Brexit und Trump schrecken MBA-Interessenten ab
Der Brexit und US-Präsident Donald Trump schrecken internationale MBA-Interessenten davon ab, in Großbritannien oder den USA zu studieren. Darauf deuten zwei GMAC-Umfragen hin.
Anfang Dezember hatte das Graduate Management Admission Council (GMAC) einen Fragebogen an 9.845 nicht-britische Teilnehmer am Zulassungstest GMAT verschickt, die ihr Testergebnis 2016 mindestens an eine britische Schule geschickt haben (Das GMAT-Ergebnis wird stets direkt an die vom Testteilnehmer ausgewählten Schulen verschickt). 1.291 Testteilnehmer haben geantwortet.
Auf die Frage, ob der Brexit ihre Entscheidung, in Großbritannien zu studieren, beeinflusst hat, antworten 45 Prozent, dass der Brexit eher gegen ein Studium dort spricht. Für 46 Prozent spielt er keine Rolle.
Eine Länderanalyse zeigt, dass indische Kandidaten mit 58 Prozent am stärksten durch den Brexit abgeschreckt werden, gefolgt von Interessenten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (50 Prozent) und aus Deutschland (49 Prozent). Bei den Italienern sind es 47 Prozent, bei den Franzosen 46 Prozent.
Vor allem die Angaben der indischen Interessenten seien interessant, sagte Sangeet Chowfla, Präsident und CEO von GMAC gegenüber dem MBA-Portal Poets&Quants. So habe eine genauere Datenanalyse ergeben, dass Inder, die im Ausland studieren wollen, zu 42 Prozent zu den sogenannten “Global Strivers” gehören, also eine international Karriere anstreben und daher sensibel auf Visa-Regelungen reagieren. Im Gegensatz dazu gehören nur 11 Prozent der Chinesen zu den “Global Strivers” und insgesamt wollen auch nur 35 der Chinesen ihre Entscheidungen nach dem Brexit überdenken.
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Für Großbritannien, wo rund 80 Prozent der Graduate-Studenten internationale Studenten sind, könnte der Brexit daher durchaus erhebliche negative Auswirkungen haben, so GMAC-Chef Chowfly. Zumal die Inder unter den internationalen Studenten in Großbritannien den größten Anteil ausmachen.
Auch Trump schreckt ab
Eine andere Umfrage bezieht sich auf die US-Wahlen. Hier stellte GMAC in seiner monatlichen Umfrage auf mba.com die Zusatzfrage, inwiefern die Wahl von Donald Trump als US-Präsident die Entscheidung für ein Studium in den USA beeinflusst hat. Es antworteten 578 Interessenten.
38 Prozent von ihnen geben an, dass sich die Wahl von Trump negativ auf ihre Entscheidung, in den USA zu studieren, auswirken kann. Für 48 Prozent spielt das keine Rolle. Je höher der selbst angegebene GMAT-Wert der Befragten, desto negativer wirkt die Wahl. So wollen 49 Prozent der Befragten mit einem Wert über 700 Punkten wegen US-Präsident Trump weniger wahrscheinlich in den USA studieren. Bei Punktwerten von 600 bis 690 sind es 33 Prozent. Bei den Interessenten mit 500 bis 590 Punkten sind es 29 Prozent.
Und wohin gehen die Studenten, die sich gegen die USA und Großbritannien entscheiden? Es gebe verschiedene Optionen, vor allem Deutschland gewinne an Interesse, sagt Chowfla. Dort gebe es nicht nur seit vielen Jahren englischsprachige Wirtschaftsstudiengänge, sondern auch bessere Visa-Bestimmungen und die Wirtschaft brauche qualifizierte Talente.
Dass die Nachfrage bei internationalen MBA-Interessenten derzeit gut ist, können auch führende deutsche Business Schools bestätigen, die mit ihrer vor kurzem verkündeten gemeinsamen „MBA Alliance Germany“ künftig noch mehr für Deutschland als MBA-Studienland werben wollen.
Die beiden Umfragen haben allerdings einen Haken. Sie messen Absichten, aber kein konkretes Verhalten. Das kann sich daher erheblich von den Ergebnissen unterscheiden, schreibt GMAC. Deshalb werde man die Frage auch in weiteren Umfragen wieder aufgreifen.
GMAC ist eine internationale Non-Profit-Organisation in den USA, die Produkte und Dienstleistungen für Business Schulen anbietet. Dazu gehören statistische Auswertungen genauso wie die weltweite Organisation des Graduate Management Admission Test (GMAT), dem von mehr als 6000 Business Schools weltweit geforderten Zulassungstest für MBA- und Master-Studiengänge.
Die Ergebnisse der beiden GMAC-Umfragen kann man hier detailliert nachlesen.