CEIBS: Neuer Executive MBA mit Hotelfachschule Lausanne
Die CEIBS in Shanghai bietet zusammen mit der Hotelfachschule Lausanne (EHL) einen neuen „Hospitality EMBA“ an. Ein akademisches Downgrading der chinesischen Topschule?
Die China Europe International Business School (CEIBS) kooperiert mit der Hotelfachschule Lausanne (EHL) und will im Mai 2018 einen gemeinsamen Hospitality Executive MBA (HEMBA) starten. Die Kurse werden gemeinsam von der CEIBS und der EHL in der Schweiz, Shanghai und anderen Städten im asiatisch-pazifischen Raum durchgeführt. Die Absolventen erhalten die MBA-Abschlüsse beider Schulen.
Das „Graduate Level Hospitality-Management-Programm“ werde das erste seiner Art in China sein und komme rechtzeitig in einer Wachstumsphase der fernöstlichen Hospitality-Branche, die im kommenden Jahrzehnt überdurchschnittlich wachsen werde, heißt es in der gemeinsamen Pressemeldung.
„Wir sind begeistert von den Aussichten, die uns diese Partnerschaft eröffnet“, sagt Michel Rochat, CEO der EHL Group. Als wichtiger Mitspieler in der globalen Hospitality-Branche wisse man, wie wichtig eine stärkere Präsenz in Asien sei. Die dort boomende Branche werde zu einer exponentiell wachsenden Nachfrage nach qualifizierten Führungskräften führen.
„In den letzten Jahren, in denen sich chinesische Unternehmen globalisiert haben, haben wir große Übernahmen in der Hospitality-Industrie gesehen“, erklärt Professor Ding Yuan, Dean der CEIBS. In vielen Fällen hätten die ausländischen Expansionen die Kapazitäten chinesischer Firmen überfordert. Der neue Executive MBA helfe daher dabei, Senior Manager für die Branche auszubilden. „Mit wem könnten wir da besser zusammenarbeiten als mit der EHL, der allerbesten Schule im Hospitality Management“, so der Dean.
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Das ist allerdings ziemlich gewagt. Zwar hat die EHL als Hotelfachschule einen hervorragenden Ruf, allerdings vor allem im Undergraduate-Bereich. Mit einem Durchschnittsalter von 21 Jahren bei 2745 Studenten liegt der Fokus auf der Ausbildung. Und vom akademischen Standard her entspricht die EHL kaum dem einer führenden Business School. So hat sie gerade mal zwei „Full Professors“ und vier „Associate Professors“, der Großteil der Faculty besteht aus Praktikern. Seit 1998 gehört die EHL zur Fachhochschule Westschweiz. Eine im internationalen MBA-Markt relevante Akkreditierung von AACSB und EQUIS hat sie nicht.
Die EHL bietet bereits einen MBA in Hospitality und einen Executive MBA in Hospitality Management an. Der MBA besteht zu 80 Prozent aus einem Fernstudium und entspricht eigentlich nicht den internationalen Vorgaben eines MBA-Programms, da er einen fachspezifischen Bachelor in Hospitality oder Tourismus voraussetzt. Auch der Executive MBA entspricht mit einem Mindestalter von 25 Jahren und drei Jahren Berufserfahrung nicht den international üblichen Standards.
Dagegen hat die CEIBS ein völlig anderes Profil. Sie bietet ausschließlich MBA-Programme an, verfügt über Akkreditierungen von AACSB und EQUIS und ist auch in den wichtigen MBA-Rankings vertreten. Auch die Zulassungskriterien unterscheiden sich erheblich. So sind für den Global Executive MBA an der CEIBS zehn Jahre Berufserfahrung und davon sieben in Managementpositionen notwendig. Das Durchschnittsalter liegt bei 39 Jahren.
Warum also ein Dual-Degre-Programm mit einem so ungleichen Partner? Die CEIBS schaue immer nach Möglichkeiten, besser auf die Bedürfnisse eines sich verändernden Geschäftsumfeldes zu reagieren – in und außerhalb von China, schreibt Pressesprecherin Charmaine N. Clarke. Daher werde man – gemäß den übergeordneten strategischen Zielen – die notwendigen Anpassungen der Programme vornehmen. Die Frage nach den Zulassungskriterien für den neuen Hospitality Executive MBA beantwortet die Pressesprecherin nicht. Sie sei zu beschäftigt.
Auch die Frage, ob es den Doppel-Abschluss mit der amerikanischen Cornell School of Hotel Administration noch gibt, beantwortet sie nicht. Erst 2014 hatte die Schule das gemeinsame Programm mit der führenden Business School im Hotelmanagement verkündet. Dabei konnten die Teilnehmer in 23 Monaten sowohl den Master of Management in Hospitality (MMH) von Cornell als auch den MBA der CEIBS erwerben. Das Programm sollte erstmals im Herbst 2015 starten. Ob es inzwischen überhaupt noch existiert, ist unklar. Auf der Website von Cornell ist es nicht mehr zu finden. Die Pressestelle von Cornell schreibt, man könne erst in ein paar Wochen dazu Auskunft geben.
Auch aktuelle Zahlen zu den Studenten in den verschiedenen MBA-Programmen kann die CEIBS-Pressesprecherin aufgrund ihrer Überlastung nicht nennen. Der Website lässt sich entnehmen, dass in der aktuellen Klasse im Vollzeit-MBA 195 Studenten sind, 62 Prozent kommen aus Festland-China, 7 Prozent aus Hongkong und Taiwan.
Zudem hatte die CEIBS ein eigenes Executive MBA Programm in Accra in Ghana, das aber 2016, offenbar aufgrund zu geringer Nachfrage, mit dem Executive MBA in Zürich zusammengelegt wurde. Dort hatte die CEIBS 2015 das Lorange Institute of Business Zurich übernommen. Der erste Studiengang des Global Executive MBA Zurich startete 2016 mit 28 Teilnehmern.
Cash-Cow der Schule war der Executive MBA auf Chinesisch mit rund 700 Teilnehmern. Allerdings hatte die Regierung 2016 eine neue Regulierung eingeführt, wonach Teilnehmer an einem Executive MBA ein vom Bildungsministerium vorgegebenes Examen bestehen müssen. Hintergrund ist die Bekämpfung von Korruption. Denn manche MBA-Programme dienten offenbar vor allem dazu, Managern aus der Wirtschaft die Kontaktaufnahme zu einflussreichen Staatsdienern und Politikern zu ermöglichen und das Netzwerken soll zum Teil einen größeren Stellenwert gehabt haben als das akademische Studium. Die neue Regelung dürfte wohl auch Folgen für die CEIBS haben, die nach eigenen Angaben mit insgesamt mehr als 17.000 Absolventen, darunter mehr als 2.000 auf CEO-Level, das größte Alumni-Netzwerk in China hat und der enge Verbindungen zur Regierung nachgesagt werden. Möglicherweise ist das auch ein Grund, warum die Pressestelle die Zahl der MBA-Studenten nicht bekannt geben möchte.
Glaubt man Insidern soll hinter der Eröffnung des neuen Campus in der Schweiz auch der Wunsch der Regierung gestanden haben, chinesische Unternehmen beim Markteintritt in Europa zu unterstützen. Dazu passen zumindest die Veranstaltungen der CEIBS in Europa. Nächste Woche geht es in München um das Thema „Belt and Road Initiative: How Germany Benefits from China’s Economic Growth“. Und am 15. September steht in Warschau das Thema: „Exploring Innovative Approaches to Win-Win Cooperation between China & CEE in Light of the Belt and Road Initiative“ auf dem Programm. Die neue Seidenstraße ist Chinas größtes Prestigeprojekt und soll Europa stärker an Asien binden. 900 Milliarden Dollar will China dabei in Straßen, Eisenbahnen, Häfen, Flughäfen und Kraftwerke investieren und damit Chinas Einfluss in Europa vergrößern.