EBS: Professoren-Posse Teil 2

Von am 7. November 2012

Acht Monate führte Ralph Tunder an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht unrechtmäßig seinen Professor-Titel. Das Wissenschaftsministerium störte sich offenbar nicht daran. Erst nach einer erneuten Anfrage war der Professor-Titel plötzlich verschwunden und die EBS eiert herum. Das Berufungsverfahren, bei dem eigentlich Herr Tunder zum Senior Professor gekürt werden sollte, wurde inzwischen beendet – ohne Ergebnis.

Bereits im September wurde auf diesem Blog darüber berichtet, dass Ralph Tunder auf der EBS-Website noch immer als Juniorprofessor (Assistant Professor) bezeichnet wurde, obwohl die Juniorprofessur auf sechs Jahre beschränkt ist und damit im Februar 2012 endete. Angesprochen auf den Verstoß gegen das Hessische Hochschulgesetz, antwortete die EBS am 27.September: „Die EBS hält sich an die entsprechenden Vorgaben und insbesondere auch an die Regelungen des Hessischen Hochschulgesetzes“ – was offenkundig schlichtweg gelogen war.

Rückendeckung bekam die EBS vom Ministerium. Denn obwohl man dort bereits seit September von dem Gesetzesverstoß wusste, passierte nichts. „Die Aufsichtspflicht des Ministeriums umfasst nicht die flächendeckende Beobachtung aller Internetseiten aller privater Hochschulen“, schreibt Pressesprecher Ulrich Adolphs mit einer fast schon zu bewundernden Dreistigkeit und ergänzt: „Der Hinweis wird Anlass geben, die EBS darauf hinzuweisen, dass die Internetpräsentation regelmäßig und insbesondere im Hinblick auf den Status des Personals zu aktualisieren ist.“ Das ist dann wohl auch passiert, denn am 26.Oktober war der Professor-Titel weg.

Auf die erneute Anfrage, warum man so dreist gelogen hat, musste die EBS eine knappe Woche über eine Antwort brüten. Erst als der Professor-Titel schon einige Tage verschwunden war, kam die – wie immer – bemerkenswerte Antwort.

„Wir prüfen Möglichkeiten, Herrn Tunder in eine Lebenszeitprofessur in einem ordentlichen Verfahren zu übernehmen. Dies erweist sich als rechtlich komplexer und dadurch langwieriger Prozess“, schreibt die von der EBS beauftragte PR-Agentur HeringSchuppener als „Sprecher der EBS“. „Es ist richtig, darauf hinzuweisen, dass dieser Prozess zu lange über das Ende der Juniorprofessur angedauert hat. Insofern bedauere ich, dass wir in unserer Antwort vom 26./27. Sept. 2012 diese Verzögerung nicht eingeräumt haben.“

Deshalb habe man, auch nach „Konsultation mit dem Ministerium“, entschieden, dass „Herr Tunder den Titel Professor bis auf weiteres nicht mehr verwendet.“ Hinter der „Konsultation“ dürfte wohl eher der Druck des Ministeriums gestanden haben.

Bemerkenswert ist die Antwort vor allem deshalb, weil die EBS offenbar immer noch versucht, Herrn Tunder zu einem Professor-Titel zu verhelfen, obwohl er so gut wie keine Forschungsleistungen aufzuweisen hat. Die bisherigen Versuche, ihn zum Senior oder Honorar-Professor zu ernennen, sind gescheitert. Sie wären ein Verstoß gegen die Satzung der Hochschule gewesen. Nun darf man gespannt sein, welche Tricks sich die Universität als nächstes einfallen lässt.

Welche Farce die offizielle Auschreibung der Professur war, zeigt sich auch daran, dass das Berufungsverfahren inzwischen beendet wurde, ohne dass einer der elf Bewerber zum Zug kam.

Für eine seriöse Universität wäre das Titel-Geschachere eigentlich ein Mega-Gau – zumal es auch nicht der erste Fall ist, in dem ein Juniorprofessor seinen Titel unrechtmäßig genutzt hat.

Doch bei der EBS sieht man das wohl anders. EBS-Präsident Rolf Cremer schweigt dazu. Anfragen an ihn werden nicht beantwortet. Insider-Informationen zufolge soll er mit seiner Aufgabe überfordert sein und von dem Professoren-Gemauschel nichts mitbekommen haben.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.