Chaos beim U.S. News Ranking

Von am 2. Mai 2023
Ranking pixabay kalhh

Ein Boykott und unangekündigte Änderungen beim Ranking von U.S. News zeigen die Absurdität der Ranglisten. Schulen mit vielen internationalen Studierenden werden benachteiligt.

Erst boykottierten die juristischen Fakultäten von Harvard und Yale das Ranking von U.S. News. Es folgten zahlreiche weitere juristische und medizinische Fakultäten und die Veröffentlichung der Rankings wurde verschoben. Nun veröffentlichte U.S. News seine Rankings von Business Schools, nachdem man die Gewichtung aller acht Kriterien, die zur Bewertung von MBA-Programmen herangezogen werden, sowie einige der subjektiven Beurteilungen, die zur Berechnung dieser Kriterien verwendet, geändert hatte.

Die Veröffentlichung verzögerte sich jedoch um eine ganze Woche. Denn viele Dekane waren entsetzt, nachdem sie eine unter Verschluss gehaltene Kopie des Rankings erhalten hatten. Ohne Erklärung änderte U.S. News das endgültige MBA-Ranking erneut. Dadurch änderte sich der Rang von 84 Business Schools um mindestens eine Position nach oben oder unten. Sieben Schulen fielen in der Rangliste um mehr als 20 Plätze. „Es ist schockierend“, zitierte das MBA-Portal Poets&Quants den Dekan einer Business School. „Sie haben die Kriterien ohne Vorankündigung geändert. Es gibt sehr, sehr wenig Transparenz. Sie haben die Rangliste nach Beschwerden angepasst, aber keine Erklärung gegeben. Einige sind also aufgestiegen, andere abgestiegen, und alle schütteln den Kopf.“

Laut der MBA-Rangliste liegt die Chicago Booth School of Business auf Platz 1, gefolgt von der Kellogg School of Management und der Wharton School. Rang 4 geht an die MIT Sloan School of Management. Platz 5 an die Harvard Business School und Platz 6 an die Stanford Graduate School of Business, gleichauf mit der Dartmouth Tuck School of Business, die sich damit um fünf Plätze verbesserte.

Die Columbia Business School und die UC-Berkeley Haas School of Business fielen aus den Top Ten auf Rang 11. Die Marshall School der University of Southern California und die Goizueta Business School der Emory University kletterten dagegen um vier Plätze auf Rang 15 bzw. 17.

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Die Änderungen in der Methodik führten zu gravierenden Ausschlägen nach oben und unten, insbesondere bei kleineren MBA-Programmen mit einer größeren Anzahl internationaler Studenten. Die Kogod School of Business der American University verschlechterte sich von Platz 76 im letzten Jahr auf Platz 122, während die Katz Graduate School of Business der University of Pittsburgh von Platz 55 im letzten Jahr um 31 Plätze auf Platz 86 fiel. Dagegen macht die Neeley School of Business der Texas Christian University einen Sprung um 17 Plätze von Platz 67 auf Platz 50.

Die Hälfte des neuen Rankings basiert auf der Vermittlung von Jobs und den Einstiegsgehältern mit Prämien. Die Jobvermittlung macht jetzt 30 Prozent des Rankings aus, vorher waren es 21 Prozent. Die Einstiegsgehälter werden nun mit 20 statt 14 Prozent bewertet. Zudem wurde der Stellenwert der GPAs (GPA steht als Abkürzung für „Grade Point Average“ und lässt sich als „Notendurchschnitt“ übersetzen) und der Zulassungsquoten von Studierenden erhöht und den standardisierten Testergebnissen verringert. Die GMAT- und GRE-Ergebnisse wurden mit 13 Prozent statt mit 16,25 Prozent gewichtet.

U.S. News beschloss, nur noch GPAs zu zählen, die auf einer 4,0-Skala angegeben sind, so dass die meisten internationalen Studenten nicht in die Berechnung einfließen. Diese Änderung wirkt sich stärker auf US-Schulen mit einer größeren Anzahl internationaler Studenten aus. „Die Anreize für Business Schools werden daher darin bestehen, die Aufnahme internationaler Studenten zu begrenzen“, erklärt ein Dekan einer Business School gegenüber Poets&Quants. Und das, obwohl amerikanische Schulen sowieso schon wesentlich weniger international sind als die meisten europäischen Topschulen. Das Ranking von U.S. News gilt als eine der wichtigsten Ranglisten in den USA.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.