AACSB folgt Trumps Anti-Diversitätskurs

Von am 17. März 2025
pixabay Arienne Thuringer

Die weltweit größte Akkreditierungsorganisation AACSB hat ihre Diversitätsrichtlinien aufgehoben und sieht sich massiver Kritik ausgesetzt – vor allem aus Europa.

US-Präsident Donald Trump hasst Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI- Diversity, Equity & Inclusion) und geht dagegen vor. Für ihnen stellen diese Initiativen „eine immense öffentliche Verschwendung und beschämende Diskriminierung“ dar.

Die weltweit größte Akkreditierungsorganisation AACSB für MBA-Programme folgt Trump und hat ihr Bekenntnis zu Vielfalt und Inklusion geändert. Sie hat in ihren Leitprinzipien für akkreditierte Schulen „Vielfalt und Integration“ durch „Gemeinschaft und Verbundenheit“ ersetzt.

Die Formulierung „AACSB bleibt der Vielfalt und Integration in der akademischen Wirtschaftsausbildung zutiefst verpflichtet“ wurde gestrichen und ein weiteres Dutzend Verweise auf Vielfalt und Integration in dem Dokument entfernt.

Eine weiteres Beispiel dafür, dass Organisationen, die sich zuvor für Vielfalt eingesetzt hatten, der von der Trump-Administration mit zahlreichen Executive Orders geforderten Politik folgen und ihre bisherigen Prinzipien aufgeben.

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In einer Mitteilung an die Mitglieder heißt es, die Änderung des Wortlauts spiegele „das derzeitige rechtliche und politische Umfeld der Hochschulbildung und der Akkreditierung wider und formuliert Begriffe neu, die in den USA und auf der ganzen Welt politisiert worden sind … mit dem Ziel, die Risiken für unsere Mitglieder proaktiv zu mindern und die langfristige Stabilität der Organisation zu stärken“.

Lily Bi, Geschäftsführerin der AACSB, erklärte gegenüber der Financial Times, dass „DEI ein sehr komplexes, sich entwickelndes Konzept und in den USA sehr politisiert ist“ und dass die Akkreditierungsstelle ihre Formulierung geändert hat, um die Risiken für Business Schools in 27 US-Bundesstaaten, die bereits Beschränkungen für DEI-Programme verhängt haben, zu mindern. Die Schulen stünden „vor enormen Herausforderungen, da sie die lokalen Gesetze einhalten, die Finanzen aufrechterhalten und die AACSB-Akkreditierung aufrechterhalten müssten“.

Sie betonte auch: „Ehrlich gesagt, unser Auftrag ändert sich nicht, unsere Werte ändern sich nicht. Wir haben immer noch die Inklusivität und wir bleiben der Substanz der DEI verpflichtet. Wenn jemand dieses Konzept als Waffe benutzt, wollen wir nicht, dass diese Waffe auf unsere Mitglieder schießt. Das ist besser als nichts. Es gibt keine zukunftssichere Lösung. Wenn man nichts unternimmt, ist das die schlechteste Maßnahme.“

Erst vor sechs Monaten hatte sich Lisa Ordóñez, Dekanin der Rady School of Management an der University of California in San Diego, gegenüber der AACSB für die Förderung der Vielfalt in der Wirtschaftsausbildung bedankt, insbesondere angesichts der Herausforderungen für DEI-Programme in verschiedenen Bundesstaaten.

Am 14. März teilte das Bildungsministerium eine neu angekündigte Untersuchung von 45 Universitäten an, die auf Vorwürfe zurückgeht, wonach die Hochschulen mit einem Programm zusammengearbeitet haben, das die Vielfalt in den Business Schools der Hochschulen erhöhen soll.

Darin wurde zwar nicht gesagt, wer durch die Universitätsprogramme geschädigt wurde, aber Trump und viele konservative US-Amerikaner haben argumentiert, dass die Bemühungen um mehr Vielfalt unfair sind und weiße Amerikaner diskriminieren, meldet Reuters.

Einige Universitäten und Wirtschaftshochschulen haben sich bereits bemüht, ihre Anfälligkeit für Überprüfungen zu verringern, wie z. B. die Northeastern University, die Hinweise auf DEI von ihrer Website entfernt hat. Sowohl Harvard als auch das MIT haben die Anforderungen an Bewerber für Stellen im Lehrkörper abgeschafft, eine Erklärung darüber abzugeben, wie sie zur Vielfalt auf dem Campus beitragen wollen.

Vor kurzem hat die Universität von Virginia ihre DEI-Initiative aufgegeben. Der Verwaltungsrat der Universität beschloss, das Büro für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration aufzulösen. Der republikanische Gouverneur Glenn Youngkin lobte die Entscheidung und sagte, der Ausschuss habe für den „gesunden Menschenverstand“ gestimmt. „DEI ist an der Universität von Virginia erledigt.“

Aber vermutlich ist das alles nur der Anfang. Trump will die Akkreditierungen ganz abschaffen. Und mit der Internationalität amerikanischer Business Schools wird es auch bald vorbei sein. Professoren und Studierende aus anderen Ländern werden trotz Visum oder Greencard abgeschoben. Und Trump dürfte dafür sorgen, dass das Interesse an einem Studium in den USA massiv zurückgeht. Zudem erwägt die US-Regierung weitreichende Einreisebeschränkungen für Bürger zahlreicher Länder. Ein internes Memo listet insgesamt 41 Staaten auf.

Kritik von internationaler Seite

Kritiker argumentieren, dass die Änderung die Bemühungen zur Förderung von DEI in der betriebswirtschaftlichen Ausbildung untergräbt und dass die AACSB politischem Druck nachgibt, was den Fortschritt hin zu einem inklusiveren Bildungsumfeld behindern könnte, schreibt das MBA-Portal Poets&Quants. Die größte Kritik kommt aus Europa, wo die Wirtschaftshochschulen eine Vorreiterrolle bei ESG-Initiativen (Environmental, Social, and Governance) haben.

Ioannis Ioannou, Professor für Strategie an der London Business School, nennt die Entscheidung ein „Versagen der Führung“. In einem Beitrag auf LinkedIn schreibt er, dass „Business Schools dafür verantwortlich sind, die nächste Generation von Führungskräften zu formen. Was für eine Botschaft wird damit vermittelt? Dass Prinzipien nur dann wert zu verteidigen sind, wenn sie bequem sind? Dass die Verpflichtung zu Fairness und Repräsentation in dem Moment aufgehoben werden kann, in dem sie umstritten wird? Noch beunruhigender ist die Behauptung, dass der Auftrag des AACSB derselbe bleibt.“ Wenn das wahr wäre, bräuchten die Worte nicht zu verschwinden. Führung bedeute, auch unter Druck standhaft zu bleiben – und nicht nachzugeben, wenn es politisch unangenehm wird.

Guido Palazzo, Professor für Wirtschaftsethik an der Universität Lausanne, fügt hinzu: „Das ist ein vorauseilender Gehorsam von Kriechern. Ist das nicht eine gute Gelegenheit, dieses Akkreditierungssystem in Europa abzuschaffen?“, erklärte er gegenüber Poets&Quants.

„Was kommt als nächstes?“, fragte Edward O’Connor, Dozent und Forscher an der School of Business der Maynooth University in Irland. „Eine genehmigte Liste von Texten und Büchern? Es ist an der Zeit, die Mitgliedschaft in einer solchen Organisation zu überdenken!“

Brian Lucey, Professor für internationale Finanzen und Rohstoffe am Trinity College Dublin, äußerte sich ebenso deutlich. „Es ist also wieder die AMERIKANISCHE Vereinigung. Das ist feige und kurzsichtig.“

Internationalisierung der AACSB

Die AACSB hat in den letzten Jahren vor allem internationale Business Schools akkreditiert. Über tausend Schulen in 65 Ländern haben die Akkreditierung. Allerdings stammen 554 aus den USA. In Deutschland sind es neun Hochschulen.

Die Akkreditierung ist ein Prozess, der eine strenge interne Ausrichtung, die Zusammenarbeit mit einem von AACSB zugewiesenen Mentor und eine von Fachkollegen durchgeführte Bewertung umfasst. Während dieses mehrjährigen Prozesses konzentrieren sich die Schulen auf die Entwicklung und Umsetzung eines Plans zur Anpassung an die Akkreditierungsstandards.

Die 1916 in den USA gegründete AACSB International ist die älteste und weltweit größte Akkreditierungsorganisation. Sie akkreditiert keine einzelnen Programme, sondern stets die gesamte Business School – in Deutschland entspricht das der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät.

Konkurrent ist EQUIS mit Sitz in Europa. Sie setzt in ihren Standards weiter auf Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit und Vielfalt. EQUIS war schon immer internationaler und deutlich restriktiver bei der Vergabe der Akkreditierung. Sie hat derzeit 226 EQUIS akkreditierte Schulen in 45 Ländern. Nur vier amerikanische Businesss Schools haben die EQUIS-Akkreditierung.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.