Fernuni Hagen: Denn sie wissen nicht, was sie tun

Von am 9. Juni 2012

Welche Rolle spielt die Fernuni Hagen bei dem MBA-Angebot, das die Allfinanz Akademie mit der University of Wales anbietet? Und wie geht es mit dem MBA-Programm weiter? Die Fernuni hüllt sich hartnäckig in Schweigen. Dafür gibt ein Kommentator, der offenkundig aus dem engen Umfeld der Allfinanz Akademie oder der Fernuni stammt, interessante Einblicke in die fragwürdige Konstruktion des Studiengangs.

Wie bereits berichtet, gab die University of Wales im Oktober 2011 bekannt, dass sie ihr umstrittenes Validierungsangebot 2012 stoppt. Dabei konnten MBA-Anbieter ohne akademische Anerkennung ihre Studiengänge – gegen entsprechende Gebühren – von Wales validieren lassen und so ihren Studenten den MBA-Titel einer in Europa anerkannten Universität anbieten konnte.

Eines dieser Programme ist das MBA-Studium, das die Allfinanz Akademie in Kooperation mit der Fernuniversität Hagen anbietet. Dort geht man schon seit Wochen auf Tauchstation. Mehrfache Anfragen an die Fernuni, wie lange der Abschluss denn noch von Wales validiert wird, wurden nicht beantwortet.

Dafür meldete sich ein erboster Kommentator, der offenkundig aus dem engen Umfeld der Allfinanz Akademie oder der Fernuni Hagen stammt und auch nicht vor Beleidigung und Verleumdung zurückschreckt. Er behauptet unter anderem: „Der theoretische Teil des Studiums findet direkt an der Fernuni Hagen statt. Die Studienunterlagen werden von der Fernuni Hagen erstellt und von der University of Wales validiert. Die Master-These wird von Professoren der Fernuni Hagen bzw. Professoren anderer deutscher Universitäten betreut und von der University of Wales abgenommen. Die Klausuren werden von den Professoren der Fernuni Hagen bzw. anderer deutscher Universitäten gestellt und von der University of Wales abgenommen. “

Wer ist nun zuständig für das Programm? Die Fernuni Hagen, Professoren der Fernuni oder die Allfinanz Akademie? Erstellt die Fernuni die Unterlagen für das MBA-Studium? Und warum validiert Wales Studienunterlagen der Fernuni, deren Studiengänge als anerkannte Universität per se auch in Großbritannien anerkannt sind? Bei der Fernuni scheint man das wohl selbst nicht so genau zu wissen – und kann seit Wochen keine Auskunft geben.

Die Verwirrung hat System. Denn hinter der Allfinanz Akademie stehen einige Professoren der Fernuni, die sich damit eine lukrative Einnahmequelle erschlossen haben – zumindest war das so.

So heißt es auf der Website der Allfinanz Akademie: „Geschäftsführung und Studienleitung der Allfinanz Akademie obliegen den Vorstandsmitgliedern Univ.-Prof. Dr. Lothar Streitferdt (Universität Hamburg) und Univ.-Prof. Dr. Michael Bitz (FernUniversität in Hagen). Dem Vorstand gehören zudem die Universitätsprofessoren Dr. Rainer Olbrich (FernUniversität in Hagen), Dr. Jörn Littkemann (FernUniversität in Hagen) und Dr. Siegfried Schoppe (Universität Hamburg) an.“

Eine Schlüsselfigur dabei war und ist Professor Michael Bitz, Lehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre an der Fernuni Hagen. Laut seiner Erklärung von 2002 hatte er „drei miteinander verknüpfte Funktionen“. So war er „in Nebentätigkeit für die Allfinanz als Dozent und Prüfer tätig“, hat „ebenfalls in Nebentätigkeit für die Allfinanz als Studienleiter die inhaltliche Koordination der Studien- und Prüfungsinhalte sowie den Vorsitz in der Prüferkonferenz übernommen“ und schließlich oblag ihm „seitens der Fernuni die inhaltliche und organisatorische Gesamtverantwortung für das Studienprogramm „Finanzdienstleistungen“.

Dieses Weiterbildungsprogramm der Fernuni – inzwischen gibt es neben der Variante „Finanzmanagement und Controlling“ auch noch eine Variante „General Management“ – wiederum ist das eigentliche „MBA-Studium“. Denn es wird „von der University of Wales im Zuge der erfolgten Validierung als Part One des MBA-Studiums anerkannt und bietet die fachliche Basis für die Masterarbeit“.  Part Two des MBA-Studiums ist dann die Masterarbeit. Dabei ist das Weiterbildungsprogramm der Fernuni natürlich wesentlich kostengünstiger als der MBA.

Noch heute ist Professor Bitz laut Website der Fernuni Lehrstuhlinhaber und Studienleiter des Studienganges Finanzdienstleistungen, „der in Kooperation mit der FernUniversität Hagen und der University of Wales von der Hamburger Allfinanz Akademie angeboten wird und zu dem Abschluss „Master of Business Administration“ (MBA) der University of Wales führt“. Dass er gleichzeitig auch Geschäftsführer der Allfinanz Akademie ist, steht dort nicht.

Wie dem auch sei, die Validierung durch Wales läuft früher oder später aus und damit bricht die bisherige Konstruktion des MBA-Studiums zusammen. Doch warum vergibt künftig nicht einfach die Fernuni Hagen den MBA-Titel, wenn das Programm doch angeblich so hohe Qualitätsstandards erfüllt – wie es Professor Bitz gern betont? Oder sind die Qualitätsstandards doch nicht so hoch? Darauf deuten zumindest einige Erfahrungsberichte von MBA-Studenten hin.

Oder befürchten die Professoren, dass ihre lukrativen Geschäfte wegbrechen, wenn das MBA-Programm ein regulärer Studiengang der Fernuni wird? Deutet das Schweigen der Fernuni daher auf interne Machtkämpfe hin? Schließlich gab es schon vor Jahren Gerüchte, dass die Fernuni die fragwürdige Konstruktion beenden wollte, aber am Widerstand der Professoren scheiterte.

 

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.