (19 Prozent) im Ausland studieren, verglichen mit 39 Prozent im letzten Jahr. „Die zunehmend restriktive Visapolitik in einigen wichtigen MBA-Märkten, die geopolitische Instabilität und die steigende Qualität der inländischen und Online-MBA-Programme schrecken einige Studierende von einem internationalen Studium ab“, erklärt Andrew Crisp, Autor der Studie.
Nur ein Drittel (33 Prozent) der Befragten gab an, dass ein MBA oder Executive MBA „für mich unerlässlich ist, um in meiner Karriere voranzukommen“.Gleichzeitig nimmt das Interesse an spezialisierten MBAs zu, was auf die Bedeutung von KI und verwandten Technologien zurückzuführen sei. Fast doppelt so viele Befragte (41 Prozent) gaben an, dass sie spezialisierte Programme gegenüber dem traditionellen generalistischen MBA (23 Prozent) bevorzugen. Es überrasche nicht, dass KI (43 Prozent) das am meisten geschätzte technologiebezogene Fach in einem MBA ist, gefolgt von Datenanalyse und Entscheidungsfindung (33 Prozent), Technologiemanagement (31 Prozent), digitalem Marketing (29 Prozent) und Cybersecurity (27 Prozent).
Hauptargument gegen ein MBA-Studium ist das Geld. Die drei wichtigsten Gründe sind: „die Gebühren sind zu hoch“ (32 Prozent), „ein MBA bietet keine gute Rendite“ (30 Prozent) und „ich erhalte zu wenig oder keine finanzielle Unterstützung/Stipendien“ (25 Prozent).
Doch MBA-Programme konkurrieren nicht nur miteinander, sondern auch mit spezialisierten Master-Abschlüssen, beruflichen Qualifikationen und einer wachsende Zahl von Kurzkursen und Zertifizierungen, die zumindest einige der Karrierevorteile eines MBA versprechen, ohne die gleiche Investition von Zeit und Geld.
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Die Studie zeigt auch eine Verschiebung zurück zu den traditionellen Vollzeit-Programmen auf dem Campus, wobei ein Drittel (33 Prozent) diese Art des Lernens bevorzugt. In der letzten Studien präferierten etwa zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) Blended Learning oder hybride Studienformate. Diese Verschiebung spiegele möglicherweise den erneuten Wunsch nach persönlicher Interaktion, intensiven Unterrichtserfahrungen und verbesserten Networking-Möglichkeiten wider – Elemente, die in einer Campusumgebung oft leichter zu erreichen sind.
Blended Learning ist zwar immer noch beliebt, hat aber im Vergleich zum Vorjahr an Attraktivität eingebüßt. Ebenso ist der Anteil der Kandidaten, die sich für reine Online-MBA-Programme entschieden haben, auf nur acht Prozent gesunken, was darauf hindeutet, dass Flexibilität zwar weiterhin wichtig ist, aber dass viele Kandidaten in rein virtuellen Formaten Einschränkungen sehen, wenn es um Engagement und Networking geht.
Gleichzeitig bevorzugen 15 Prozent der Befragten einen hybriden Ansatz, der es ihnen ermöglicht, nahtlos zwischen Präsenz- und Onlinestudium wechseln können. Das zeigt, wie wichtig es für Business Schools ist, anpassungsfähige Programmstrukturen anzubieten, die auf die unterschiedlichen Lernbedürfnisse und Lebensgewohnheiten eingehen.
„Die Studenten sind offen für andere Lernformen, die ihrer Meinung nach ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und Flexibilität bieten”, erklärt Crisp. Die Business Schools müssten den eindeutigen Mehrwert eines MBA-Studiums gegenüber den Alternativen klar herausstellen.
So ist einer von fünf Befragten (20 Prozent) offen für Alternativen, wobei eine berufliche Qualifikation (30 Prozent), ein Master (29 Prozent) und ein Zertifikat/Diplom (21 Prozent) am beliebtesten sind. Auch Mini-MBAs oder Kurse sind gefragt.
Wo suchen Interessenten nach Informationen? Google ist nach wie vor das am häufigsten genutzte Instrument bei der Suche nach Informationen. Die Website des Economist bleibt die zweitbeliebteste Quelle, obwohl der Economist kein Ranking und keine MBA-Artikel mehr veröffentlicht. Wichtig sind zudem Businessweek, LinkedIn, Forbes, Facebook, YouTube und MBA.com, die Website des Zulassungstests GMAT. X (früher Twitter), das in letzter Zeit einen Rückgang der allgemeinen Nutzerzahlen verzeichnete, ist auf ein Allzeittief gesunken.
Rankings werden weiter häufig als Informationsquelle genutzt: 42 Prozent der Befragten nannten das Ranking der Financial Times als ihre erste Wahl. Allerdings scheint ihr Gesamteinfluss auf die Entscheidungsfindung jedoch nuancierter zu sein. Trotz ihrer Bedeutung berücksichtigen sieben Prozent Rankings überhaupt nicht, und nur 27 Prozent halten sie für extrem wichtig für ihren Entscheidungsprozess. Dies deutet darauf hin, dass Rankings zwar eine Rolle spielen, aber auch andere Faktoren – wie Studieninhalte wie Programminhalte, Möglichkeiten für praktische Erfahrungen und Karriereaussichten – für viele angehende MBA-Studenten ein größeres Gewicht haben.
„Es ist eine interessante und herausfordernde Zeit für MBAs”, sagt Andrew Crisp. Trotzdem sei der MBA nach wie vor ein Aushängeschild, und es liege an den Business Schools, mit dem Tempo der Veränderungen Schritt zu halten und Programme anzubieten, die von potenziellen Studenten nachgefragt werden.
Die Studie wurde von der Beratungsfirma CarringtonCrisp in Zusammenarbeit mit EFMD, einem internationalen Netzwerk für Managemententwicklung, im November und Dezember 2024 durchgeführt. Insgesamt nahmen 1.908 Personen teil. Die Befragten stammten aus 37 Ländern. Die Teilnehmer im Alter zwischen 25 und 45 Jahren repräsentieren die typische Demographie derjenigen, die einen MBA oder EMBA in Erwägung ziehen. 56 Prozent Männer und 43 Prozent Frauen nahmen teil.