Eduniversal-Rankings: Mehr als dubios
Einmal im Jahr kürt die französische Beratungsfirma SMBG die besten Business Schools. Doch die Methode ist äußerst umstritten. Kein Wunder, dass Geschäftsführer Martial Guiette auf mehrfache Nachfragen lieber schweigt. Noch fragwürdiger ist das neue Master-Ranking, bei dem auch Programme bewertet werden, die es gar nicht gibt. Doch entrinnen können Business Schools den Rankings nicht. Auch wer keine Daten herausrückt und ausdrücklich darum bittet, nicht berücksichtigt zu werden, wird bewertet.
„Im aktuellen Eduniversal Ranking unter den 1000 besten Business Schools weltweit wurde die EBS mit fünf Palmen ausgezeichnet und zählt damit zur Spitzenkategorie Universal Business Schools with major influence“, verkündete die European Business School (EBS) vor kurzem stolz. Das Eduniversal-Ranking 2011 basiere auf einer Befragung unter Rektoren bzw. Dekanen von insgesamt 1.000 ausgewählten Business Schools. Dabei gehe es für jedes Land um die größte Reputation der dortigen Business Schools. Den Deans der Business Schools sei für jedes einzelne Land die gleiche Frage gestellt worden: „Welche Business School(s) würden sie einem Interessenten empfehlen, der in dem jeweiligen Land studieren möchte?“
Doch schon der ganze Ansatz ist abstrus. Denn welcher Dean kann schon guten Gewissens die Qualität einer Business Schools in Bhutan, Dschibuti oder im Yemen einschätzen? Und was sagt seine Aussage wirklich über die Qualität einer Schule aus?
Die 1000 Schulen, die an dem Ranking teilnehmen dürfen, werden von einem „internationalen wissenschaftlichen Komitee“ ausgewählt. Abgedeckt werden alle Kontinente, aufgeteilt in neun Regionen. Für Westeuropa ist dabei Axel Schumacher zuständig, Associate Dean for International Relations der EBS. Der hielt das Ranking schon vor zwei Jahren für einen „tollen Ansatz“ hielt.
Wie das Spiel funktioniert, ist inzwischen bekannt. So berichtet der Dean einer Topschule von dem Angebot des Kollegen einer afrikanischen Business School: Wenn Sie meine Schule gut bewerten, dann bewerte ich Ihre auch gut. Eine andere Schule bekam ein ähnliches Anliegen von einer unbekannteren Schule sogar schriftlich. Auf die Frage, wie man diese Schummelei denn bei der Bewertung berücksichtigt, schweigt SMBG-Geschäftsführer Guiette. Auch eine Auskunft darüber, wie viele Deans überhaupt an dem seltsamen Ranking teilgenommen haben und wie viele Schulen sie bewertet haben, gibt er nicht.
Doch mit seinem dubiosen Ranking hat Eduniversal wohl eine Marktlücke entdeckt. Gerade bei unbekannten Schulen, die niemals eine Chance haben, in eine der renommierten Ranglisten aufgenommen zu werden, kommt das Ranking offenbar gut an. Wo sonst hat eine Schule aus Mauretanien oder den Fidschi Inseln schon die Chance, mit ein paar Palmen ausgezeichnet zu werden. Die maximal fünf Palmen stehen dabei für die internationale Reputation einer akademischen Institution.
Erstaunlich ist es jedoch, dass auch etliche durchaus renommierte Schulen bei dem Unsinn mitmachen. Das zeigt ein Blick in die Teilnehmerliste der großen Palmen-Verleihung vom vergangenen Jahr. Dort war unter anderem die Rotterdam School of Management, die Grenoble School of Management und SDA Bocconi aus Mailand vertreten.
Bei der European Foundation of Management Development (EFMD), die auch das Akkreditierungs-Siegel EQUIS vergibt, beobachtet man die Aktivitäten von Eduniversal mit äußerster Skepsis. Die Zahl der Palmen, die Clubs wie Eduniversal vergeben, sagten wenig über die tatsächliche Qualität einer Schule aus, heißt es. Die Bewertung der Deans spiegle oft nur die Reputation einer Schule wider, die ein Indikator für Qualität sein kann, aber nicht muss. Der einzige Vorteil, den solche Bewertungen bieten, liege darin, dass man etwas über die bekanntesten Schulen in Ländern erfährt, die sonst zumindest im Bereich der Business Schools nicht bekannt sind, weil sie entweder zu klein oder erst im Entwicklungsstadium sind. Natürlich sei es verständlich, dass gerade unbekanntere oder schlechtere Schulen ihre Zugehörigkeit zum Club betonen. Aber je mehr eine Schule mit der Anerkennung durch den „Club” werbe, desto mehr signalisiere sie damit auch, dass ihre Qualität nicht gut genug ist, um fundierteren Qualitätsbeweisen wie einer internationalen Akkreditierung oder der Platzierung in einem anerkannten Ranking standzuhalten.
Doch nun geht Eduniversal noch einen Schritt weiter und kürt die 4000 besten Master-Programme weltweit, wobei alle Master-Abschlüsse vom MSc über den MA bis zum MBA in einen Topf geschmissen werden. Dabei wurden die Schulen auch nach den Adressen ihrer Studierenden gefragt, was – zumindest in Deutschland – ohne das Einholen des Einverständnis der Studierenden gegen die Datenschutz-Richtlinien verstößt, vor allem wenn die Adressen an eine private Beratungsforma wie die hinter Eduniversal stehende SMBG gehen. Für Eduniversal ist das kein Problem. Rückt eine Schule die Adressen nicht raus, bekommt sie automatisch 2,5 von 5 möglichen Punkten zugeteilt. Als eine Schule daraufhin schrieb, man möge ihr Programm doch bitte nicht bei dem Ranking berücksichtigen, bekam sie die verblüffende Antwort: „Unsere Berufung ist es, universal zu sein und bei dem Master-Ranking denselben Prinzipien und Methoden in allen neun Zonen der Welt zu folgen. Wir sind ein Beobachter, der alles registriert, was es gibt und was Studenten angeboten wird.”
Offiziell ist das Master-Ranking noch nicht veröffentlicht. Aber es gibt schon eine Liste mit den besten Master-Programmen. Dazu gehören zum Beispiel ein MSc in Business and Economics, Marketing and Media Management am IMD und ein Master in Supply Chain Management an der EBS. Nur leider gibt es die beiden Programme überhaupt nicht.
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