USA werfen internationale Studenten raus
Laut einer neuen Regelung müssen internationale Studenten, deren Business Schools aufgrund der Corona-Pandemie im Herbst nur einen Online-Unterricht anbieten, die USA verlassen. Wer ein MBA-Studium beginnen will, das derzeit nur online durchgeführt wird, darf nicht einreisen.
Die amerikanische Regierung setzt offenkundig alles daran, um internationale Studenten loszuwerden oder von einem Studium in den USA abzuschrecken. Erst vor kurzem wurde das oft von internationalen MBA-Absolventen angestrebte H-1B Visum bis Ende 2020 gestoppt, nun werfen die USA alle Studenten raus, deren Hochschule nur einen Online-Unterricht anbietet.
So steht es in der am Montag verkündeten neuen Regelung der Immigration and Customs Enforcement Agency zur Änderung des „Student and Exchange Visitor Program (SEVP)“. Danach können ausländische Studenten mit einem F-1 Visum nur dann in den USA bleiben, wenn sie an einem Präsenzunterricht teilnehmen. Maximal einen Kurs und drei Credit Hours (eine Credit Hour entspricht drei Arbeitsstunden) dürfen sie dabei online absolvieren. Wenn die Hochschule aufgrund der Corona-Pandemie den Studiengang nur online anbietet, müssen sie das Land verlassen oder an eine Hochschule mit Präsenzunterricht wechseln. Sonst müssen sie mit ihrer Ausweisung rechnen.
Zudem erlaubt die U.S. Customs and Border Protection Studenten, die sich in einem Studiengang eingeschrieben haben, in dem derzeit nur online unterrichtet wird, keine Einreise mehr in die USA. Studenten, die an einem hybriden Unterricht (Kombination von Online- und Präsenzunterricht) teilnehmen, dürfen mehr als einen Kurs und drei Credit Hours online absolvieren. Allerdings müssen sich ihre Hochschulen für SEVP zertifizieren lassen.
Viele Studenten dürfte die neue Regelung vor unlösbare Probleme stellen. Denn viele Ausländer, die sich bereits in den USA befinden, können derzeit nicht zurück in ihr Heimatland, weil es dort ein Einreiseverbot für Reisende aus den USA gibt. Andere wiederum könnten in ihrem Heimatland nicht an einem reinen Online-Programm ihrer US-Hochschule teilnehmen, weil ihnen dort die notwendige IT-Infrastruktur fehlt, ganz abgesehen von dem teils enormen Zeitunterschied. Und vor allem was passiert, wenn Hochschulen aufgrund steigender Infektionszahlen auf reinen Online-Unterricht umsteigen müssen, um die Gesundheit ihrer Studenten nicht zu gefährden?
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Wer ein MBA-Studium in den USA plant, sollte sich das daher sehr gut überlegen. Denn so wie es derzeit aussieht, bekommen die USA die Corona-Pandemie nicht in den Griff und zudem nutzt die Regierung von Donald Trump die weltweite Gesundheitskrise, um ausländische Studenten aus dem Land zu werfen oder sie gar nicht erst einreisen zu lassen. Weitere Verschärfungen sind daher nicht ausgeschlossen.
Inzwischen meldet die New York Times, dass Harvard und das MIT Klage gegen die Trump-Regierung eingereicht haben.
Kanada kommt internationalen Studenten entgegen
Dass es auch anders geht, zeigt Kanada. Dort hat die kanadische Regierung im Mai die Regelungen für internationale Studenten aufgrund der Corona-Pandemie gelockert. Das betrifft vor allem die Dauer der Arbeitserlaubnis nach dem Studium. Normalerweise beschränkt das Post-Graduation Work Permit Program (PGWPP) die Zeit, in denen internationale Studenten ihr Studium im Fernunterricht absolvieren können. So wurde bisher die Zeit, die sie dabei außerhalb von Kanada verbracht haben, von der Dauer der Arbeitserlaubnis abgezogen. Diese Regelung wurde nun bis 31. Dezember 2020 aufgehoben. Studenten können ihr Studium außerhalb von Kanada beginnen und bis zu 50 Prozent per Fernstudium absolvieren, wenn sie nicht eher nach Kanada einreisen können.
Internationale Studenten seien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, trügen 21,6 Milliarden Dollar zum Bruttoinlandsprodukt bei und sicherten 2018 fast 170.000 Jobs, heißt es laut US-Magazin Forbes in einem Statement von Immigration, Refugees and Citizenship Canada.