Harvard: Realität statt Fallstudien?

Von am 5. Oktober 2010

Nitin Nohria, der neue Dean der Harvard Business School, verspricht “radikale
Innovationen”. Eine davon ist es, die Hauptlehrmethode der Schule auf den Prüfstand zu
stellen. So sollen Studenten künftig an Live-Fallstudien teilnehmen.
“Herr Nohria will, dass sich seine Studenten die Schuhe schmutzig machen”, schreibt der
Economist. Anstelle von abstrakten Diskussionen über Fallstudien zu führen, sollen sie in den Mittleren Westen oder nach Mumbai gehen und dort mit realen Unternehmen arbeiten.
Der neue Dean will die Schule zudem noch stärker global vernetzen. Eine seiner ersten
Aktivitäten als Dean war daher eine Tour zu den derzeit boomenden Wirtschaftsmetropolen mit Stopps in Mumbai, Hong Kong und Shanghai.
In einem Interview mit dem Wall Street Journal verwarf Nohria jedoch die Vermutung, seine Reise signalisiere, dass Harvard die Eröffnung eines eigenen Campus außerhalb der USA anstrebe. „Ich denke weder, dass das notwendig ist noch haben wir die Ambition, das zu tun”,sagte er.
Harvards bevorzugte Strategie sei es, durch Forschungszentren und  Weiterbildungsprogramme auch weiterhin nur eine kleine Präsenz in Asien zu haben, erklärte Nohria, der erste nicht in Nordamerika geborene Harvard-Dean.
„Wir werden immer stark in Amerika verwurzelt sein”, sagte der gebürtige Inder. „Das ist
unser Erbe, das ist der Ort, wo wir beheimatet sind.“ Derzeit kämen rund 40 aller Studenten der Harvard Business School nicht aus den USA und es gebe keine Intention, diesen Anteil zu erhöhen. Laut Nohria ist es wichtiger, die besten Studenten der Welt zu gewinnen als sich Ziele in Bezug auf bestimmte Nationalitäten zu setzen.
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Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.