MBA-Bewerbung: Schulen ändern Auswahlkriterien
GMAT, Essays, Referenzen, Interviews – wer sich um einen MBA-Studienplatz bewirbt, muss etliche Hürden überwinden. Nun haben etliche Schulen ihre Anforderungen geändert. Mehr Gewicht wird dabei auf die Kommunikationsfähigkeiten gelegt. Wie aussagekräftig die neuen Auswahlkriterien sind, ist indes fraglich und für die Bewerber bedeuten sie vor allem mehr Aufwand.
An der Harvard Business School müssen die Bewerber für einen der 920 Studienplätze nur noch zwei statt bisher vier Essays schreiben. Auch andere Schulen haben die Zahl der verlangten Essays reduziert, bei denen MBA-Aspiranten ihre Gedanken zu vorgegebenen Themen (Beispiel: „Was wollen Sie mit dem MBA-Abschluss erreichen?“) darlegen müssen. So verlangt die MIT Sloan School of Management ebenso wie die Wharton School nur noch zwei statt bisher drei Essays.
Offenbar erkennen die Schulen zunehmend, dass das Schreiben von guten Essays nicht unbedingt relevant für den Erfolg im Studium und später als Manager ist. Eine Bewerbung für ein MBA-Studium sei kein Essay-Wettbewerb, erklärte Dee Leopold, Managing Director für MBA Admissions gegenüber der Financial Times.
Auch die Themen haben sich verändert. Statt nach dem eigenen Führungsstil zu fragen, sollen MBA-Studenten nun zum Beispiel beschreiben, welches Lied ihre Persönlichkeit am besten ausdrückt. An der Columbia Business School sollen Bewerber ein Essays zu einem dreiminütige Werbevideo über die Gemeinschaft an der Schule schreiben.
Manche Schulen erlauben es, eine PowerPoint-Präsentation statt einem Essay abzugeben. Andere fordern die Bewerber auf, einen Link zu persönlichen Blogs zu geben. Die Stern School of Business ermutigt Bewerber, ihre künstlicheren Fähigkeiten zu zeigen und statt einem Essay ein Video, eine Skulptur oder ein anderes Kunstprojekt vorzulegen.
Zudem gibt es offenbar einen Trend zum Interview. Dabei müssen die 1.800 Bewerber bei Harvard, die zum Interview eingeladen werden, zudem innerhalb von 24 Stunden ein Essay über ihre Interview-Erfahrung abgeben.
Wharton will dagegen als erste US-Topschule Gruppeninterviews einführen. Die Gruppendiskussionen, die in Philadelphia und anderen Städten weltweit durchgeführt werden, sollen es den potentiellen MBA-Studenten ermöglichen, ihre – bisher nur schwer erfassbaren – Teamfähigkeiten zu zeigen.
Wie aussagekräftig die neuen Auswahlmethoden sind, ist indes fraglich. Wie will man an einem Video oder einem Blog erkennen, ob ein Bewerber das Zeug für einen erfolgreichen Manager hat? Auch ob die Neuerungen bei den Bewerbern gut ankommen, darf bezweifelt werden. Denn wer sich – wie die meisten MBA-Aspiranten – bei mehreren Schulen bewirbt, hat nun einen deutlich höheren Aufwand.