Frankreich: Grandes Écoles suchen neue Geldquellen
Bisher wurden die führenden Business Schools in Frankreich meist von den örtlichen Handelskammern mitfinanziert. Damit ist nun Schluss und sie müssen neue Einkommensquellen suchen.
Wenn in Frankreich die Rede von den führenden Business Schools ist, sind damit oft die Grandes Écoles gemeint wie die HEC Paris, die ESSEC Business School, die ESCP Europe oder EM Lyon. „Möchte man in Frankreich in der Wirtschaft arbeiten, führt der klassische Weg an eine Grande École, nicht an eine Universität“, erklärt Professor Andreas Kaplan, Rektor der ESCP Europe in Berlin. Die Wirtschaftshochschulen unterstehen dabei nicht – wie die Universitäten – dem Bildungsministerium, sondern in der Regel den lokalen Industrie- und Handelskammern und wurden bisher auch von ihnen mitfinanziert. Doch damit ist nun Schluss und die Schulen müssen neue Einnahmequellen erschließen.
Dabei war auch der Status der Schulen eine französische Besonderheit. Bisher seien die Grandes Écoles eine Unterabteilung der Handelskammer und damit keine eigenständigen juristischen Personen gewesen, erklärt Kaplan. Wenn eine Business School daher zum Beispiel EU-Gelder beantragen wollte, musste das der Präsident der Handelskammer unterschreiben. Das sei schon relativ aufwändig gewesen. Mittlerweile sind viele der Schulen eigenständige juristische Personen. Bei der ESCP Europe ist das seit Januar 2018 der Fall.
Auch die ESCP Europe wurde in den letzten zehn Jahren mit rund zehn Prozent ihres Budgets von der Pariser Handelskammer finanziert. Früher sei das sogar einmal die Hälfte gewesen, sagt der Berliner Rektor Andreas Kaplan. Nach der schrittweisen Reduzierung gibt es dieses Jahr nichts mehr. „Zehn Prozent sind zwar kein Pappenstiel, aber lassen sich auch anderweitig kompensieren“, sagt Kaplan und sieht für die Grandes Écoles grundsätzlich drei Möglichkeiten: externes Fundraising, effizientere Kostenstrukturen und teilweise höhere Studiengebühren.
Die HEC Paris startete bereits im Juni ihre neue Kampagne „Impact Tomorrow“, bei der sie in fünf Jahren 200 Millionen Euro Spenden einsammeln will. Damit sollen Alumni und die Wirtschaft die Schule unterstützen, ihre Finanzen zu konsolidieren und die Geschwindigkeit ihrer Transformation erhöhen. Bis Juni hatte die HEC bereits 70 Millionen Euro von 8.000 Spendern eingeworben. 18 Prozent von ihnen sind internationale Absolventen. Zu den Spendern gehören auch 43 Partnerunternehmen. Allein HEC-Alumnus Jean-Paul Agon, CEO von L’Oréal, hat eine Million Euro in eine Treuhandstiftung der HEC Foundation eingezahlt, um die Chancengleichheit und soziale Diversität der Business School zu verbessern.
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Die Grandes Écoles können aber auch bis zu 49 Prozent ihrer Anteile an Investoren verkaufen, wobei jedoch keiner mehr als 33 Prozent halten darf. Die Mehrheit bleibt daher bei der Handelskammer. „Die Investoren bekommen keine Dividenden“, erklärt ESCP-Europe-Rektor Kaplan. „Dies soll sicherstellen, dass die Schulen weiterhin ausschließlich einem gemeinnützigen Zweck dienen.“ Für die ESCP Europe kamen solche externen Investoren bisher noch nicht in Frage.
Die EMLyon Business School hat als erste Schule dagegen bereits für 40 Millionen Euro Anteile an zwei externe Investoren verkauft. Je 14 Prozent gingen an die staatsgebundenen Qualium Investissement und den Private Equity Fund Bpifrance Investissement. Geplant sind weitere Verkäufe an Investoren sowie Mitarbeiter und Alumni. So will man 100 Millionen Euro einsammeln und den Anteil der Handelskammer damit auf 51 Prozent reduzieren.
“Unsere Ambition ist es, eine der Top 10 Business Schools in Europa zu werden“, sagte der Dean Tawhid Chtioui gegenüber der Financial Times und betont die Beibehaltung der akademischen Werte und ihren Schutz durch das weiter bestehende Mitspracherecht der Handelskammer.
Auch andere Grandes Écoles wie die Grenoble Ecole de Management, die Toulouse Business School und die Neoma Business School sind derzeit auf der Suche nach neuen Investoren und betonen, ihre akademische Qualität beibehalten zu wollen und den Wunsch der Handelskammern nach ihrer Aufsicht zu akzeptieren.