CEIBS kauft Lorange Institute
Die CEIBS hat das Lorange Institute of Business Zurich gekauft. Ein Freundeskreis der CEIBS-Stiftung übernimmt die Aktivitäten der Business School. Was das genau bedeutet, ist noch unklar.
Bereits im Januar hieß es, dass die China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai eine strategische Partnerschaft mit dem Lorange Institute of Business Zurich eingeht und das CEIBS/Lorange Institute of Business Zurich gegründet hat. Ziel sollte es sein es, nicht-chinesische Führungskräfte fit für den Markt in China zu machen und chinesischen Führungskräften durch die Angebote des Lorange Institutes strategisches Managementwissen zu vermitteln, um erfolgreicher in Europa tätig sein zu können.
Seitdem schwieg die CEIBS auch auf mehrere Anfragen dazu. Nun hat man offenbar nach langen Beratungen eine rechtlich akzeptable Lösung gefunden. Die Jinsheng Group, die von dem ehemaligen CEIBS-Studenten Pan Xueping geleitet wird, hat die Immobilie des Lorange Institutes erworben und vermietet sie zu günstigen Konditionen an das Lorange Institute of Business Zurich (LIBZ), „sodass sich die Betriebskosten nennenswert reduzieren“, heißt es in der Pressemeldung.
Die Aktivitäten der Business School hat die gemeinnützige, in der Schweiz registrierte Organisation Friends of CEIBS Foundation (FCF) gekauft. Sie wurde mithilfe großzügiger Spenden von Professor Pedro Nueno (europäischer Präsident der CEIBS), Professor Ding Yuan (Vizepräsident und Dekan der CEIBS), dem ehemaligen CEIBS-Studenten Cai Mingpo, und anderer Mitglieder der CEIBS-Gemeinschaft gegründet, heißt es. Mitglieder des Vorstandes der CEIBS, der Fakultät und einflussreiche, ehemalige Studenten werden Mitglieder des Beirates der FCF.
Der Kauf des Lorange Institute durch die Stiftung FCF sei ein gutes Beispiel für den „Light Touch-Ansatz“ bei Akquisitionen. In der Anfangsphase werde das Lorange Institute of Business Zurich seinen Namen behalten. Den Vorsitz übernehme Professor Ding Yuan, Vizepräsident und Dekan der CEIBS, als stellvertretende Dekanin der CEIBS werde Katherine Xin für den akademischen Bereich und die Lehre verantwortlich sein, und der Gründer und bisherige Eigentümer Peter Lorange werde Ehrenpräsident. Die Geschäftstätigkeit bleibe unverändert und werde vom bisherigen CEO Philipp Boksberger geleitet.
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„Eine steigende Zahl ehemaliger Studenten ist im internationalen Geschäft tätig, daher müssen wir diese Gruppe besser bedienen“, erklärt Professor Pedro Nueno, europäischer Präsident der CEIBS und eng mit der spanischen IESE Business School verbunden. „Gleichzeitig wächst die chinesische Wirtschaft, sie wird immer komplexer und ihre Auswirkungen auf den Rest der Welt sind unbestreitbar; es ist also an der Zeit, Geschäftstheorien und -modelle zu entwickeln und zusammenzufassen, die auf chinesischen Praktiken aufbauen, und diese Botschaften weltweit zu verbreiten.“
Der Schritt der CEIBS nach Zürich sei eine ganz natürliche Weiterentwicklung. Die Schule wurde vor 21 Jahren als Joint Venture der Regierung von Schanghai und der Europäischen Kommission gegründet. „Wir hoffen, dass dieses Projekt unsere Fähigkeit stärken wird, unseren Studenten und ehemaligen Studenten eine noch internationalere Perspektive zu bieten und dass es gleichzeitig eine Brücke zum besseren Verstehen des chinesischen Marktes durch europäische Unternehmen sein wird“, so Professor Zhang Weijiong Vizepräsident und Ko-Dekan der CEIBS.
Die CEIBS hat neben ihrem Hauptcampus in Shanghai Standort in Peking und Shenzhen und in Accra in Ghana. Die mehr als 17.000 Alumni sind weltweit in Führungspositionen tätig. Cash-Cow der Schule ist der Executive MBA mit 700 chinesischen Teilnehmern. Zudem hat die Schule ein Vollzeit-MBA mit rund 180 MBA-Studenten im Jahr und versucht seit Jahren, mehr internationale und vor allem europäische Studenten zu gewinnen.
„Wir waren sehr erfolgreich dabei, Wissen nach China zu transferieren und kompetente Manager für staatliche und private Unternehmen auszubilden und zu entwickeln. Man könnte sagen, wir haben bis jetzt ein „Tagesmenü“ angeboten“, sagt Professor Ding Yuan, Vizepräsident und Dekan der CEIBS. „Ab jetzt speisen wir „à la carte“. „CEIBS-Studenten könnten von europäischen Fallbeispielen, Experten und Familienunternehmen lernen. Gleichzeitig könnten europäische Studenten nun durch Fallbeispiele und chinesische Lehre Wissen aus erster Hand direkt in Europa erhalten. Wir müssen Führungskräfte von Unternehmen ausbilden – sowohl chinesische, als auch die anderer Länder -, damit sie wissen, wie man im zunehmend komplexen chinesischen Markt navigieren kann, und wir machen alles dies in einem globalen Kontext.“
Was das genau bedeutet, bleibt noch unklar. Will die CEIBS künftig auch ihre MBA-Programme in der Schweiz anbieten? Oder nützt sie den Campus in Zürich vor allem für Auslandsmodule ihrer Studenten? Liegt der Focus auf dem Angebot von Executive Education?
Professor Jordi Canals, Dean der IESE Business School, die ab Februar zusammen mit der CEIBS einen World Executive MBA anbietet, sieht bisher keine Auswirkungen durch die CEIBS-Aktivitäten auf das neue Programm. So soll ein Modul des neuen Executive MBA weiter auf dem im Sommer eröffneten Campus in München stattfinden. Soweit er das verstehe, habe die CEIBS den Auftrag, der chinesischen Regierung dabei zu helfen, die Wirtschaft internationaler auszurichten und dazu wolle man Hunderte von chinesischen Managern nach Europa bringen. Dabei gehe es nicht darum, sich als neuer Wettbewerber zu IESE in Europa zu positionieren.
Offen ist auch, was mit den Angeboten des Lorange Institutes passiert, die angeblich zunächst weiter geführt werden. Die Schule ist aus der umstrittenen GSBA in Zürich hervorgegangen. 2009 hatte Peter Lorange, langjähriger Präsident des IMD in Lausanne, die Schule mit seiner attraktiven Immobilie am Zürich See gekauft und sie komplett umgebaut.
Weil das Lorange Institute keine anerkannte Hochschule ist, kann sie auch keine anerkannten MBA-Abschlüsse vergeben. Daher validiert bisher die britische Ashridge Business School die akademischen Abschlüsse. Allerdings wurde Ashridge vor kurzem von der Hult Business School übernommen und die dürfte nur wenig Interesse daran haben, den Teilnehmern des Lorange Institutes bzw jetzt der CEIBS akademische Abschlüsse zu verleihen.
Das Lorange Institute bietet einen Executive MBA an, bei dem die MBA-Teilnehmer fünf zweiwöchige Kernmodule absolvieren müssen, zu denen jeweils verschiedene zweitägige Workshops gehören. Die Schule gibt dabei nur vor, welche Module besucht werden müssen, aber nicht wann man welches Modul belegen muss. Ob man also zuerst das Kernmodul Strategie absolviert und dann das zu Finanzen oder erst mit Logistik anfängt, bleibt jedem selbst überlassen. Das hat zur Folge, dass die Teilnehmer teils einen völlig anderen Wissenstand haben.
Auch sonst dürfte das Angebot des Lorange Institute nicht unbedingt den akademischen Ansprüchen der CEIBS entsprechen. So bietet die Schule seit einiger Zeit eine Coaching-Ausbildung an und wirbt damit, dadurch auch „finanziell vergünstigt und zeitlich reduziert einen Executive MBA absolvieren“ zu können. Dass dabei ein Workshop aus der Coaching-Ausbildung, die sich eine völlig andere Zielgruppe richtet, auf das MBA-Studium angerechnet, ist zumindest grenzwertig.
Das gilt auch für Seminare mit Trainern wie zum Beispiel dem Verkaufstrainer Martin Limbeck, der vor allem sich selbst gut verkaufen kann und das Lorange Institute als Partner angibt. Gibt die CEIBS also ihre akademischen Ansprüche auf und begibt sich auf das Niveau eines Trainingsanbieters mit fragwürdigen Angeboten? Es bleibt spannend.
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