MBA-Rankings: Wenig Vertrauen in die Ranglisten

Von am 4. Juli 2019
MBA-Rankings Fotolia ©gustavofrazao

MBA-Rankings spielen eine wichtige Rolle bei Business Schools, Studieninteressenten und Arbeitgebern. Eine Online-Umfrage der Association of MBAs und der Business Graduates Association (AMBA & BGA) zeigt, dass die meisten an ihrer Aussagekraft zweifeln.

Neun von zehn Stakeholdern (90 Prozent) messen den Ranglisten einen wesentlichen Einfluss auf die Nachfrage beim MBA-Programm einer Schule zu. Doch lediglich einer von zehn Befragten (11 Prozent) glaubt, dass MBA-Ranglisten die echte Leistung von MBA-Programmen „sehr gut“ wiederspiegeln. Dagegen sind mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Überzeugung, dass Rankings die Performance eines MBA-Programms nicht „sehr gut“ oder „wenigstens gut“ reflektieren. Das zeigt eine neue Online-Umfrage der Association of MBAs und der Business Graduates Association (AMBA & BGA).

MBA Stakeholder sind auch nicht davon überzeugt, dass Rankings den Studenten dabei helfen, die Qualität eines Programms zu erkennen. Dem stimmen lediglich 29 Prozent voll zu. Die Mehrheit (59 Prozent) würde die Rankings verändern. Lediglich 12 Prozent sind der Meinung, dass keine Veränderungen notwendig seien.

Der Mangel an Transparenz und die daraus entstehende Ambiguität führe zu dem verbreiteten Zynismus über die Akuratheit der Ranglisten, erklärt Will Dawes, Research and Insight Manager bei AMBA & BGA. Kritikpunkte seien unter anderem die Qualität des Fragebogen-Designs, die verzerrte Auswahl der Beantworter und der inhärente Bias gegenüber größeren Programmen, die sich automatisch leichter tun, die erforderliche Mindestzahl von Antworten zu erreichen. Weitere Bedenken gibt es bezüglich der Datenverifikation und der Manipulationsmöglichkeit der Schulen.

Bei der Frage, welches von fünf Kriterien sie mit welchem Prozentsatz in einem Ranking bewerten würden, erreichte die „Qualität der Management-Fakultät“, also ihre Qualifikation und die Qualität der Forschung, mit 25 Prozent Platz 1, gefolgt von der „allgemeinen Erfahrung der Studenten“ mit 24 Prozent. Auf Platz 3 steht der Erfolg der MBA-Absolventen (Karrierefortschritt und Gehalt) mit 21 Prozent. Es folgen die Diversität, Breite und Qualität der MBA-Klasse (18 Prozent) und das „Engagement der Alumni“ mit 13 Prozent.

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Für jedes der Kriterien wurden zudem Unter-Kriterien abgefragt. Beim Erfolg der Absolventen, das insgesamt mit 21 Prozent bewertet werden sollte, steht „Value for Money“ an erster Stelle, gefolgt von der Geschwindigkeit, mit der Absolventen den gewünschten Job finden, der Empfehlung der MBA-Studenten und der Qualität der Alumni. Das Gehalt kommt erst an fünfter Stelle. Damit spielt das Gehalt bei den Befragten eine deutlich geringere Rolle als es in vielen Ranking der Fall ist. Ein Kritikpunkt ist daher auch die Überwertung der Gehaltsangaben, die ein falsches Bild vom Nutzen eines MBA-Programms vermittle. Bei den Rankings der Financial Times machen das Gehalt und der Gehaltszuwachs 40 Prozent der Bewertung aus.

Die Ergebnisse der Studie legten nahe, dass MBA-Rankings von der Mehrheit als realitätsfern gesehen werden, erklärt Forschungsmanager Dawes. Ein Grund dafür könne darin liege, dass die Qualitätskriterien angesichts der neueren Entwicklungen überholt sind und Rankings modernisiert werden müssten.

Unter den bekannten Rankings schneiden die Ranglisten der Financial Times am besten ab. 79 Prozent der Befragten halten sie für „sehr“ oder „ziemlich“ genau. Bereits an zweiter Stelle stehen die Ranglisten des britischen Wirtschaftsmagazins Economist mit 75 Prozent. Dabei gelten diese aufgrund ihrer methodologischen Schwächen und der Weigerung etlicher führenden Schulen, daran teilzunehmen, als besonders umstritten. An dritter Stelle steht das Forbes-Ranking mit 72 Prozent, das als einziges Kriterium den Return on Investment heranzieht.

Befragt wurden 1.291 Stakeholder aus dem Umfeld von Business Schools: Mitarbeiter der Schulen, MBA-Studenten, MBA-Absolventen und Unternehmen, die MBAs einstellen. Die Umfrage fand zwischen August und Oktober 2018 statt.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.