Henley: Holpriger Neustart in Deutschland
Wie bereits berichtet, hat die Henley Business School eine neue Niederlassung in Frankfurt gegründet. Nun zeigt sich, dass der Neustart alles andere als reibungslos ablief und die Geschäftspraktiken der britischen Schule zumindest bemerkenswert sind.
Bereits seit 1990 bot Henley mit der Gesellschaft zur Förderung der Weiterbildung (gfw) an der Universität der Bundeswehr ein MBA-Fernstudium an. Der Vertrag mit der gfw lief bis Ende 2011. Doch daran hielt sich Henley nicht und beendete den Vertrag 2010 einseitig. Proteste der gfw über den Vertragsbruch soll Neil Logan, Director of International Business in Henley, rüde zurückgewiesen haben: Man könne ja gegen Henley klagen. Mehrfache Anfragen zu den Vorwürfen beantwortete Henley nicht.
Umso erstaunlicher ist, was der neue Deutschland-Chef, Felix Müller, dem Webportal MBA Channel (mit dem die Autorin seit Oktober 2010 nichts mehr zu tun hat) diktiert hat. Dort heißt es, der Vertrag habe 2010 geendet und Henley habe dann „selbst um Studenten kämpfen müssen“. In Wirklichkeit durfte die gfw bereits 2010 auf Anweisung von Henley keine neue MBA-Klasse mehr starten, obwohl es Anmeldungen dafür gab.
Der Grund sollen erhebliche finanzielle Probleme bei Henley gewesen sein. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Schule Finanzprobleme hat. Denn auch die Fusion bzw Integration des 1945 gegründeten eigenständigen Henley Management Colleges in die University of Reading geschah 2008 letztlich auch aus finanziellen Aspekten. Auch hierzu nahm Henely keine Stellung.
Nun wird wieder kräftig Geld in Deutschland investiert, vor allem in Marketingausgaben. Das sei schon immer so gewesen, Henley gebe viel Geld aus und wundere sich dann, dass der große Erfolg trotzdem ausbleibt, erzählt ein Insider. Als PR-Agentur hat der neue Deutschland-Chef die Agentur PS:PR engagiert, die früher Motivationsgurus wie den später im Knast gelandeten Jürgen Höller („Alles ist möglich“) vertrat und auch heute noch vor allem selbst ernannte Super-Trainer vermarktet. Schließlich war Müller zuvor bei Dale Carnegie Training tätig, einem Promoter des esoterisch-manipulativen Gedankenguts von Dale Carnegie, einem der Gründerväter des umstrittenen Positivdenkens.
Ob der Neustart in Deutschland gelingt, ist indes fraglich. Lange Jahre konnte Henley quasi ohne ernsthafte Konkurrenz auf dem deutschen Markt agieren. Doch inzwischen gibt es etliche berufsbegleitende MBA-Programme – auch von renommierten Schulen – mit geringen Präsenzzeiten. Auch die – wie Henley dreifach international akkreditierte – britische Open University ist mittlerweile recht stark in Deutschland. „Henley hat da ein ganz anderes Standing“, behauptet Deutschland-Chef Müller und will im Juni mit 15 Teilnehmern in München und im September mit 20 Teilnehmern in Frankfurt starten.
Den großen Vorteil des Programms sieht er darin, dass die MBA-Studenten Deutschland nicht verlassen müssen und sie in den 13 Präsenz-Workshops – wenn auch auf Englisch und unterrichtet von Dozenten aus England – über deutsche Wirtschaftsfragen diskutieren können. Wer dagegen in Henley selbst studiere, müsse sich zwangsläufig auch mit der britischen Wirtschaft auseinandersetzen, so Müller. Ein recht fragwürdiges Argument, wenn man bedenkt, dass einer der größten Pluspunkte eines MBA-Studiums die internationale Vernetzung und das Lernen von internationalen Teilnehmern ist. Einen Preisvorteil haben die deutschen Teilnehmer dabei auch nicht. Wer sich direkt in Henley anmeldet, zahlt sogar weniger.
Vor allem im Bereich Executive Education habe Henley große Ambitionen, so Müller. So gebe es bereits ein Topmanagement-Programm bei Beiersdorf, drei Programme bei der Telekom sowie zwei Topmanager-Programme bei Kaefer Isoliertechnik in Bremen.