MBA-Recruiting: McKinsey buhlt mit Maniküre um Frauen

Von am 25. Oktober 2014
Pixabay

MBA-Absolventinnen der Stanford Business School sind heiß begehrt. Da muss man sich als Arbeitgeber schon etwas einfallen lassen. McKinsey lud daher vor kurzem MBA-Studentinnen zu einem Maniküre- und Pediküre-Termin. Andere Unternehmen setzen auf Nagelfeilen mit Firmenlogo und gemeinsames Kochen und kommen in den USA damit gut an.

Seine Hornhaut an den Füßen abhobeln und seine Fingernägel lackieren lassen, während Recruitingmanager davon schwärmen, wie toll es ist, sich bei der Unternehmensberatung abzurackern – so sieht eine neue Rekrutierungsstrategie bei McKinsey aus.

Auch bei Goldman Sachs setzt man auf typische weibliche Bedürfnisse und beschenkte potentielle Mitarbeiterinnen mit einem pinkfarbenen Täschchen. Darin waren ein Spiegel und eine Nagelfeile mit dem Logo der Bank, wie die Financial Times schreibt. Und die Beratungsfirma Bain lädt Kandidatinnen zu einem Koch-Event nur für Frauen.

Lackierte Fingernägel, ein Kosmetiktäschchen oder gemeinsames Kochen – offenbar setzen die Unternehmen verstärkt auf alte Stereotype. Wer kein Interesse an gestylten Findernägeln hat oder dem potentiellen Arbeitgeber nicht seine Hühneraugen präsentieren will, hat eben Pech gehabt. Da fragt man sich, was als nächstes kommt. Eine Einladung zum Bügelkurs bei einer Strategieberatung oder zum Bikini Waxing bei einer Investmentbank?

Doch bei Frauen kommt das Angebot offenbar an. „Ich arbeite für ein Fortune-500-Unternehmen und bei uns kommt wöchentlich jemand für die Maniküre. Für mich ist das ein toller Weg, um Frauen zu zeigen, wie man sie wertschätzt“, schreibt eine Leserin im Frauenmagazin Clutch.  „Die Unternehmen machen einen Schritt in die richtige Richtung“, schreibt eine andere. „Keine Frau will ständig nur in einer Testosterone getriebenen Atmosphäre leben. Ein bisschen Zeit nur für Frauen schadet niemandem.“

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Nun sind Leserinnen eines Klatschblattes nicht unbedingt ein Maßstab für Karrierefrauen. Doch in den USA sind manikürte Fingernägel längst ein Muss, wenn Frau im Berufsleben punkten will, wie FT-Redakteurin Lucy Kellaway erfahren hat. Ohne manikürte Nägel wird es nichts mit der Karriere, egal wie gut die Noten und groß die Talente sind. McKinsey ist also mal wieder am Puls der Zeit – zumindest in den USA.

Dort verteidigt auch Businessweek-Autorin Chloë Schama das Nagel-Event und fragt: Was ist denn so schlimm an einer kostenlose Pediküre? Das sei schließlich auch nichts anderes, als schwule Studenten zu einem Networking-Event in eine Schwulenbar einzuladen – was öfter passiere. Das sei schließlich auch diskriminierend für Heterosexuelle. Und auch Schama betont, wie wichtig die manikürten Fingernägel für die Karriere von Frauen sind. In Europa kam das McKinsey-Angebot dagegen nicht so gut an. Bei einer Umfrage der FT sprachen sich 76 Prozent gegen solche „geschmacklosen Events“ aus.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.