Henley eröffnet Campus in München

Von am 1. Juni 2017
Henley Schwertfeger

Die britische Henley Business School hat einen neuen Campus in München eröffnet. Auf 350 Quadratmetern an Münchens Luxusmeile Maximilianstraße lernen die MBA-Studenten an runden Tischen.

Zwar täuscht die noble Adresse Maximilianstraße 40. Denn der Eingang zum Campus liegt ein Stück weiter am Thomas-Wimmer-Ring. Aber die Lage gehört zweifellos zu den teuersten in München. Dort hat die britische Henley Business School im zweiten Stock in einem 350 Quadratmeter großen Raum ihren neuen Standort eröffnet. Das Klassenzimmer besteht aus vier runden Tischen mit jeweils acht Stühlen, mit einer Trennwand abteilbar zu den Stehtischen, einer Theke und einem Vorraum.

Hier lernen künftig die Teilnehmer des „Henley Executive MBA“ bei ihren neun zwei- bis dreitägigen Workshops. 30 Monate dauert das Studium. Zu den neun Workshops kommen noch zwei viertägige Präsenzmodule zum „Personal Development“ und „Research Skills“ – macht insgesamt 28 Präsenztage. Nach jedem Workshop müssen die Teilnehmer – jeder für sich – in einem Assignment das Gelernte an ihrem Arbeitsplatz anwenden. 70 Prozent des Lernens erfolge durch die Assignments, 20 Prozent durch den Austausch der Studenten während und zwischen den Workshops und nur zehn Prozent durch den Unterricht von Professoren, betont die Schule. Ein traditionelles Klassenzimmer brauche man nicht, erklärt John Board, Dean der Henley Business School.

Um an dem MBA-Programm teilnehmen zu können, ist daher zwingend die Unterstützung des Arbeitgebers notwendig. Im Idealfall setze sich der Teilnehmer nach dem Workshop mit dem Vorgesetzten zusammen und bespreche, bei welchem Projekt er das Gelernte im Unternehmen einsetzen könne, so Henley-Dean Board. Zwischen den Präsenzphasen wird mit Textbuch gelernt, eigene Online-Materialien hat die Schule bisher nicht entwickelt. „Unser Lernansatz passt weniger zum Online-Lernen“, behauptet der Finanzprofessor. Auch zeitlich bedarf es eines klaren Commitments. Die Workshops seien für 2,5 Jahre im Voraus festgelegt. Könne jemand aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen, sei es aber möglich, Workshop auch an anderen Standorten von Henley absolvieren.

Campus in München

„Unser Programm passt nur für eine ganz bestimmte Zielgruppe“, betont Board. Aber Henley brauche auch nicht 200 Studenten. So ist die Zahl der Teilnehmer recht übersichtlich. Im März 2017 haben 18 mit dem englischsprachigen MBA-Studium angefangen. Im Jahr davor waren es 30. Sie sind im Durchschnitt 38 Jahre alt, zwei Drittel sind Deutsche. Bei einem Viertel übernehme das Unternehmen die Studiengebühren in Höhe von 35.000 Euro. Zwar hätten altmodische Personalmanager noch immer Angst, dass der Mitarbeiter nach dem Abschluss das Unternehmen verlässt, erklärt der Henley-Professor. Dabei gehe es doch heute längst doch darum, gute Mitarbeiter zu halten und die meisten blieben auch bei ihrem Arbeitgeber. „Typischerweise verlassen diejenigen die Firma, die sich nicht unterstützt fühlen“, weiß der Brite.

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Im Gegensatz zu anderen Business Schools, die eher einen quantitativen Managementansatz verfolgen, gehe es bei Henley vor allem um das Individuum. Ob jemand ein guter Manager ist, hänge davon ab, ob er fähig ist, ein Problem zu durchdenken und nicht nur nach einer passenden Formel zu suchen. Die DNA von Henley sei die Praxis und damit sei die Business School ziemlich einmalig in Deutschland, behauptet der Dean.

Nachdem man 2012 eine Niederlassung in Frankfurt gegründet hatte, habe man sich nun für München entschieden. „Das ist der Platz, wo wir bleiben wollen“, so der Henley-Dean. Er sei der Überzeugung, dass eine internationale Business School auch eine physische Präsenz vor Ort brauche. So sei Henley schon lange in Südafrika und Malaysia vertreten. Der neue Campus in München sei ein Bekenntnis für den Standort Deutschland und spiele durchaus auch im Zusammenhang mit dem Brexit eine Rolle. Da könne ein Campus in Europa nicht schaden und schließlich sei Henley bereits seit 28 Jahren in Deutschland aktiv – wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg.

Neben den MBA-Workshops soll der Campus auch für die Seminare des Coaching-Zertifikats und die Reflexions-Seminare genutzt werden, die der Geschäftsführer Henley Deutschland, Felix Müller, zusammen mit einer Kollegin leitet. Das Coaching-Zertifikat gibt es seit 2015. Seitdem haben 42 Teilnehmer das Programm absolviert. Derzeit gibt es zehn Teilnehmer. Die Reflexions-Seminare gibt es ebenfalls seit zwei Jahren in verschiedene Versionen als offene oder Inhouse-Seminare sowie als Teil des MBA-Studiums mit bisher insgesamt 120 Teilnehmern. Zudem wolle man den Raum, dessen monatliche Mietkosten im fünfstelligen Bereich liegen dürften, auch für Alumni-Veranstaltungen und Gastvorträge nützen, so Müller.

Henley – Maximilianstraße 40

Henley hat bereits eine lange und wechselvolle Geschichte in Deutschland. 1990 startete die Business School erstmals ein Fernstudium mit fakultativen Workshops gemeinsam mit der Gesellschaft zur Förderung der Weiterbildung (gfw) an der Universität der Bundeswehr in München. 1994 war das gfw/Henley-Programm mit rund 400 Studenten sogar das größte berufsbegleitende MBA-Programm in Deutschland.

Später gab es neben dem Studiengang in München zusätzlich ein Büro und einen Studiengang in Düsseldorf, das aufgrund mangelnder Nachfrage wieder geschlossen wurde. Auch der 2003 mit der damaligen Hochschule für Bankwirtschaft (HfB) – heute Frankfurt School of Finance and Management – gestartete „Frankfurt Evening MBA“ wurde mangels Nachfrage wieder eingestellt. 2008 erfolgte die Fusion bzw Integration des 1945 gegründeten eigenständigen Henley Management Colleges in die University of Reading – Grund waren finanzielle Probleme von Henley.

2010 und 2011 wurde das Programm in Deutschland ausgesetzt. Dann beendete Henley den Vertrag mit der gfw vorzeitig und gründete 2012 eine eigene GmbH in Frankfurt . Im Oktober 2012 startet der MBA-Studiengang in Frankfurt mit 14 Teilnehmern.

2013 wurde der bisherige „Henley MBA Flexible Learning“ in „Henley Flexible Executive MBA“ umbenannt. Inzwischen heißt er „Henley Executive MBA“, wobei für die Zulassung nur drei Jahre „Managerial Experience“ notwendig sind und damit deutlich weniger als bei Executive MBAs üblich. Beim Executive MBA, den die Schule in Großbritannien anbietet, sind es dagegen mindestens fünf Jahre. Dort gibt es zudem auch den „Henley Flexible Executive MBA“ als Fernstudium mit Präsenz-Workshops, der mit 25.500 Pfund rund 5000 Euro günstiger als der MBA in Deutschland ist.

Die Henley Business School ist Teil der University of Reading. Insgesamt studieren in Großbritannien 3700 Studenten, davon zwei Drittel im Postgraduate-Bereich, wovon wiederum 30 Prozent aus China kommen. Im Vollzeit- und Executive MBA gibt es 200 Teilnehmer. Die Schule hat eine Triple Crown, also eine Akkreditierung von AACSB, AMBA und EQUIS.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.