Prozess gegen Ex-EBS-Präsident: System ohne Kontrolle
Im Untreue-Prozess gegen Christopher Jahns, beschrieb einer der Hauptzeugen am vergangenen Mittwoch, dass es unmöglich war, Kritik am Geschäftsgebaren des ehemaligen Präsidenten der EBS Universität für Wirtschaft und Recht zu üben. Dabei belastete er auch den Aufsichtsrat massiv.
Als EBS-Präsident und Geschäftsführer habe Jahns die Hochschule als „geschlossenes System ohne Kontrolle“ sowohl kaufmännisch als auch wissenschaftlich geführt und in der Leitung seine Vertrauten installiert, behauptet der ehemalige EBS-Professor Richard Pibernik. Auch die Forschung sei nicht unabhängig gewesen. Aus wissenschaftlicher Sicht sei das nicht lauter gewesen.
Zudem habe Jahns unter Druck gestanden, Geschäft für die Beratungsgesellschaft Brainnet zu akquirieren, an der er damals beteiligt war. Der Ex-EBS-Präsident ist angeklagt, 180.000 Euro aus der Privat-Uni an die Beratungsfirma Brainnet bezahlt zu haben, ohne dass es dafür entsprechende Leistungen gab.
Dabei belastete Pibernik auch den Aufsichtsrat schwer. Der hatte die Hinweise für das Missmanagement angeblich als „völlig harmlos“ zurückgewiesen und den Grund für die Vorwürfe in einer Intrige gegen Jahns gesehen. Bereits 2009 soll der Aufsichtsrat von gravierenden Unregelmäßigkeiten bei den Spesenabrechnungen des EBS-Präsidenten gewusst haben. Damals reiste der amtierende EBS-Kanzler daher mit einem Ordner zum Aufsichtsratsvorsitzenden Hellmut K. Albrecht nach München, um ihn auf die Unregelmäßigkeiten aufmerksam zu machen. Es passierte nichts. Nur der Kanzler musste gehen.
Auch Anfang 2011 wies der Aufsichtsrat Hinweise auf das merkwürdige Geschäftsgebaren von Jahns zurück, sprach ihm weiter das volle Vertrauen aus und warnte stattdessen die vermeintlichen Intriganten vor einem möglichen existentiellen Schaden für die EBS. Dabei verweist der Aufsichtsrat gern auf ein Gutachten der Wirtschaftsprüfung Ernst&Young, die angeblich geprüft hätte, dass die vier Rechnungen – die Grundlage der Anklage sind – korrekt sind. Bei der Prüfung soll es sich jedoch nur um eine Dokumentation gehandelt haben: Die Wirtschaftsprüfer sollen lediglich Jahns und einen seiner zahlreichen Vertrauten befragt haben, ob die Rechnungen korrekt sind, was diese natürlich bejahten.
Erst als er keinen anderen Ausweg mehr sah und sich durch Jahns`Aussagen sogar mit dem Leben bedroht fühlte, habe er Unterlagen an die Medien weiter gegeben, sagte Pibernik. Nach dem Spiegel-Artikel im Januar begann die Staatsanwaltschaft mit ihren Ermittlungen.
Für Wirbel in der Politik sorgte Piberniks Aussage, Jahns habe intern behauptet, Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) habe ihm signalisiert, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn eingestellt würden. Hahn hat dies laut Frankfurter Rundschau inzwischen dementiert.
Auch Jahns bestreitet das nun. Herr Pibernik habe die Beteiligung an der von ihm gegen Jahns betriebenen Intrige bisher geleugnet, umso mehr sei es eine Zumutung, wenn jetzt auch noch solche Dinge von ihm erfunden werden, sagt ein Sprecher im Auftrag Jahns‘.
Was Jahns, der nach wie vor seine Unschuld beteuert, dabei vergisst: Eine Intrige wäre Piberniks Verhalten nur dann, wenn die Beschuldigungen falsch wären – wonach es derzeit nicht gerade aussieht. Denn die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen längst erweitert und prüft daher, ob der Untreue-Vorwurf sogar noch ausgeweitet werden muss.