CEIBS wirbt US-Bewerber ab

Von am 23. Juni 2025
bs

Die CEIBS in Shanghai nutzt das Chaos der Trump-Regierung und bietet Bewerbern, die eine Zulassung an den Top 30 der US-Schulen haben, die sofortige Aufnahme in ihr MBA-Programm an.

Die CEIBS öffnet ihre Türen für Bewerber, die ein Zulassungsangebot von einer der Top 30 US-Vollzeit-MBA-Programme (laut Ranking der Financial Times) haben. Sie können direkt in die MBA Class of 2027 aufgenommen werden, die im August beginnt, ohne Bewerbungsgebühren oder Bewerbungsinterview. Das schreibt die CEIBS in den Sozialen Medien. Das MBA-Portal Poets&Quants hat erstmals darüber berichtet.

Was viel klingt, reduziert sich allerdings auf 14 US-Schulen unter den Top 30. Die CEIBS (China Europe International Business School) rangiert in der FT-Liste auf Platz 12.

„Machen Sie sich Sorgen über Visaprobleme oder die globale Unsicherheit?“, fragt die CEIBS in einem Beitrag bei sozialen Medien. „Die CEIBS bietet Stabilität, Offenheit und echte Chancen. Mit starker staatlicher Unterstützung für internationale Bildung und dem vollem Engagement der CEIBS für globale Talente, erhalten Sie: Ein reibungsloses Visumverfahren. Persönliche Karriereunterstützung. Zugang zu Chinas dynamischem Arbeitsmarkt. Ein globales Alumni-Netzwerk mit mehr als 32.000 Führungskräften.“

Screenshot Instagram

Das Angebot versucht, internationale Studienanfänger zu ködern, die befürchten, dass sie nicht rechtzeitig ein US-Studentenvisum erhalten, um im Herbst an ihrem MBA-Programm teilnehmen zu können, oder die sich Sorgen machen, ob sie nach ihrem Abschluss eine Anstellung in den USA finden werden. Nachdem die Trump-Regierung im vergangenen Monat die Visavergabe für Studierende aus dem Ausland vorläufig ausgesetzt hat, warten Studierende in aller Welt warten darauf, dass die US-Konsulate neue Termine anbieten. Denn die Zeit wird knapp, um vor Beginn des Studienjahrs die Reise zu buchen und eine Unterkunft zu organisieren.

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Die Trump-Administration hat die Bewerbungsgespräche für Studentenvisa ausgesetzt und versucht, Harvard daran zu hindern, internationale Studenten zu immatrikulieren. Sie hat auch über mögliche Einschränkungen des optionalen Praktikums-Programms der Regierung diskutiert, das Absolventen mit MINT-Abschlüssen erlaubt, nach ihrem Abschluss bis zu drei Jahre in den USA zu bleiben und zu arbeiten. In den letzten Jahren haben die meisten US-Schulen das Label STEM erhalten, um ihre MBA-Programme für internationale Studenten attraktiver zu machen.

Inzwischen können ausländische Studierende wieder Visa für einen Hochschulaufenthalt in den USA beantragen. Die Antragsteller müssen dafür aber ihre Social-Media-Konten zur Überprüfung durch die Regierung freigeben. Das teilte das US-Außenministerium mit. Beamten achten auf Posts und Nachrichten, die als feindlich gegenüber den USA, ihrer Regierung, ihrer Kultur, ihren Institutionen oder ihren Gründungsprinzipien angesehen werden könnten. Eine ziemlich schwammige Formulierung. Antragsteller, die sich weigern, ihre Social-Media-Konten öffentlich zu machen auf und deren Überprüfung zuzulassen, könnten abgelehnt werden – die Weigerung könnte ein Zeichen dafür sein, dass sie versuchen, die Anforderung zu umgehen oder ihren Onlineauftritt zu verbergen. Laut Politico soll auch die Präsenz im Netz im Allgemeinen einbezogen werden. Das umfasse etwa auch Informationen in Online-Datenbanken.

Wer sich für die CEIBS entscheidet, kommt in punkto Meinungsfreiheit allerdings vom Regen in die Traufe. Menschenrechte wie Meinungs-, Versammlungs-, Religions- oder Pressefreiheit werden in China durch die Kommunistische Partei stark eingeschränkt. Es gibt eine strenge Zensur, die Kontrolle der Nachrichten und Informationen und die Überwachung der Medien. Ob China da eine echte Alternative ist?

Und die Zeiten, in denen die CEIBS noch einen großen Andrang von Bewerbern hatte, sind vorbei. „In der Vergangenheit war die Nachfrage nach MBAs in China größer als das Angebot“, so CEIBS-Finanzprofessor Fang Yu gegenüber Poets&Quants. „Jetzt ist das Gegenteil der Fall. Früher gab es an der CEIBS drei MBA-Kohorten pro Jahr. Heute ist es nur noch eine. Dies spiegelt einen allgemeinen Trend an chinesischen Business Schools wider. Es gibt jetzt einfach mehr Möglichkeiten – mehr Schulen, die MBAs anbieten, und mehr alternative Abschlüsse, die billiger, schneller oder gezielter sind.“

Die CEIBS sei mit der Idee gegründet worden, Brücken zu bauen – zwischen China und Europa, zwischen Ost und West, sagte der CEIBS-Professor. Aber in einer zunehmend polarisierten Welt sei diese Aufgabe schwerer zu erfüllen. Die Zahl der internationalen Studenten sei zurückgegangen. Immer weniger globale Unternehmen expandierten in China. Und die Wirtschaftsausbildung sei, wie die Wirtschaft selbst, nach innen gerichtet. „Früher hieß es: Was ist Ihre China-Strategie?“, sagt Yu. „Jetzt heißt es: Was ist Ihre China-Exit-Strategie?“

Derzeit sind im Vollzeit-MBA nur 115 Studenten. Internationale Studierende kommen meist aus dem asiatischen Raum und machen 21,6 Prozent der Klasse aus. Das 16monatige Studium kostet ungefähr 68.000 Dollar. Für den Abschlussjahrgang 2024 gibt die Schule eine Beschäftigungsquote von 90,4 Prozent drei Monate nach dem Abschluss an. Wo sie einen Job gefunden haben, wird nicht bekannt gegeben. Zwar können internationale Studenten theoretisch von den Wachstumschancen in der chinesischen Wirtschaft und der dynamischen Natur Shanghais profitieren, doch die Konkurrenz der chinesischen Studenten ist zu groß und ohne gute Chinesisch-Kenntnisse ist es nahezu aussichtslos, einen Job in China zu bekommen. Die Arbeitslosenquote unter Hochschulabsolventen in China ist hoch. Kein Wunder, dass die CEIBS nun eine Chance in Trumps Politik in den USA sieht.

Die CEIBS gilt als führende Business School in China und hat neben ihrem Hauptcampus in Shanghai auch Standorte in Peking und Shenzhen, in der Schweiz sowie im afrikanischen Ghana. Sie bietet einen MBA, einen Finance MBA, einen Global Executive MBA, einen Hospitality Executive MBA mit Doppelabschluss von der CEIBS und der EHL Lausanne sowie ab Mai 2025 einen Master in Management in der Schweiz mit Doppelabschluss von der CEIBS und ESCP Business School an. Sie hat eine Akkreditierung der AACSB und von EQUIS.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.