EBS feiert ihre Sanierung

Von am 23. Oktober 2015
Schwertfeger

Die EBS Universität für Wirtschaft und Recht feiert sich bei einer Spenden-Gala für ihre angeblich gelungene Sanierung. Nachdem die Privatuni im April erneut kurz vor der Pleite stand, will sie zum Ende des Geschäftsjahres erstmals seit vielen Jahren schwarze Zahlen schreiben.

„Unser Anfang des Jahres gestartetes Programm Change Campus 2021 trägt Früchte“, erklärte Geschäftsführer Holger Follmann. „Wir haben unsere finanziellen Rahmenbedingungen so verbessert, dass die EBS zum Ende des Geschäftsjahres 2015 erneut schwarze Zahlen schreiben kann.“ Gelungen sei die Sanierung, weil die Dietmar Hopp Stiftung und der EBS Alumni e.V. auf Darlehen in Höhe von insgesamt 2,6 Millionen Euro verzichteten und die Banken einem Teilverzicht in Höhe von 2,7 Millionen Euro zugestimmt hatten. Dadurch habe die EBS ihr Eigenkapital um insgesamt 5,3 Millionen Euro verbessert.

Stutzig macht allerdings das Wörtchen „erneut“. Denn dass die EBS schwarze Zahlen geschrieben hat, ist lange her. Mindestens seit 2010 waren die Bilanzen negativ. 2011 gab es laut Bilanz einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 5,8 Millionen Euro, der im 2013 März auf 9,1 Millionen Euro angewachsen war. 2014 lag der Fehlbetrag bei 7,2 Millionen Euro.

Und das alles trotz der rund 24 Millionen Euro Fördergelder, die die EBS in den Jahren 2009 bis 2012 vom Land Hessen für den Aufbau ihrer juristischen Fakultät bekommen hat. Allerdings soll ein Teil davon in die bereits seit 2010 unter Finanzproblemen leidende EBS Business School geflossen sein. Noch immer ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft daher gegen ehemaligen EBS-Mitarbeiter wegen des Verdachts gemeinschaftlichen Betrugs.

Auch das Strafverfahren gegen den ehemaligen EBS-Präsidenten Christopher Jahns ist noch nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft wirft Jahns gewerbsmäßige Untreue vor. So soll er als EBS-Präsident Rechnungen in Höhe von 180.000 Euro von der EBS an die Beratungsfirma BrainNet bezahlt haben, ohne dass dafür entsprechende Leistungen erbracht wurden. Jahns war damals selbst an BrainNet beteiligt. Er bestreitet die Vorwürfe.

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Inzwischen konnten neben der Dietmar Hopp Stiftung weitere hochkarätige Förderer gewonnen werden. Das gelte auch für den Alumni e.V., der seit Mitte des Jahres mit 25 Prozent plus einer Stimme Mitgesellschafter der EBS gGmbH wurde. Vor allem sei es gelungen, die EBS nachhaltig für die Zukunft aufzustellen, heißt es in der Pressemeldung: „ Die Geschäftsführung wurde verkleinert, Verwaltungs- und IT-Struktur modernisiert, neue Partnerschaften wurden gewonnen und Kooperationen mit internationalen Top-Universitäten ausgebaut.

Laut einem Artikel der Frankfurter Rundschau diente der Gala-Abend vor allem dazu, die Gäste intensiv zu bearbeiten, Geld für die EBS zu spenden. „Wie ein Rheumadecken-Verkäufer bei einer Butterfahrt“ habe Geschäftsführer Follmann versucht, bei Bankern und ehemaligen EBS-Absolventen wie dem früheren Puma-Chef Jochen Zeitz und der Procter&Gamble-Managerin Astrid Teckentrup Spenden einzuwerben, schreibt die Zeitung. „Jeder einen Tausender, und wir sind durch“, habe Follmann in den Saal gerufen. „Wir haben auch ein EC-Karten-Gerät.“ Rund 200 Gäste waren der Einladung zur Spenden-Gala gefolgt und hatten dafür 100 Euro Eintritt bezahlt.

Sollten die Aussagen zur finanziellen Sanierung der Privatuni stimmen – in der Vergangenheit gab es schon etliche Ankündigungen, die nicht erfüllt wurden – ist das zwar ein beachtlicher Erfolg, allerdings längst noch keine Garantie für den langfristigen Erfolg der Universität.

So wird natürlich kein Wort darüber verloren, dass die Zahl der Studenten weiter gesunken ist und sich an der Law School gerade mal 55 neue Studenten eingeschrieben haben. Kein Wort darüber, dass die Schule seit über einem halben Jahr keinen Präsidenten mehr hat und sie auch keine neuen Professoren gewonnen hat, obwohl dies seit langem angekündigt war.

Bei der weiteren inhaltlichen und strategischen Neupositionierung der Hochschule spiele der neu gebildete Beirat („Transition Board“) aus EBS Alumni eine zentrale Rolle, heißt es in der Pressemeldung. Der Beirat sei Sparringspartner, Rat- und Ideengeber für den Aufsichtsrat, so Geschäftsführer Follmann. Durch die erfolgreiche Sanierung sei die EBS wieder strategiefähig.

Nun könne man neue Wachstumspotenziale für die EBS erschließen, sagte Professor Richard Raatzsch, Vizepräsident und Dekan Business School. Dazu gehörten die Gründung neuer Institute, wie dem Centre for Health and Performance, die Entwicklung neuer internetbasierter Lehrformen und der Ausbau der Executive Education. Gerade Letzteres gilt als entscheidend, da die  Managerweiterbildung bei den meisten Business Schools als lukrativster Bereich gilt.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.