US-Magazin Fortune steigt in Ranking-Markt ein
Das US-Magazin Fortune hat ein neues Ranking zu amerikanischen Online-MBAs veröffentlicht. Weitere Ranglisten zu Vollzeit-, Part-time- und Executive MBA sollen noch in diesem Jahr folgen.
Das US-Magazin Fortune steigt in den Markt der MBA-Rankings ein und publiziert ein zweifelhaftes Ranking zu amerikanischen Online-MBAs. Neueinsteiger in einen Markt setzten in der Regel auf einen besseren und zusätzlichen Nutzen mit ihrem Produkt, schreibt John A. Byrne vom MBA-Portal Poets&Quants. Doch bei Fortune zeige sich, dass dem Magazin nicht nur das Verständnis für den Markt der Business-Ausbildung fehle, sondern auch die Kenntnis darüber, wie man ein glaubwürdiges Ranking konzipiert. Auch wenn natürlich jedes Ranking seine Schwächen habe, gebe es hier nicht nur Anfängerfehler, sondern „ungeheuerliche Beurteilungsfehler“. Das Ranking sei eine zusammengeschusterte Liste aus einem Mischmasch von Kriterien, von denen viele nichts mit der Qualität von Online-MBAs zu tun haben, kritisiert MBA-Experte Byrne.
Aber darauf kommt es wohl auch nicht an. Denn das Ranking ist offenkundig vor allem dazu gedacht, Anzeigen zu verkaufen. So stehen bereits vor dem ersten Platz erst einmal zwei Anzeigen in derselben Aufmachung wie die gerankten Programme, nur dezent gelblich unterlegt und gekennzeichnet mit einem kleinen „Sponsor“. Ganz oben steht als Sponsor die University of North Carolina–Chapel Hill (Kenan-Flagler), die dann auch auf dem ersten Platz im Ranking steht. Es folgen die Indiana University (Kelley), Carnegie Mellon (Tepper), Southern California (Marshall) und Florida (Hough). Dann kommt wieder eine Anzeige. Platz fünf bis zehn belegen die University of Maryland–College Park (Smith), die University of Pittsburgh (Katz), die Syracuse University (Whitman), die University of Massachusetts–Amherst (Isenberg) und die Rice University (Jones), wobei letztere bereits als Sponsor nach Platz 5 auftaucht.
200 MBA Programme wurden von Fortune eingeladen, bei dem Ranking mitzumachen. 104 davon haben den Fragebogen ausgefüllt. Dazu kamen Informationen von Unternehmen und Managern. Das Ranking entstand dann aus vier Komponenten: dem Program Score, dem Fortune 1000 Score, dem Brand Score und dem Prestige Score.
Der Program Score macht 55 Prozent der Bewertung aus und basiert auf den Selbstauskünften der Schulen. Gemessen wurden unter anderem die Zahl der Studenten, der durchschnittliche GMAT-Wert, die Abschlussquote innerhalb von drei Jahren und die Retention-Quote nach einem Jahr, also wie viele Teilnehme nach einem Jahr noch dabei sind. Warum man die Zahl der Studenten als Kriterium genommen hat, begründet Fortune so: Wenn eine Schule nicht erfolgreich wäre, würde sie nicht jedes Jahr Topstudenten anziehen und zudem bedeuteten mehr Studenten auch ein größeres Alumni-Netzwerk. Die Berufserfahrung, ein wichtiges Kriterium gerade beim Online-MBA, kommt nicht vor. Und Studenten und Alumni wurden überhaupt nicht befragt.
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Beim Fortune 1000 Score geht es um die Positionen der Alumni im Senior Management der Fortune-1000-Unternehmen – was nun rein gar nichts mit Online-MBA Programmen zu tun hat. Fortune geht einfach davon aus, wenn es Alumni einer Schule in die C-Suite geschafft haben, dann ist auch ihr Online-MBA gut. Laut Poets&Quants gibt es dabei jedoch keinen einzigen Absolventen eines Online-MBAs in diesen Positionen. Dennoch zählt das Kriterium zu 17,5 Prozent bei der Bewertung.
Noch absurder ist der “Brand Score”, der auf einer Umfrage von “hiring managers and business professionals” basiert, die mindestens zwei Schulen auf der Liste der Online-MBAs kennen. Ein Recruitingmanager, der einen Lebenslauf anschaue, verbinde den MBA mit seiner Meinung über die Schule und nicht mit einem spezifischen Online-MBA-Programm, so Fortune und das wollte man messen.
Doch Online-MB-Absolventen haben in der Regel schon einen Job und zudem rekrutieren nur wenige Unternehmen direkt aus Online-MBAs. Fortune habe daher Mitarbeiter befragt, die zum großen Teil keine Online-Programme kennen, so Kritiker Byrne.
Beim Brand Score stehen – wenig verwunderlich – Harvard, Stanford und Wharton an der Spitze. Aber keine der Schulen bietet einen Online-MBA an. Trotzdem zählt dieses Kriterium zu 20 Prozent für das Ranking.
Im Klartext: Knapp 40 Prozent der Bewertung haben rein gar nichts mit der Qualität des Online-MBAs einer Business School zu tun.
Ebenso abenteuerlich ist der Prestige Score (7,5 Prozent), bei dem man andere Rankings zu Online-MBAs (Princeton Review, Poets & Quants und U.S. News & World Report) irgendwie aggregiert hat.
Und es gibt laut Poets&Quants noch einen weiteren Kritikpunkt. Hauptwerbesponsor (founding advertising sponsor) ist das profitorientierte Bildungsunternehmen 2U Inc., das mit drei der Top 10 und fünf der Top 20 Schulen in dem Fortune-Ranking zusammenarbeitet. Eine davon, die University of Dayton, erreicht Platz 48 im Fortune-Ranking und schneidet daher 144 Plätze besser ab als im Online-MBA-Ranking von U.S. News, wo sie nur auf Platz 192 landete.
Die Online-Programme, die mit der Edtech-Firma 2U zusammenarbeiten, gehören zu den teuersten Online-MBAs, nicht zuletzt deshalb weil die Schulen bis zu 50 Prozent der Studiengebühren an das Unternehmen abführen müssten, so Poets&Quants.
Das Ranking zu den Online-MBAs ist dabei nur der Anfang. Noch in diesem Jahr sollen Ranglisten zu den Vollzeit-, Part-time- und Executive MBAs sowie zu den besten Abschlüssen in Data Science and Analytic folgen.