Harvard: Höhere Steuer auf Stiftungseinkünfte

Mit der „One Big Beautiful Bill“ erhöht sich für die reichsten privaten Universitäten der Steuersatz für Stiftungsgelder von 1,4 Prozent auf bis zu acht Prozent. Das könnte Harvard mehr als 200 Millionen Dollar pro Jahr kosten.
Präsident Donald Trump unterzeichnete am Freitag, dem 4. Juli, ein umfassendes Steuer- und Ausgabenpaket, das die Steuer auf Harvards Stiftungseinkünfte deutlich erhöht. Die Gesetzgebung, die als „One Big Beautiful Bill“ bezeichnet wird, erhöht den Steuersatz für Stiftungsgelder von 1,4 Prozent auf bis zu acht Prozent, schreibt die Studentenzeitung The Harvard Crimson.
Mit einem Stiftungsvermögen von mehr als 2,9 Millionen Dollar pro Student und einem Gesamtvermögen von mehr als 53 Milliarden Dollar werde Harvard voraussichtlich in die höchste Steuerklasse fallen. Die Steuer beziehe sich nicht auf den Gesamtwert des Stiftungsvermögens, sondern auf die jährlichen Kapitalerträge, die sich im Steuerjahr 2024 auf 2,5 Milliarden Dollar beliefen.
Der Spitzensteuersatz gilt für Einrichtungen mit einem Stiftungsvermögen von mehr als zwei Millionen Dollar pro inländischem, gebührenpflichtigem Studenten. Harvard ist dabei eine der wenigen Institutionen – neben der Yale University, der Princeton University, der Stanford University und dem Massachusetts Institute of Technology, auf die das zutrifft.
Die Harvard Business School ist eine von zwölf Graduate Schools der Harvard University. Das Stiftungsvermögen der Harvard Business School erreichte im vergangenen Jahr die Rekordsumme von 5,4 Milliarden Dollar, das vor allem auf die beeindruckende Rendite von 9,6 Prozent für die Investitionen der Schule zurückzuführen ist. Das Stiftungsvermögen der Business School allein ist größer als das der gesamten Universitäten von Carnegie Mellon, Boston College oder Georgetown University. Im Jahr 2024 konnte Harvard daher 53 Millionen Dollar an Stipendien für seine MBA-Studenten bereitstellen, was 28 Prozent der gesamten Studiengebühren für alle Studenten entspricht.
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Das Gesetz – ein umstrittenes Gesamtpaket, das unter anderem Kürzungen bei Medicare, ein Verbot der Finanzierung von geschlechtergerechter Pflege und von Planned Parenthood sowie erweiterte Militärausgaben vorsieht – wurde am Donnerstag mit 218:214 Stimmen vom Repräsentantenhaus verabschiedet, wobei nur zwei Republikaner mit Nein stimmten. Der Senat verabschiedete das Gesetz am Dienstag mit 51:50 Stimmen, wobei die Stimme von Vizepräsident JD Vance den Ausschlag gab.
Die Unterzeichnung sei der Höhepunkt eines jahrelangen politischen Drucks, der auf den Reichtum von Harvard abzielt, schreibt The Harvard Crimson. Seit der Einführung der Steuer im Jahr 2017 hätten die Gesetzgeber – vor allem die Republikaner – immer aggressivere Vorschläge unterbreitet, um die ihrer Meinung nach übermäßigen, nicht besteuerten Stiftungsgewinne an Eliteuniversitäten einzudämmen. JD Vance – damals Senator aus Ohio – brachte 2023 ein Gesetz ein, um die Verbrauchssteuer auf 35 Prozent zu erhöhen und mehrere Steuervergünstigungen für reiche Institutionen zu streichen. Stiftungsgelder seien „auf dem Rücken der Steuerzahler unglaublich groß geworden“ und isolierten die Hochschulen von politischem oder anderem Druck, „und das ist der Grund, warum das Universitätssystem in diesem Land so wahnsinnig geworden ist“. Doch bisher habe kein Vorschlag eine Abstimmung in der gesamten Kammer überstanden.
Die Verabschiedung des Gesetzentwurfs sei nicht das schlimmste Szenario für Harvard – der Steuersatz von acht Prozent ist weniger als die Hälfte des ursprünglich vom Repräsentantenhaus vorgeschlagenen Satzes. Der ursprüngliche Vorschlag des Repräsentantenhauses sah einen Spitzensteuersatz von 21 Prozent vor. Der Gesetzentwurf bedeute einen erheblichen und dauerhaften Eingriff des Bundes in die Finanzen von Harvard. Nach dem neuen Gesetz könnte sich die Steuerbelastung für Harvard im Vergleich zum derzeitigen Steuersatz von 1,4 Prozent, der Ende dieses Jahres ausläuft, immer noch verfünffachen.
Diese Änderung werde die Finanzen von Harvard erheblich belasten. Die Ausschüttungen des Stiftungsvermögens machen im Finanzjahr 2024 37 Prozent der Betriebseinnahmen der Universität aus – die größte einzelne Finanzierungsquelle. Da fast 80 Prozent des Stiftungsvermögens durch alte Verträge und Bedingungen der Spender eingeschränkt sind, werde die Steuerlast vor allem den kleinen Teil der flexiblen Mittel belasten, der für Kernausgaben wie finanzielle Hilfe, Fakultätsgehälter und Forschung verwendet wird.
Zu den möglichen Reaktionen könnten Ausgabenkürzungen durch Entlassungen oder Programmkürzungen, eine Verringerung der jährlichen Stiftungsausschüttung oder die Umwidmung nicht zweckgebundener Mittel für langfristige Initiativen gehören. Die neue Steuer tritt sofort in Kraft und gilt für das laufende Haushaltsjahr, das am 1. Juli begonnen hat.
Harvard argumentiert seit langem, dass die Besteuerung von Stiftungserträgen die wichtigsten akademischen Prioritäten wie finanzielle Hilfe, Forschung und Unterstützung des Lehrkörpers untergraben könnte, so The Harvard Crimson. Im ersten Quartal 2025 gab Harvard 230.000 Dollar für Lobbyarbeit auf Bundesebene aus – die höchste Summe seit 2008. 90.000 Dollar gingen an Ballard Partners, eine prominente Lobbying-Firma mit engen Verbindungen zur Trump-Regierung. Ein Großteil der Lobbying-Aktivitäten von Harvard konzentrierte sich auf die Besteuerung von Stiftungsgeldern, die Unterstützung von Studenten und die Forschungsfinanzierung, wie aus den Bundesangaben hervorgeht.
Die Gesetzgebung stelle ein weiteres Alptraumszenario für Harvard dar, das sich seit Monaten bemüht, die politischen Feuer in Washington zu löschen. Seit April steht die Universität unter dem zunehmenden Druck sowohl des Kongresses als auch des Weißen Hauses. Dazu gehören das Einfrieren von Forschungsgeldern in Höhe von fast drei Milliarden Dollar, die Drohung, ihr die Steuerbefreiung zu entziehen, und wiederholte Versuche, ihr die Möglichkeit zu nehmen, von ausländischen Regierungen unterstützte Studenten zu immatrikulieren.