Prozess gegen Ex-EBS-Präsident: Warnschuss vom Richter?
Im Untreue-Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten der EBS Universität für Wirtschaft und Recht, Christopher Jahns, konfrontierte der Richter den Angeklagten vergangenen Mittwoch mit brisanten Emails. Sie legen nahe, dass es einen systematischen Plan gab, Geld aus der Hochschule abzuziehen und den eigenen Firmen zuzuführen.
Seit April läuft der Prozess gegen den ehemaligen EBS-Präsidenten Christopher Jahns. Er ist angeklagt, 180.000 Euro aus der Hochschule an die Beraterfirma Brainnet bezahlt zu haben, ohne dass es dafür entsprechende Leistungen gab. Jahns war selbst an Brainnet beteiligt. Er bestreitet die Vorwürfe.
Ging es bisher um vier Rechnungen im Gesamtwert von 180.000 Euro und darum, ob Brainnet für das von der EBS bezahlte Geld auch nachweisbare Leistungen erbracht hat, so legen die nun vom Richter vorgelesenen Emails und Rechnungen nahe, dass die vier Rechnungen nur Teil eines Systems sind, bei dem Jahns Gelder aus der EBS über Brainnet an seine Privatfirmen weiter geleitet hat.
So soll das von der EBS an Brainnet bezahlte Geld weiter an die mehrfach umbenannte SMG Supply Management AG und die LCC AG (The Logistics Consulting Company) in der Schweiz geflossen sein. Beide Firmen gehörten zuletzt Christopher Jahns und Konrad Bänziger. Dabei soll es sich um so genannte Investitionskosten handeln, die für SMI – also Jahns Institut an der EBS – von 2004 bis 2009 angefallen sein sollen.
In zahlreichen Emails zwischen dem damaligen Controller von Brainnet und Jahns ging es unter anderem darum, wie man die Leistungen tituliert („unbedingt Leistungsbeschreibung anpassen; nicht wie im Vorjahr!“, „Die Positionen müssen ebenso als Beratungsleistungen Ausland, Angebotserstellung etc. deklariert werden.“). In einer Mail von Jahns an den Controller und Bänziger heißt es: „Konni (Bänziger) und ich wollen unser Geld zurück.“
Auch Rechnungen von SMG an Brainnet legte der Richter vor. Unter anderem geht es um Spesenpauschalen von 12.500 Euro pro Quartal. Weiter gibt es Emails zwischen Jahns und dem damaligen kaufmännischen Leiter der EBS. Dieser sollte offenbar nichts mitbekommen („Einsichtnahme von M. konnte ich verhindern“) und bekam daher eine speziell für ihn zusammengestellte „Version“ mit der Überschrift „Habenbuchungen = Gegenfinanzierung im Zeitraum“ vorgelegt. In der Tabelle stehen angebliche Kosten für 2004 bis 2009 in Gesamthöhe von 529.546, darunter etwa „Marketingkosten, Logo, Marke“: 36.832 allein für das Geschäftsjahr 2004.
Dass Jahns erhebliche Probleme mit seinen Firmen hatte, zeigt auch eine Mail vom Oktober 2010, in der geplant war, von 2011 bis 2015 rund 500.000 Euro aus der EBS an Brainnet bzw SMG zu zahlen. Darin heißt es: „Leider ist dieses Chaos in den vielen Gesellschaften so gewesen. Allein in den Jahren 2005, 2006, 2007, 2008 wurden eben die 30K (K steht für Tausend) pro Nase Zusatz gezahlt, erst I., dann S. und dann auch E..… Es ist sehr, sehr bitter.“
Schließlich wies das Gericht den Angeklagten darauf hin, dass aufgrund der vorläufigen Bewertung dieser Dokumente neben dem ursprünglichen Untreue-Vorwurf aus der Anklageschrift auch eine Verurteilung wegen Untreue aufgrund der angeblichen Investitionskosten der Jahre 2004 bis 2007 möglich sei. Dabei gehe es weniger darum, ob Brainnet Leistungen für die EBS erbracht habe, sondern darum, was abgerechnet wurde und was sich hinter den Rückführungspositionen verberge. Das Gericht wünsche sich ein offenes Gespräch darüber.
Insider bewerten das als Warnschuss des Gerichts. Jahns habe nun die Chance, ein Schuldgeständnis abzulegen, damit das Verfahren abzukürzen und möglicherweise eine Strafminderung zu bekommen. Jahns Strafverteidiger Alfrd Dierlamm will nun seine Verteidigungsstrategie anpassen.
Der nächste Termin ist am 31.Oktober. Auch Brainnet-Geschäftsführer Christian Rast soll später noch einmal vernommen werden. Er hatte 2008 seine Firma Brainnet mit Jahns Firmen zusammengelegt, auch um so als Beratungsunternehmen an einer Hochschule präsent zu sein.