Die EBS als Selbstbedienungsladen für EBS-Präsident Jahns?
Seit „Der Spiegel“ am 24.Januar dem EBS-Präsidenten Christopher Jahns vorwarf, seine Tätigkeit als Hochschulpräsident mit privaten Geschäftsinteressen zu vermischen – zum Beispiel durch Auftragsvergabe an eines der 17 Beratungsunternehmen, an denen er selbst beteiligt ist, reißt die Kritik nicht ab. Inzwischen ist Jahns auch ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Und es gibt weitere Rechnungen, die die Frage aufwerfen, ob Jahns Gelder der Hochschule an die Beratungsfirmen abgeleitet hat. Doch Jahns schweigt.
Die Mauscheleien zwischen den Beratungsfirmen, an denen EBS-Präsident Jahns beteiligt ist, und der European Business School nehmen offenbar immer größere Ausmaße an. So hatte die BILD-Zeitung in Frankfurt bereits am 29.Januar ein Dokument abgedruckt, in dem die Supply Management Group (SMG), in der Jahns Verwaltungsratspräsident ist, ihm selbst als EBS-Präsident Spesen in Rechnung stellt. Die Rechnung wurde beglichen – Jahns selbst hat das mit seiner Unterschrift genehmigt, so BILD. In einem Interview mit der FAZ verteidigte sich Jahns: „Infamer geht es nicht. Ich habe damals der SMG Spesen erzeugt in meiner Funktion als EBS-Präsident. Die wurden der EBS in Rechnung gestellt. Ich habe diese Rechnung dann gezeichnet.“
Inzwischen ist auch die Staatsanwaltschaft in Wiesbaden aktiv geworden. „Aufgrund der bisherigen Presseberichterstattung überprüfen wir zurzeit den Sachverhalt darauf, ob es zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für die Begehung von Straftaten gibt, sodass staatsanwaltliches Einschreiten begründet wäre“, erklärt Oberstaatsanwalt Hartmut Ferse.
Und es gibt weitere Rechnungen, die die Frage aufwerfen, ob Jahns nicht gegen die Interessen der EBS und für die Interessen der Beratungsfirmen handelte. Interessant ist zum Beispiel eine Rechnung von der Geschäftsleitung der Schweizer SMG an das Supply Management Institute (SMI) der EBS vom 18.August 2008. Darin werden dem SMI der EBS, dessen Präsident Jahns ist, für eine nicht näher beschriebene „Beratungsleistung“ von Herrn H. eine Summe in Höhe von 46.225 € plus – ebenfalls nicht näher bezeichnete – Reisekosten in Höhe von 7496 € in Rechnung gestellt.
Die Zahlung der Summe wurde offenbar von der Kostenstelle der EBS nicht freigegeben – was aufgrund der fehlenden Angaben zu der Art der Beratungsleistung und zu den Details der Reisekosten auch verständlich ist. Am 29.August 2009 – also ein Jahr später – beschwerte sich der Commercial Director der BrainNet Supply Management Group AG bei der EBS und schrieb: „Die obige Rechnung ist ja noch immer offen. Christopher schreibt mir in einer Email dazu „Rechnung SMG H. anmahnen“. Dies kann bezahlt werden. Bitte Bescheid sagen.“ Man werde die Rechnung nun Jahns vorlegen und sie, wenn dieser unterschreibt, bezahlen, antwortete die EBS-Buchhaltung.
Der Vorgang wirft eine Reihe von Fragen auf. Welche Beratungsleistung wurde der EBS überhaupt in Rechnung gestellt? Oder handelt es sich nur um eine Scheinrechnung? Warum mahnt die BrainNet Supply Management Group AG eine Rechnung der Supply Management Group an? Dienen die 17 Beratungsfirmen mit teils verwirrend ähnlichen Namen vor allem dazu, Gelder zwischen den Unternehmen zu verschieben? Warum setzt sich Jahns als SMI-Präsident dafür ein, dass sein Hochschulinstitut-Institut eine – nicht dokumentierte Rechnung – an die SMG bezahlt? Handelt er damit nicht gegen die Interessen der EBS? Warum kümmerte sich Jahns als Verwaltungsratspräsident der SMG persönlich um das Eintreiben von offenen Rechnungen? Setzte sich Jahns über seine eigene Kostenstelle an der EBS hinweg, um einer der Beraterfirmen, an der er beteiligt sind, Geld für nicht näher definierte Leistungen zukommen zu lassen? Oder ist alles nur ein Irrtum?
Fragen über Fragen, aber keine Antworten. Mehrmalige Anfragen an Jahns blieben unbeantwortet. Bereits auf die seltsame Verquickung der drei Geschäftsführer-Posten seiner Mitarbeiterin Nicole Gaiziunas hatte er nicht geantwortet.
Aufschlussreich sind da seine Aussagen in dem FAZ-Interview. Dort behauptet er, die EBS vergebe nur „Kleinstaufträge in der Größenordnung von ein paar tausend Euro an die Beratungsgesellschaften.“ Gehören 46.225 Euro für nicht definierte Beratungsleistungen also zu „Kleinstaufträgen“?
Gegenüber den Medien weist Jahns bisher weiter alle Vorwürfe zurück und schwadroniert stattdessen von einer Intrige von EBS-Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern, die angeblich neidisch auf seine Erfolge sind. Doch Gerüchte über seine fragwürdigen Geschäfte gibt es bereits seit Jahren. Auch wenn sich niemand konkret äußern wollte, hörte man immer wieder den Satz: „Ich bin gespannt, wie lange das mit Jahns noch gut geht.“
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