EBS: Präsident Jahns unter Beschuss

Von am 26. Januar 2011

Der Präsident der European Business School, Christopher Jahns, steht wegen undurchsichtiger Geschäfte und Verbindungen zwischen der Hochschule und der Schweizer Beratergesellschaft BrainNet in der Kritik. Peinlich sind die Enthüllungen vor allem deshalb, weil sich wiederholt Jahns öffentlichkeitswirksam für die Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns stark gemacht und die EBS – laut eigenen Angaben – gemeinsam mit der Harvard Business School die Führungsrolle bei der Entwicklung eines Manager-Eids übernommen hat.

Laut einem Artikel im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hat EBS-Präsident Jahns enge und teils undurchsichtige Verbindungen zu zahlreichen Beratungs- und Beteiligungsfirmen. Die wiederum stehen „in so engen Verbindungen zu der Hochschule, das die Grenzen manchmal zu verwischen scheinen“. Das hätten nun die Verantwortlichen festgestellt, die für das Bundesforschungsministerium über einen Förderantrag zu entscheiden hatten.

Im Zentrum der Recherche steht dabei die Beratungsgruppe BrainNet. So berate die Firmengruppe, deren Präsident im Verwaltungsrat Jahns ist, die Hochschule des Präsidenten Jahns – zumindest zum Teil gegen Honorar. Schon bei einer kurzen Internet-Recherche über Jahns Beteiligungen an Schweizer Unternehmen wird einem schier schwindlig. So taucht oder tauchte sein Name – oft sogar als Präsident – bei The Logistics Consulting Company (LCC) AG St. Gallen, dem Supply Management Institute SMI International AG St. Gallen, der SMI Campus AG St. Gallen, der BrainNet Supply Management Consultants AG St. Gallen, der SMI Campus Group AG St. Gallen, der BrainNet Supply Management Group AG St. Gallen und der BrainNet AG St. Gallen auf.

SMI nimmt dabei eine Schlüsselrolle in dem Firmen-Geflecht ein. „Das Supply Chain Management Institute (SMI) ist weltweit eines der führenden Forschungsinstitute in den Bereichen Einkauf, Logistik und Supply Chain Management an der EBS Business School in Wiesbaden“, heißt es auf der Website. Für das Institut sei – so „Der Spiegel“ – wiederum eine Dienstleistungsgesellschaft tätig, die zwar SMI im Namen führt, aber nicht zur Hochschule gehört. Dahinter stecke eine Schweizer Aktiengesellschaft, die von mehreren BrainNet-Managern geführt werde und deren Präsident Jahns ist. Das legt zumindest den Verdacht einer Interessenkollision nahe, bei der sich EBS-Präsident Jahns als Geschäftsmann Jahns selbst Aufträge für seine Firmen zuschustert.

Der 41jährige, der seinen Wohnsitz im Schweizerischen St.Gallen hat, bestreitet alle Vorwürfe. Alles sei sauber, geprüft und genehmigt und alle seine Mandate seien vom Aufsichtsrat genehmigt, sagte er gegenüber dem „Der Spiegel“. Das mag zwar stimmen, mit einem transparenten Geschäftsgebaren hat das alles jedoch nicht viel gemeinsam.

Dabei gibt sich Jahns gern als großer Tugendwächter und wettert gegen die Gier der Manager. So arbeitet der 41jährige, selbst vom World Economic Forum in Davos zum Global Young Leader gekürt, derzeit gemeinsam mit den jungen Führungskräften, die sich für eine bessere Welt engagieren, am Hippokratischen Managereid. „Die EBS übernimmt hier die führende Rolle für Europa“, prahlte Jahns auf der Konferenz der European Foundation for Management Development im Juni, als sich Vertreter von Business Schools aus aller Welt auf dem Campus der EBS in Oestrich-Winkel trafen.

Dort stieß die Präsentation seiner überaus ambitonierten Zukunftspläne für die EBS bei so manchem Teilnehmer auf Kopfschütteln. Denn seit vergangenem Jahr firmiert die private Business School als EBS Universität für Wirtschaft und Recht i. Gr und baut eine Jura-Fakultät in Wiesbaden auf. Dabei enthält die Hochschule von der Stadt Wiesbaden und dem Land Hessen staatliche Unterstützung in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro.

Auf der Konferenz verkündete Jahns bereits weitere Pläne, wonach künftig ein Ableger des SMI eine dritte Fakultät – neben Wirtschaft und Recht – der EBS Universität bilden werde und dabei eine internationale Schlüsselrolle für die Positionierung von Hessen als Logistik- und Mobilität-Standort spielen werde. Das würde den undurchsichtigen Verflechtungen seiner SMI-Aktivitäten noch eine neue Dimension verleihen.

Inzwischen hat die EBS-Affäre auch die Politik erreicht. So wurde bekannt, dass Wiesbadens Oberbürgermeister Helmut Müller (CDU) ausgerechnet BrainNet den Auftrag gab, ein Gutachten für die defizitären Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) zu erstellen. Die Beraterfirma, mit Jahns als Verwaltungsratspräsidenten, habe 80 000 Euro für die „magere“ 16-Seiten-Analyse kassiert, schreibt die Frankfurter Rundschau. Oberbürgermeister Müller wiederum sitzt im Stiftungsvorstand der Privatuniversität.

Doch zumindest vom Aufsichtsrat hat Jahns – laut Einschätzungen von Insidern – nichts zu befürchten. Den habe der begabte Selbstdarsteller längst „eingewickelt“.

www.spiegel.de
Ein Interview mit dem Spiegel-Autor Armin Himmelrath:
www.wissen.radio.de

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.