EBS: Deutlich weniger Studenten als geplant

Von am 25. September 2013

Die unter massiven Finanzproblemen leidende EBS Universität für Wirtschaft und Recht kann deutlich weniger Studenten gewinnen. So beginnen lediglich 218 statt wie geplant 350 Bachelor-Studenten an der Business School. Noch düsterer sieht es bei den berufsbegleitenden Master- und MBA-Programmen aus. Damit dürfte auch der Wachstumsplan, wonach die Privatuni 2014 wieder Gewinne schreiben wollte, hinfällig sein.

Am Freitagmittag konnte man die bereits zum 1.September erhobenen Studentenzahlen noch nicht bekannt geben. Mehr als drei Wochen genügten offenbar nicht zum Zählen. Am Montagnachmittag – einen Tag nach der Landtagswahl – lagen sie dann plötzlich vor und sie sind ziemlich schlecht.

Die avisierte Steigerung der Erstsemester für den Bachelor-Studiengang an der EBS Business School konnte nicht erreicht werden, schreibt die EBS. Waren es im Vorjahr noch 278, so konnte man in diesem Jahr nur 218 Studenten gewinnen. Auch die Zahl der Neueinschreibungen für das Jura-Studium blieb mit 97 unter der Vorjahresmarke von 116. „Diese Entwicklung hatte sich angesichts der medialen Dominanz von Problemen und Personalien aus der Vergangenheit der EBS schon in den vergangenen Monaten abgezeichnet“, heißt es.

Seit 2011 kommt die EBS nicht mehr aus den Schlagzeilen. Schuld daran ist einmal der Untreue-Prozess gegen den ehemaligen EBS-Präsidenten Christopher Jahns. Ihm wird vorgeworfen, 180.000 Euro von der Hochschule an die Beraterfirma Brainnet bezahlt zu haben, ohne dass es dafür entsprechende Leistungen gab. Jahns war damals selbst an Brainnet beteiligt. Jahns bestreitet seine Schuld. Außerdem hatte er offenbar geplant, weitere 500.000 Euro von der Hochschule für Schulden seiner Privatfirmen zu zahlen.

Zudem beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss damit, ob die 24,7 Millionen Euro, die die EBS vom Land Hessen für den Aufbau der neuen juristischen Fakultät bekommen hat, auch zweckmäßig verwendet wurden. Dabei wird immer deutlicher, dass die EBS das Geld wohl vor allem zum Stopfen ihrer bestehenden Finanzlöcher verwendet hat. Deutlich wird auch, dass die hessische Landesregierung aus CDU und FDP eng in den Skandal verwickelt ist und offenbar nicht einmal eine Bonitätsprüfung durchführte, bevor sie der Privathochschule Fördergelder in Millionenhöhe zahlte.

Auch nach dem Rauswurf von Präsident Jahns im April 2011 setzt die Privatuni unter Führung ihres neuen Präsidenten Rolf D. Cremer weiter auf eine Vertuschungsstrategie. So hatte die Schule noch 2012 offenkundig Probleme mit dem Zählen ihrer Studenten und verwickelte sich in Widersprüche.

Auch in Forschung und Lehre ließ sich die Abwärtsspirale bisher kaum stoppen. Inzwischen haben die meisten forschungsstarken Professoren die EBS verlassen. Und seit dem plötzlichen Rücktritt von EBS-Präsident Cremer im Februar hat die Privatuni keinen Präsidenten mehr.

Trotz der 24,7 Millionen Euro Fördergelder sind die Finanzprobleme größer denn je. Nur dank einem Bankkredit konnte die EBS im Frühjahr überhaupt überleben und seit Mai kann sie nicht einmal mehr die Miete für das Atrium-Haus in Wiesbaden zahlen und bekommt daher bis Dezember 2013 Mietkosten in Höhe von 400.000 Euro gestundet.

Nun dürften die deutlich niedrigeren Studentenzahlen für eine weitere Verschärfung der Finanzsituation sorgen. Derzeit seien insgesamt 1650 Studierende eingeschrieben und damit 136 mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr (1514), schreibt die EBS. Positiv sei der Nachfragetrend für die Master- und MBA-Programme, heißt es. Hier habe sich die Zahl von 169 im letzten Jahr auf 213 erhöht. 140 davon studieren in den fünf Vollzeit-Master-Programmen. Im Durchschnitt hat ein Master-Studiengang daher 28 Studenten.

Düster sieht es beim MBA-Programm aus. Lediglich zwölf Studenten beginnen im Vollzeit-MBA und 30 in dem berufsbegleitenden Programm, das gemeinsam mit der britischen Durham Business School durchgeführt wird. Vor allem im MBA-Bereich kommt die EBS seit Jahren nicht voran und das trotz großzügiger Stipendien. Im vergangenen Jahr fingen ebenfalls nur zwölf Studenten an. Davor waren es elf.

In den weiteren fünf Teilzeit-Master-Programm fangen insgesamt nur 31 Studenten und damit durchschnittlich sechs Studenten pro Studiengang an. Dass sich derartige Mini-Studiengänge rechnen, darf bezweifelt werden.

Auch das im Dezember 2012 verkündete ehrgeizige Wachstumsprogramm dürfte mit der  deutlich geringeren Zahl der Studienanfänger hinfällig sein. Danach sollten sich die Einnahmen aus Studiengebühren von rund zwölf Millionen Euro im Jahr 2011 auf rund 29 Millionen Euro im Jahr 2018 erhöhen. „Diese Steigerung ergibt sich aus einem Wachstum der Studentenzahlen und einer Erhöhung der Studiengebühren“, hieß es. Dabei wollte die EBS allerdings 350 statt wie bisher 300 Bachelor-Studenten pro Jahrgang aufnehmen.

Mit dem Wachstumsprogramm „EBS 2018“ habe man ein tragfähiges Konzept entwickelt, das die Universität in die Lage versetzt, sich dauerhaft selbst zu finanzieren, verkündete der damalige EBS-Präsident Rolf D. Cremer. So erwarte die EBS ab dem Jahr 2014 wieder Überschüsse. Das dürfte nun kaum zu realisieren sen. Stattdessen dürfte sich das Loch in der Finanzkasse eher noch vergrößern.

Auf die Landesregierung kann die EBS nach den Wahlen und den Verlusten von CDU und FDP wohl nicht mehr hoffen. Gerade in der FDP hatte die Privatuni viele Fürsprecher. Und selbst in der CDU soll es inzwischen kritische Stimmen geben, die eine Rettung der EBS um jeden Preis ablehnen.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.