Aus für die FAZ Business School

Von am 26. Juli 2013

Die vor mehr als einem Jahr gegründete FAZ Business School (FABS) gibt es nicht mehr. Sie heißt jetzt FAZ Executive School und bietet vor allem Seminare an. Gleichzeitig gab FAZ-Geschäftsführer und Initiator der FAZ Business School, Tobias Trevisan, sein Ausscheiden aus der FAZ Verlagsgruppe im August 2015 bekannt.

Die Ambitionen waren hoch. Man wolle „eine Top-Business-School“ werden, betonte Josef Krieg, Geschäftsführer der FAZ Business School noch im März in der Fachzeitschrift Personalwirtschaft. „Wir haben ein didaktisches Konzept entwickelt, mit dem wir Menschen wieder in einen politischen und wissenschaftlichen Kontext bringen.“

Nun wurde die Business School klammheimlich wieder begraben und heißt jetzt FAZ Executive School – was sachlich auch deutlich korrekter ist, da die FAZ nun mal keine Wirtschaftshochschule ist. Angeboten werden offene und firmeninterne Seminare, sogenannte Learning Journeys und Executive Master. Dazu heißt es auf der Website: „Derzeit entwickelt die FAZ Executive School in Zusammenarbeit mit renommierten Hochschulen Executive-Master-Programme. Diese berufsbegleitenden Programme sind – über ein bis zwei Jahre hinweg – in Teilzeit zu studieren und schließen mit einem „Master“ ab.“ Die ersten Studiengänge sollen im März 2014 an den Start gehen. Welche Hochschule sich dabei künftig zum Dienstleiter der FAZ macht und den akademischen Master-Titel vergibt, ist noch nicht bekannt.

Zu den bisherigen Partnern gehören so unterschiedliche Anbieter wie Die Denkbank, das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, die Roth GmbH des Hirnforschers Gerhard Roth und der Arbeitskreis Post Merger Integration (PMI). Dazu kommen Seminare mit bekannten Referenten, wie etwa dem ehemaligen Bild-am-Sonntag-Chefredakteur und Wahlkampfleiter von Edmund Stoiber, Michael Spreng.

Angesprochen werden sollen mit dem Gemischtwaren-Angebot Top-Führungskräfte und Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die sich „dem stetigen Wandel und seinen Herausforderungen in intensiven Lern- und Reflexionsprozessen stellen wollen“.

Die Website besticht mit zahlreichen blumigen Formulierungen, die alles und nichts sagen: „Auf Grundlage der Idee der Sozialen Marktwirtschaft bietet die FAZ Executive School Denk- und Lernprogramme für eine vernetzte und werteorientierte Führungskräfteentwicklung. Angeregt und unterstützt durch die anerkannte interdisziplinäre Themenkompetenz unseres Verlagshauses, bewegt sie Themen, Fragen und Herausforderungen, die für Führungspersönlichkeiten und Entscheidungsträger von hoher strategischer und operativer Bedeutung sind.“

Und weiter: „Die FAZ Executive School orchestriert eine Vielzahl von hochklassigen Programmen, Inhalten und didaktisch-dramaturgischen Ansätzen zu einem großen Ganzen.“ Ihre besondere Fähigkeit und Leistung liege in der Kooperation mit unterschiedlichen, „stets aber exzellenten Anbietern aussagefähige, inspirierende, Lernen und Entwicklung anregende Angebote für Top-Führungskräfte zu sammeln, zu bündeln und spezifisch für Kunden zu entwickeln“.

Woher die didaktische Kompetenz und die fundierte Erfahrung mit hochkarätiger Managementweiterbildung kommt, ist nicht bekannt. Interessant ist auch, dass die konzeptionellen Ausführungen der Business School nun völlig verschwunden sind. Da war noch die Rede von zwölf Themenmodulen, die man Unternehmen anbiete, darunter etwa die Themen Migration, regenerative Energien oder Mobilität. Gemeinsam wollte man mit den Unternehmen ein Konzept für die erste und zweite Führungsebene entwickeln. Nun gleicht das Ganze eher einem „normalen“ Weiterbildungsangebot.

Dabei soll offenbar auch die FAZ-Redaktion in die Weiterbildung und die Programmentwicklung eingebunden werden: „Unsere Formate und Studiengänge werden sektorenübergreifend in interdisziplinären Redaktionskonferenzen von Journalisten, Wissenschaftlern, Managern, Unternehmern, Zukunftsforschern und Politikern konzipiert.“ Damit verfolgt die FAZ einen zumindest ungewöhnlichen Ansatz, der die Unabhängigkeit der Redaktion durchaus infrage stellen könnte.

Neben der neuen FAZ Executive School gibt es auch noch das FAZ Forum, bei dessen Veranstaltungen auch FAZ-Redakteure mitwirken. Und dann ist da auch noch das FAZ Institut, das ebenfalls Konferenzen und Kongresse anbietet. Nach einem schlüssigen Gesamtkonzept sieht das nicht aus. Und wie sich die FAZ in dem derzeit eher schwächelnden Weiterbildungsgeschäft behaupten will, wird spannend.

Schließlich geht es vor allem um die dringend benötigte Erschließung neuer Geschäftsfelder. So hatte die FAZ GmbH das Geschäftsjahr 2012 mit einem Jahresfehlbetrag von 4,3 Millionen Euro abgeschlossen.

Auf der Gesellschafterversammlung im Juni erklärte Geschäftsführer Trevisan, dass sich die Veranstaltung von Konferenzen als neues Geschäftsfeld „FAZ Forum“ vielversprechend entwickele und auch der neue Bereich „Frankfurter Allgemeine Business School“ mit Angeboten für Weiterbildung gut vorankomme. Da war offenbar noch nicht klar, dass es die Business School schon ein paar Wochen später nicht mehr gibt.

Mit dem Bereich Weiterbildung hofft Trevisan, künftig ein Drittel der Verlagserlöse einzuspielen – das wären mehr als 90 Millionen Euro. Heute hat er nun seinen Abschied von der FAZ im August 2015 verkündet. Bis zum Eintritt des Nachfolgers stehe er der FAZ im vollen Umfang zur Verfügung, heißt es. Über diesen Zeitraum hinaus werde er im Rahmen eines Beirats-Mandats den weiteren Aufbau der von ihm initiierten FAZ  Executive School begleiten – wenn es die dann noch gibt.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.