US-Schulen: Die Zeichen stehen auf Sturm

US-Schulen und internationale Studienbewerber und Studierenden befürchten massive Verschlechterungen durch Donald Trump
Die Besorgnis über neue Steuern und Mittelkürzungen an den Business Schools unter Präsident Donald Trump wächst. US-Universitäten müssen mit Milliardenverlusten rechnen, wenn Donald Trump seine Drohungen wahr macht, Bundesmittel zu streichen und Strafsteuern auf Einrichtungen zu erheben, die seiner Meinung nach „von marxistischen Irren und Verrückten“ beherrscht werden, schreibt die Financial Times.
So habe er versprochen, die Stiftungsgelder der Universitäten zu besteuern, die Forschungsgelder des Bundes zu kürzen, ihre Einnahmen von Studierenden zu beschneiden und sie für ihre Haltung zu Fragen des „Kulturkampfes“ zu bestrafen. Diese Kombination von Druck könnte die Schließung oder Fusion einer Reihe mittelgroßer Hochschulen beschleunigen, prophezeit Nick Dirks, ehemaliger Kanzler der University of California in Berkeley.
„Die Zeichen stehen auf Sturm“, sagte Jonathan Fansmith, stellvertretender Vizepräsident für Regierungsbeziehungen beim American Council on Education, einer Mitgliedsorganisation von Universitäten und Hochschulen. In seiner ersten Amtszeit hatte Trump eine weitgehend symbolische Steuer in Höhe von 1,4 Prozent auf die Nettokapitalerträge von Colleges mit mindestens 500 Studenten und einem Stiftungsvermögen von mehr als 500.000 Dollar pro Studierendem eingeführt.
Trumps Vizepräsident JD Vance schlug letztes Jahr vor, die Steuer auf 35 Prozent zu erhöhen. Stiftungsgelder seien „auf dem Rücken der Steuerzahler unglaublich groß geworden“ und isolierten die Hochschulen von politischem oder anderem Druck, „und das ist der Grund, warum das Universitätssystem in diesem Land so wahnsinnig geworden ist“.
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Trump hatte im vergangenen Jahr erklärt, dass Hochschulen, die positive Diskriminierung und Initiativen zur Förderung der Vielfalt verfolgen, die er als „ungesetzliche Diskriminierung“ bezeichnete, mit Geldstrafen „bis zur Höhe ihres gesamten Stiftungskapitals“ belegt werden könnten, so die FT.
Universitätsvertreter fürchten auch Kürzungen der Bundesmittel für Forschung und Entwicklung, sowohl als Strafe für ihre wahrgenommene Ideologie als auch als Teil eines umfassenderen Bestrebens, die Staatsausgaben zu kürzen. Auch die wachsende Skepsis gegenüber der Wissenschaft macht vielen zu schaffen. Die beruht nicht zuletzt auf Trumps Absicht, Robert F. Kennedy Jr. zum Gesundheitsminister zu ernennen, einen Impfgegner mit Einfluss auf die jährlichen Forschungsgelder in Milliardenhöhe.
Anlass zur Sorge seien auch die Einnahmen aus Studiengebühren, insbesondere wenn es der neuen Regierung gelingt, die Programme von Präsident Joe Biden zum Erlass von Studiendarlehen zu kippen oder die Bundesunterstützung auf ein breiteres Spektrum kürzerer Ausbildungskurse von konkurrierenden Anbietern umzuverteilen. Trump habe versprochen, Ressourcen von bestehenden Universitäten abzuziehen, um eine neue kostenlose amerikanische Online-Akademie zu finanzieren, und das derzeitige Akkreditierungssystem zu überarbeiten, um mehr berufliche und gewinnorientierte Ausbildungseinrichtungen zu unterstützen.
Um einheitliche Standards für Abschlüsse zu sichern, müssten die Lehrpläne von unabhängigen Agenturen zertifiziert werden, schreibt Arnd Henze auf der Website der ARD. „Diese Zertifizierungen sind unsere Geheimwaffe“, drohte Trump im Juli und habe versprochen: „Ich werde die linksradikalen Agenturen feuern, die zugelassen haben, dass unsere Colleges von durchgeknallten Marxisten und Wahnsinnigen dominiert werden.“
Der Hass von Trump und seinen mehrheitlich weißen Anhängern richte sich vor allem gegen Förderprogramme für Minderheiten, die es inzwischen an fast allen Hochschulen gibt. Die Abkürzung DEI steht dabei für Diversity (Vielfalt), Equity (Gleichberechtigung), Inclusion (Teilhabe). Für Trump seien sie nur eine Form der Diskriminierung von heterosexuellen Weißen. Solche Programme sollen in Zukunft nicht mehr zertifiziert werden. Universitäten, die ihre DEI-Konzepte nicht aufgeben, sollen ihre Steuervorteile verlieren und vom Justizministerium „bis zur Gesamthöhe ihrer Vermögen“ auf Schadensersatz verklagt werden, so Henze.
Mit den Strafgeldern wolle Trump die „Opfer“ von DEI entschädigen – ein Geldregen für die treuesten Anhänger Trumps, die sich von den „woken“ Liberalen diskriminiert fühlen: „Die Hochschulen haben Hunderte von Milliarden Dollar von den hart arbeitenden Steuerzahlern erhalten, und jetzt werden wir diesen anti-amerikanischen Wahnsinn ein für alle Mal aus unseren Institutionen verbannen.“
Zahlreiche Projekte zu DEI, aber auch zu Environmental, Social und Governance (ESG) und Klimaschutz dürften daher künftig eingestampft werden (müssen). Unternehmen und Banken streichen bereits entsprechende Initiativen und Projekte in vorauseilendem Gehorsam. Und die großen Tech-Bosse machen – nicht zuletzt aus Eigennutz – einen Kniefall vor Trump.
Auch die Zahl der internationalen Studenten von der derzeitigen Rekordzahl von 1,1 Millionen könnte zurückgehen, da die Republikaner der Einwanderung generell ablehnend gegenüberstehen und strengere Visabestimmungen befürworten. So befürchten immer mehr internationale Studienbewerber und Studierende, dass sich die Rentabilitätsrechnung für ein Studium in den USA dramatisch verändert. In Trumps erster Amtszeit verzeichneten die US-Schulen einen Rückgang der Zahl internationaler Studierenden, was vor allem auf die weit verbreitete Auffassung zurückzuführen war, dass die USA für Studenten aus dem Ausland nicht mehr so willkommen seien, schreibt Poets&Quants. Einige internationale MBA-Studierenden lehnten es sogar ab, an einem Auslandsmodul während des Studiums teilzunehmen, weil sie befürchteten, nicht mehr in die USA zurückkehren zu dürfen. Und immer mehr internationale Studenten sahen sich mit langen Wartezeiten für ihre F-1-Studentenvisa konfrontiert.
Und eine erhebliche Zahl von US-Schulen, darunter Harvard und das MIT, haben ihren internationalen Studierende bereits geraten, vor Trumps Amtsantritt auf den Campus zurückzukehren aus Angst vor möglichen Einreiseverboten. Während seiner ersten Amtszeit als Präsident unterzeichnete Trump unmittelbar nach seinem Amtseintritt eine Verordnung, die die Grenzen des Landes für Menschen aus sieben überwiegend muslimischen Ländern schloss. Später fügte er dieser Liste sechs weitere Länder hinzu, darunter Nigeria und Myanmar.
Zulassungsverantwortliche an Business Schools und MBA-Berater berichteten, dass sie immer mehr Fragen zu künftigen Änderungen bei Visa und Arbeitsrichtlinien bekommen, vor allem von indischen und afrikanischen Bewerbern. „Das ist im Moment ein heißes Thema“, sagt Rishabh Gupta, Gründer von Gyan One Universal, einem führenden Berater für MBA-Zulassungen in Indien, gegenüber Poets&Quants. Es gebe vor allem drei große Sorgen, die sich auf Visa, Beschäftigungsmöglichkeiten nach dem Studium in den USA und das kulturelle Umfeld konzentrieren. „Es gibt Bedenken hinsichtlich der neuen Visapolitik, die einen Verbleib in den USA nach dem MBA-Studium für internationale Studierende erschweren könnte“, sagt er. „Es gibt Bedenken, ob Toparbeitgeber weiterhin in der Lage sein werden, internationale Absolventen in großer Zahl einzustellen, sowohl rechtlich als auch wirtschaftlich. Und es gibt Bedenken, ob die USA weiterhin so offen und einladend für internationale Studierende sein werden.“
Für die meisten internationalen Studenten ist ein MBA-Studium in den USA bereits ein teures Unterfangen. Allein die Ungewissheit über die Visa- und Arbeitsbedingungen kann die Rentabilität des Studiums verändern. Studieninteressierte stellen sich daher Frage, ob sich angesichts möglicher Hindernisse, der hohen Kosten und des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds ihre Investition in einen US-MBA noch lohnt.
Dabei sind viele US-Schulen, darunter auch einige der führenden Business Schools, abhängig von internationalen Studierenden, deren Anteil stetig stieg, während das inländische Bewerbungsvolumen in den letzten zehn Jahren zurückgegangen ist. So zogen im Jahr 2019 – zu Trumps erster Präsidentschaft -nur noch von 50 Prozent der internationalen Bewerber für ein Studium an einer Business School die USA in Betracht, ein Rückgang gegenüber von 67 Prozent im Jahr 2017 vor Trump. Der Rückgang der internationalen Studenten in den MBA-Bewerberpools, der durch die einwanderungsfeindliche Rhetorik und die Sorge um Arbeitsvisa verschreckt wurde, ist einer der Hauptgründe für den damals fünfjährigen Rückgang der Bewerbungen für Vollzeit-MBA-Programme in den USA, so Poets&Quants.
Es sieht nicht gut aus für die US-Schulen. Bleibt abzuwarten, was tatsächlich passiert. Auf jeden Fall ist es eine Chance für europäische und asiatische Business Schools.