Global Drucker Forum: Der MBA-Markt schrumpft
Der MBA-Markt werde abflauen, prophezeiten renommierte Managementexperten auf dem Global Drucker Forum in Wien. Der Managementstudium sei zu teuer und zu irrelevant.
Beim 9. Global Drucker Forum in Wien diskutierten in diesem Jahr renommierte Professoren von führenden Business Schools, Manager und Berater über das Thema „Growth and inclusive Prosperity“. Wie geht es weiter mit der Wirtschaft und wer profitiert davon? Deutliche Skepsis äußerten einige Teilnehmer dabei auch zur Zukunft des MBAs.
Die Zeiten, wo man im Klassenzimmer lernt, wie man ein Unternehmen führt, sind vorbei, ist der Sozialphilosoph Charles Handy überzeugt. In den 1960er Jahren war er einer der Mitbegründer der London Business School und lehrte später dort. Der MBA werde verschwinden und es werden vielleicht zehn große Schulen übrigbleiben, so seine Prognose.
Auch Hal Gregersen, Executive Director des MIT Leadership Center, glaubt, dass es viele MBA-Programme in zehn Jahren nicht mehr geben werde. Denn vieles, was heute ein Professor leiste, ließe sich automatisieren und online vermitteln.
Wenig optimistisch ist auch Roger Martin, langjähriger Dean der Rotman School of Management in Toronto, und einer der weltweit führenden Vordenker im Management. „Der MBA ist zu teuer für den Wert, den er schafft“, erklärte Martin auf dem Global Drucker Forum.
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Noch immer fehle ein integrativer Ansatz und die Studiengänge seien zu technokratisch und quantitativ mechanistisch angelegt. „Es gibt kein Marketing- oder Accounting-Problem“, so der Managementexperte, der an der Rotman School das Martin Prosperity Institute leitet. „Es gibt nur Geschäftsprobleme.“
„MBAs lernen Tools und wenn ein Problem auftaucht, dann fragen sie, welches Tool sie nützen müssen anstatt auf eine Kombination der Tools zu setzen“, kritisiert Martin, der bei Thinkers50, einer weltweiten Liste der führenden Vordenker im Management, gerade auf Platz 1 landete. Die Studiengänge müssten daher deutlich holistischer werden.
Der MBA-Markt werde schrumpfen, ist Martin überzeugt. Künftig werden mindestens 40 Prozent der MBA-Programme online ablaufen und in 20 Jahren werde es nur noch zehn Prozent der Professoren geben, die heute aktiv sind. Die Topschulen werden überleben, während sich die Mitte ausdünnen werde.
Bessere Chancen sieht er bei Part-time- und Executive MBA Programmen, bei denen sich das Gelernte gleich in der Praxis umsetzen lässt. Auch Executive Education Programme ohne akademischen Abschluss, die sich Manager im Cafeteria-Stil je nach Bedarf auswählen können, werden weiter gefragt sein.
Dass der MBA in Deutschland bisher noch keinen großen Stellenwert hat, liegt für den kanadischen Managementprofessor auch an der geringen Bekanntheit. Das sei dasselbe wie mit dem Fußball (Soccer) in den USA. Weil dort niemand Fußball spiele, sei die Sportart einfach irrelevant.
In den USA lässt sich die Erosion des MBA-Marktes bereits beobachten. Dort haben einige Business Schools aufgrund der Nachfrage-Flaute ihren Vollzeit-MBA abgeschafft und setzen stärker auf berufsbegleitende Programme.
Ein wesentlicher Grund für das geringere Interesse sind die hohen Kosten des MBA-Studiums. Die Schulden von MBA-Absolventen haben inzwischen einen Höchststand erreicht und immer weniger Amerikaner wollen sich für ein MBA-Studium verschulden.
Aber auch der Arbeitsmarkt ändert sich. Treffen die Prognosen zu, werden künftig durch Roboter und neue Technologien immer mehr Jobs in den Unternehmen verschwinden und immer weniger Menschen werden einen festen Vollzeitjob haben.
„Wir werden alle wie Schauspieler leben, die sich von einem Engagement zum nächsten hangeln“, prophezeit Charles Handy. Der Mehrheit werde es dabei finanziell nicht besonders gut gehen und er mache sich Sorgen um die Menschen, die damit nicht klar kommen.