EBS-Finanzlage: „Zahlen gehen Sie gar nichts an.“
Eigentlich wollte Robert J.Koehler, Aufsichtsratsvorsitzender der in massiven Finanznöten steckenden EBS Universität für Wirtschaft und Recht, die gute Nachricht verkünden, dass die Finanzierung der EBS bis 2017 gesichert sei. Doch die kurzfristig anberaumte Pressekonferenz kurz vor Weihnachten geriet zum Eklat und lässt erneut an der Führung der Privatuniversität zweifeln.
Man sollte meinen, dass Robert J. Koehler, bis Ende 2013 Vorstandschef der SGL-Gruppe in Wiesbaden, die Grundregeln im Umgang mit der Presse kennt. Doch weit gefehlt. Als die sechs anwesenden Journalisten Koehler bei der eilig einberufenen Pressekonferenz nach den aktuellen Planzahlen fragten, antwortete dieser aufbrausend: „Die Zahlen gehen Sie gar nichts an.“ Daraufhin verließen die Reporter geschlossen das Pressegespräch. Das berichten übereinstimmend sowohl die Frankfurter Rundschau als auch der Wiesbadener Kurier. Zudem soll Koehler verlangt haben, dass alle wörtlichen Zitate autorisiert werden müssten – eine völlig abstruse Forderung bei einer Pressekonferenz.
Der Auftritt Koehlers, den das ManagerMagazin im Zusammenhang mit den internen Machtkämpfen bei SGL-Carbon als „selbstherrlichen Manager“ bezeichnete, lässt nicht nur weiter an der Führung der EBS zweifeln, sondern ist auch ziemlich dreist für den Aufsichtsratsvorsitzenden einer Privatuni, die 23 Millionen Euro öffentliche Fördergelder für den Aufbau ihrer neuen juristischen Fakultät bekommen hat und trotzdem nur mit Bankkrediten überleben kann.
Nun sollen die fünf beteiligten und namentlich nicht genannten Banken die Finanzierung bis Mitte 2017 garantieren. Zudem sollen EBS-Alumni mehrere 100.000 Euro zur Rettung ihrer Uni beitragen, die sich offenbar schon seit 2008 in finanziellen Nöten befindet.
„Die intensiven Sparbemühungen der jüngeren Vergangenheit tragen Früchte. Wir sind nahe an einer echten schwarzen Null – das heißt, einem ausgeglichenen Ergebnis ohne zusätzliche Landeszuschüsse“, wird Koehler in einer Pressemeldung der EBS zitiert. In den vergangenen Monaten habe die Universität die Grundlagen für eine stärkere Diversifizierung der Einnahmeströme gelegt. Künftig sollen höhere Erlöse aus der Weiterbildung, einem professionellen Fundraising sowie der intensiveren Einwerbung von Drittmitteln generiert werden.
Das alles kommt einem bekannt vor. Denn das hatte der damalige EBS-Präsident Rolf Cremer bereits Ende 2012 auch schon versprochen. Doch bisher ist davon nicht viel zu merken.
Laut veröffentlichter Bilanz machte die EBS 2011 7,2 Millionen Euro Minus. Neuere Zahlen wurden bisher nicht veröffentlicht.
Erst Anfang Dezember wurde bekannt, dass die EBS die Stadt Wiesbaden erneut um eine Mietstundung gebeten hat und damit den 2012 vorgestellten Wachstumsplan zur Makulatur machte. Danach wollte die EBS bereits 2014 wieder Gewinn machen.
Ihre Pläne, die Jura-Fakultät im alten Gerichtsviertel in Wiesbaden anzusiedeln, hat die EBS vor kurzem aufgegeben, nachdem sie die Stadt lange hingehalten hatte.