Handelsblatt: Angeklagter Ex-EBS-Präsident Jahns in der C-Suite
Im Juli lädt das Handelsblatt zu seiner exklusiven Veranstaltung „C-Suite“ ins Patrick Hellmann Schlosshotel Berlin. Zu den Referenten gehört auch der wegen des Verdachts gewerbsmäßiger Untreue angeklagte und vor Gericht verhandlungsunfähige Ex-EBS-Präsident Christopher Jahns.
„Unsere exklusive Zukunftswerkstatt geht in die zweite Runde“, schreibt Gabor Steingart, Herausgeber des Handelsblattes. „Auch in diesem Jahr treffen sich bei der Handelsblatt C-Suite führende Köpfe der Internetzeit – engagierte Manager, Impulsgeber aus Politik und Wissenschaft, provokative Visionäre – um in handverlesener Runde eine der Schlüsselfragen unserer Zeit zu diskutieren: Wie gelingt Unternehmen, ihren Lenkern und Mitarbeitern der Übergang ins digitale Zeitalter?“
Gastgeber ist das C-Suite-Gründertrio, das „die Veranstaltung im Vorfeld durch Engagement, Expertise und persönliches Netzwerk“ unterstützt: Ann-Kristin Achleitner, Professorin am Lehrstuhl für Entrepreneurial Finance an der TU München, Roland Berger, Gründer und Honorary Chairman des Beratungsunternehmens Roland Berger, und der Herausgeber des Handelsblattes Gabor Steingart, der die „Verlagsgruppe couragiert und erfolgreich ins digitale Zeitalter“ führt und „die klassische Berichterstattung mit seiner „Journalismus live“-Devise um neue Erlebnis-Dimensionen“ ergänzt.
Zu den Referenten gehören unter anderem Professor Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin, Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP, Henning Böhne, Geschäftsführer Kienbaum Consultants International, Gisbert Rühl, Vorsitzender des Vorstands Klöckner & Co SE, und Christopher Jahns, Gründer, XU Exponential University of Applied Sciences i. Gr. GmbH.
„Ich bin davon überzeugt, dass wir dem digitalen Wandel nicht machtlos ausgeliefert sind: Es liegt an uns die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenziale der Digitalisierung zu nutzen – Dazu müssen wir Grenzen durchbrechen und neue Fähigkeiten entwickeln. Wir nennen das ‚the new art of revolt‘“, wird Jahns auf der Website zitiert.
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Weiter steht dort. „Biografie folgt.“ Doch da wird es interessant. Bis April 2011 war Jahns Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Dann tauchten Untreue-Vorwürfe gegen ihn auf und stürzten die Hochschule über Jahre in eine beispiellose Schlammschlacht und mehrere Fast-Pleiten. „Der tiefe Fall des Moralapostels“, titelte das Handelsblatt damals. Schließlich galt Jahns als „einer der profiliertesten Verfechter eines Eids für Manager, in dem der Nachwuchs der Gier abschwören und sich zur Moral in der Wirtschaft bekennen soll“.
Seit April 2013 stand Jahns wegen des Vorwurfs gewerbsmäßiger Untreue vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, dass er 180.000 Euro veruntreut hat. Das Geld wurde von der EBS an die Beratungsfirma BrainNet überwiesen, an der Jahns damals beteiligt war, ohne dass es – so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft – dafür entsprechende Leistungen gab. Die Gelder sollen dann von BrainNet an seine eigene Firmen in der Schweiz weitergeleitet worden sein. Jahns bestreitet seine Schuld.
Seit Oktober 2014 ruht das Strafverfahren. Ein psychiatrisch-neurologisches Gutachten eines Sachverständigen der Charité hatte festgestellt, dass Jahns verhandlungsunfähig ist. Und das ist er bis heute. Erst im Dezember 2016 hatte das Gericht mitgeteilt, dass ein neuer Gutachter beauftragt wurde, ein forensisches Gutachten zu erstellen, um die Verhandlungsfähigkeit erneut zu überprüfen. Bis Ende März lag das Gutachten immer noch nicht vor.
Die Verfahrenshoheit liegt bei der Wirtschaftsstrafkammer Wiesbaden und dort scheint man offenbar keine besondere Eile zu haben. Einstellen kann das Gericht das Verfahren aber nicht. Dazu bräuchte es die Zustimmung der Staatsanwaltschaft und die drängt, sofern Jahns wieder verhandlungsfähig wäre, auf die Wiederaufnahme des Hauptverfahrens. Eine vorzeitige Verhandlungsbeendigung, wie sie von Jahns Strafverteidiger Alfred Dierlamm gefordert wurde, habe man abgelehnt, heißt es.
Und dann gibt es seit 2014 auch noch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen Verdachts des gemeinschaftlichen Betruges gegen ehemalige EBS-Mitarbeiter, darunter auch Ex-EBS-Präsident Jahns. Dabei geht es um mindestens 1,6 Millionen Euro Fördergelder, die zweckwidrig verwendet worden sein sollen.
Insgesamt 24,7 Millionen Euro hatte das Land Hessen der Privathochschule 2009 und 2010 für den Aufbau ihrer neuen Jura-Fakultät zur Verfügung gestellt. Doch die setzte die Steuergelder auch für andere Zwecke ein. Dabei zeigte die Liste der Wirtschaftsprüfer auch, wie dreist sich Ex-Präsident Christopher Jahns aus dem Fördertopf bedient hatte. Die Wirtschaftswoche titelte damals: „Die peinlichen Fehlbuchungen der elitären Wirtschaftsschule“. Als Folge davon hatte die EBS knapp eine Million Euro zurückbezahlt.
Während es also auch nach mehr als einem Vierteljahr seit der Beauftragung eines neuen Gutachters noch immer kein Gutachten über die Verhandlungsfähigkeit des Angeklagten gibt, zeigt sich dieser erstaunlich aktiv. Möglicherweise ist Jahns auch einfach zu sehr beschäftigt, um sich einer Untersuchung durch den Gutachter zu unterziehen.
So will er laut einem Bericht auf der Website von n-tv noch in diesem Jahr 4000 Manager an seiner XU University weiterbilden. Die Otto Group hat bereits ihre Topmitarbeiter bei seiner Firma schulen lassen. Und vor kurzem trainierte er in Berlin Führungskräfte in einem mit Street Art bemalten Haus, um „ihnen zu helfen, in ihrem Arbeitsleben Scheuklappen zu vermeiden“.
Nur mit der Anerkennung seiner XU Exponential University of Applied Sciences i.Gr. als Hochschule klappte es bisher nicht. Vor kurzem hat das Land Berlin den Antrag abgelehnt.
Was die XU Berlin eigentlich genau anbietet und wer dort unterrichtet, ist nicht so recht erkennbar. „Wir sind kein klassisches Beratungs- oder Trainingsunternehmen und auch keine klassische Hochschule. Wir sind beides. Das macht uns so einzigartig, das ist unser USP. Wir leben die Digitalisierung und überzeugen nicht mit leeren Worthülsen, sondern durch Kompetenz und Expertenwissen in allen Bereichen der Digitalisierung“, heißt es auf der Website.
Und weiter: „Wir haben für alle Unternehmen, Führungskräfte, Mitarbeiter und Experten das Richtige, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Wir verschaffen den entscheidenden Kompetenzvorsprung.“
Wie das geht, soll wohl ein Eintrag auf facebook verdeutlichen: „THINK BIG! Irre: Ein Konzern gibt 3 Mio. aus! Für das Digital-Training seiner Mitarbeiter. In 12er-Seminargruppen. Hunderte Trainings! Das dauert. Ewigkeiten! Mittendrin die Erkenntnis: Ewig taugt nicht! Wir kriegen den Anruf. Wir holen nicht 12, sondern 500 Mitarbeiter aus aller Welt zusammen. Large Scale Intervention. An einem Tag erfahren alle alles über die Große Transformation. Und das hat nicht 3 Mio., sondern „bloß“ 300.000 gekostet. Geht es um Transformation: Groß denken/trainieren!“
Das passt natürlich bestens zur C-Suite des Handelsblattes, dem „Business-Salon für das C-Level von morgen“. Dabei könnten die künftigen Topmanager von Jahns auch noch ganz andere Sachen lernen. Zum Beispiel: Wie kann man trotz Verhandlungsunfähigkeit aus psychischen Gründen erfolgreich Manager trainieren?. Oder: Wie kann man sich erfolgreich einer Anklage und damit auch seiner Verantwortung entziehen? Spannende Themen, über das Handelsblatt dann exklusiv berichten könnte.
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