EBS: KPMG kündigt Vertrag mit der Privatuni
Im Juli hatte die Wirtschaftprüfung KPMG die Firmengruppe BrainNet übernommen, die im Mittelpunkt der Untreue-Vorwürfe gegen den Ex-Präsidenten der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, steht. Er war an der Firmengruppe beteiligt. Dazu gehört auch die SMI Campus GmbH, die bisher der exklusive Dienstleiter für Weiterbildungsangebote an der EBS im Bereich Logistik war. Nun hat KPMG ein eigenes Institut gegründet und den Vertrag mit der EBS gekündigt.
Offene Kommunikationspolitik ist offenbar keine Stärke der Wirtschaftsprüfung KPMG. Mehrfache Anfragen zur Zukunft von SMI Campus blieben unbeantwortet. Gestern nun verkündete KPMG die Gründung des Institute of Corporate Education (incore) in Berlin. Incore wolle sich der praxisorientierten Forschung im Bereich der Corporate Education widmen und Grundlagenmodelle für unternehmensinterne Weiterbildung entwickeln. Dazu werde das Institut mit einem eigenen Think Tank, vier fachlich ausgerichteten Departments und Stiftungslehrstühlen auch langfristige inhaltliche und didaktische Trends in der Weiterbildung erforschen, schreibt KPMG.
„Die Forschungsergebnisse des Instituts sollen auch die wissenschaftliche Grundlage für die Arbeit der Education Division der KPMG AG bilden, die wiederum für Unternehmen und öffentliche Organisationen vielfältige Weiterbildungsmaßnahmen konzipieren und durchführen wird.“ Das klingt alles sehr wolkig, zumal KMPG keine Auskunft dazu gibt, wer dort arbeiten und forschen soll. Bisherige Versuche, Hochschulen für eine Kooperation zu gewinnen, sollen zu keinem Ergebnis geführt haben.
Geschäftsführerin des neuen KPMG-Instituts ist Nicole Gaiziunas, die Lebensgefährtin von Jahns. Sie sei zuletzt „Mitglied der Geschäftsführung der EBS Executive Education GmbH der European Business School“ gewesen, heißt es in der KPMG-Pressemeldung. Das ist bemerkenswert. Denn Gaiziunas hatte diesen Posten schon seit mindestens Juni 2011 nicht mehr. Allerdings ging die Mauschelei bei SMI Campus und der EBS unbeirrt weiter und noch im Mai 2012 trat Gaiziunas als Geschäftsführerin eines EBS-Instituts auf, obwohl die EBS dies vehement bestritt.
Gestern wurde nun bekannt, dass KPMG den Vertrag von SMI Campus mit der EBS bis 30.November gekündigt haben soll, was für die finanziell schwer angeschlagene EBS ein weiterer herber Rückschlag ist. Denn EBS-Präsident Rolf Cremer setzt vor allem auf den Bereich Executive Education, um die Finanzlage der Uni zu verbessern. Nun brechen ihm weitere Einnahmen weg. Denn SMI Campus musste von seinen Einnahmen Lizenzgebühren (Royalities) an die EBS abführen. Zudem gibt es mit incore einen neuen Konkurrenten, dessen Geschäftsführerin die bisherigen EBS-Kunden bestens kennt. Ganz zu schweigen von dem erneuten Imageschaden für die Privatuni. Der Hessische Rundfunk berichtete bereits von einem möglichen Rücktritt Cremers.
Insider würden sich indes nicht wundern, wenn bei incore bald auch der wegen gewerbsmäßiger Untreue angeklagte Ex-EBS-Präsident Jahns auftaucht, der selbst von seiner völligen Unschuld überzeugt ist. Schließlich hatte er vor kurzem in einem Interview von interessanten Angeboten im Weiterbildungsbereich berichtet. Laut einem Bericht im HR soll er zumindest schon seine Wohnung in Frankfurt aufgegeben haben, möglicherweise um mit seiner Lebensgefährtin Gaiziunas nach Berlin zu ziehen.
Jahns hatte sich lange Zeit – wohl auch berechtigte – Hoffnung auf den Posten als Geschäftsführer der FAZ Business School gemacht. Dort war auch SMI Campus bereits tätig und wollte wohl künftig stärker mit der FAZ zusammenarbeiten. Seit Sommer lässt die FAZ jedoch über eine Personalberatung nach einem neuen Geschäftsführer suchen.