ESMT: Börsig bei der Präsidentensuche gescheitert?
Seit Juli sucht die ESMT einen neuen Präsidenten. Eine Kommission unter Leitung des ESMT-Aufsichtsratsvorsitzenden, Clemens Börsig, sollte einen geeigneten Nachfolger finden. Bisher erfolglos. Dafür wird Interims-Präsident Professor Jörg Rocholl seit Monaten als Präsident bezeichnet.
Seitdem der bisherige ESMT-Präsident Lars-Hendrik Röller am 1. Juli überraschend ins Kanzleramt wechselte, suchte die ESMT (European School of Management and Technology) in Berlin nach einem neuen Präsidenten. Ein Komitee unter Leitung von Clemens Börsig, im Hauptberuf Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Bank, suche international nach Kandidaten, hieß es bereits Anfang Juli. „Wir fokussieren uns dabei auf Kandidaten, die international anerkannte und herausragende Forschungsleistungen sowie substantielle Erfahrungen in einer Business School oder einer ähnlichen Einrichtung aufweisen können“, so Börsig.
Doch bisher ist Börsig offenbar erfolglos. Insider berichten, der Vorsitzende des ESMT-Aufsichtsrats hätte sich schon längere Zeit auf einen einzigen Kandidaten festgelegt. Dieser sollte im November den Vertrag unterschreiben. Doch daraus wurde offenbar nichts. Wer der Auserwählte war, soll selbst ESMT-Mitarbeiter nicht bekannt sein. Hat Börsig die Suche nun aufgegeben?
Merkwürdig ist zumindest, dass Professor Jörg Rocholl seit Anfang Dezember von der ESMT immer wieder als ESMT-Präsident tituliert wurde. Sogar in der Signatur der offiziellen E-Mails der Schule taucht Rocholl als „President“ auf. Die Frage, ob Rocholl denn nun offiziell vom ESMT-Aufsichtsrat als neuer ESMT-Präsident ernannte wurde, wollte Börsig nicht antworten und verwies an Rocholl.
Auch der schweigt. Dafür antwortete die Presseabteilung: „Herr Rocholl hat die Leitung der ESMT für eine Interimszeit übernommen, bis ein Nachfolger für Herrn Röller gefunden ist. Um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, nutzen wir auf unserer Website und in der Pressemappe weiterhin die Bezeichnung ‚Interim President‘. In Pressemitteilungen verwenden wir den kürzeren Titel ‚President‘.“ Eine reichlich merkwürdige Praxis.
Börsig hatte bereits bei der Suche nach einem Nachfolger für Josef Ackermann eine recht unglückliche Figur gemacht. So wurde ihm vorgeworfen, Ackermanns Favoriten, Axel Weber, vergrätzt zu haben. „Der ‚Professor‘, wie er in der Bank abschätzig genannt wird, habe die Gespräche verkompliziert, besserwisserische Vorträge gehalten und den Ex-Notenbanker vergrault“, schrieb die Wirtschaftswoche. Börsig sei „nach Ansicht vieler Aufsichtsräte und Vorstandsmitglieder der Größe seiner Aufgabe nicht gewachsen“, hieß es im Handelsblatt. Schon 2009 hatte Börsig bei der Suche nach einem Ackermann-Nachfolger eine Blamage erlebt. Weil die Deutsche Bank keinen geeigneten Kandidaten hatte, präsentierte er sich selbst als möglichen Nachfolger und scheiterte.