Prozess gegen Ex-EBS-Präsident Jahns: Erster Zeuge sagt aus
Seit April steht der ehemalige Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, wegen Untreue-Vorwurf vor Gericht. Bisher durfte er seine – bisweilen befremdliche – Sicht der Dinge darstellen, nun wurde mit dem Leiter des Rechnungswesens der erste Zeuge befragt. Und das lief nicht unbedingt gut für Jahns.
Ralf Langendörfer, seit 2007 an der EBS tätig, beschrieb, dass Jahns Finanzgebaren intern schon länger als fragwürdig galt. Für etliche der Rechnungen, die seine Firmen an die EBS stellten, habe es keine vertragliche Grundlage und keine Leistungsnachweise gegeben. Das sei nicht nur ihm als Leiter des Rechnungswesens aufgefallen, auch der damalige Kanzler habe Probleme damit gehabt. Er hatte daher den Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Hellmut Albrecht, bereits im Frühjahr 2009 über fragwürdige Rechnungen des EBS-Präsidenten informiert. Die Folge: Albrecht stellte sich hinter Jahns und kurz darauf musste der Kanzler gehen.
Wohl exemplarisch für das Verhältnis zwischen Kanzler und Präsident schilderte der Zeuge einen Vorfall, bei dem es um ein Abonnement des Manager-Magazins ging, das ursprünglich auf Jahns persönlich lief, dann aber von der EBS bezahlt werden sollte. Der Kanzler habe Jahns deshalb nach einer Geschäftsführer-Sitzung unter vier Augen sprechen wollen. Der soll jedoch eine Klärung in der Sitzung gewollt haben. Als der Kanzler das Thema dort zur Sprache brachte, soll es zum Eklat gekommen sein und Jahns soll die Sitzung abgebrochen haben.
Dass Jahns beim Umgang mit fremden Geldern seine eigenen Maßstäbe hatte, zeigte bereits der Bericht der Wirtschaftsprüfer, die 2011 überprüften, ob die EBS öffentliche Gelder zweckentfremdet hat, die ihr das Land Hessen 2009 und 2010 für den Aufbau ihrer neuen Jura-Fakultät bezahlt hat. Zahlreiche der bemängelten Posten betrafen dabei Jahns selbst, wie etwa Reisekosten in Höhe von 14.944 Euro, deren vertragliche Grundlage laut Wirtschaftsprüfer unklar war.
Doch Jahns hatte offenbar uneingeschränkte Rückendeckung von Albrecht. Auch als dieser Anfang 2011 Kenntnis von der E-Mail bekam, in der Jahns plante, rund eine halbe Million Euro aus seinem EBS-Lehrstuhl für angefallene Kosten in seinen Privatfirmen nutzen zu wollen, sprach der Vorsitzende des Aufsichtsrates dem EBS-Präsidenten weiter das volle Vertrauen aus. Erst als im April 2011 ein – gegen strenge Auflagen außer Vollzug gesetzter – Haftbefehl wegen Verdachts der Untreue gegen den EBS-Präsidenten erging, ließ der Aufsichtsrat ihn fallen und kündigte ihm fristlos.
Die Staatsanwaltschaft wirft Jahns vor, 180 000 Euro von der EBS an die Beratergruppe BrainNet bezahlt haben, ohne dass es entsprechende Gegenleistungen gab. Er war damals an der Firmengruppe beteiligt. Jahns bestreitet die Vorwürfe. Seit langem liegt der Staatsanwaltschaft auch eine Strafanzeige gegen den Aufsichtsrat wegen Beihilfe zur Untreue vor, die jedoch erst bearbeitet wird, wenn der Fall Jahns abgeschlossen ist.
Thema im Jahns-Prozess am Mittwoch war auch die – nach Ansicht der Staatsanwaltschaft unerlaubte – private Nutzung des Dienstwagens. Niemand im Rechnungswesen, so der Zeuge, habe in Frage gestellt, dass die Privatnutzung des Dienstwagens erlaubt war. Einen schriftlichen Vertrag habe er aber nicht gekannt. Die Staatsanwaltschaft wirft Jahns daher Untreue in 52 Fällen vor. Der behauptet dagegen, dass ihm die EBS die private Nutzung erlaubt habe.
Zurecht gerückt wurde Jahns Vorwurf vor Gericht, die EBS habe sich die belastenden Aussagen des Fahrers dadurch erkauft, dass sie diesem einen lukrativen Hausmeisterjob mit einem unbefristeten Vertrag angeboten habe. Der befristete Vertrag des Fahrers sei nicht verlängert worden, er sei lediglich bis zum Vertragsablauf als Hausmeister tätig gewesen, erklärte der Zeuge.
Langendörfer bestätigte auch, dass die Liquidität der Privathochschule schon seit vielen Jahren ein Problem sei. Jahns habe die EBS daher mit „äußerster Konsequenz“ vorantreiben wollen, was hochschulintern nicht unumstritten gewesen sei.
Mit den Folgen hat die Privatuni noch heute zu kämpfen. Bereits 2011 machte sie ein Minus von 7,2 Millionen Euro. Und trotz öffentlichen Fördergeldern für den Aufbau der neuen Law School in Höhe von insgesamt rund 24 Millionen Euro und Millionen-Krediten von den Banken kann die EBS seit Mai die Miete für ihre Räume in Wiesbaden nicht mehr zahlen.