Zu wenig Commitment
Professor Richard B.Mancke kennt den deutschen MBA-Markt seit mehr als zehn Jahren. Als akademischer Direktor hat der Amerikaner das Vollzeit-MBA-Programm an der Handelshochschule Leipzig (HHL) aufgebaut.
Heute zieht der 67jährige eine nüchterne Analyse.
Wie sehen die deutschen Business Schools im internationalen Vergleich?
Keine deutsche Schule gehört bisher zur internationalen Elite. Das wird noch dauern und dazu braucht man viel Geld und Investoren mit einem echten Commitment. In Deutschland tut man einfach nicht genug, um die MBA-Programme zum Laufen zu bringen. Da braucht man eine konsistente und langfristige Förderung und nicht nur mal eine Million Euro für fünf Jahre. Um mehr Studenten zu gewinnen, ist viel Geld notwendig. Auch die meisten US-Schulen gewinnen ihre Studenten vor allem mit Stipendien. Dabei bekommen sie oft viel Geld von ihren Alumni, die inzwischen reich geworden sind. All das fehlt in Deutschland.
Sind Vollzeit-Programme mit 25 Teilnehmern überhaupt sinnvoll?
Die meisten Programme sind einfach viel zu klein. Ich halte eine Klassengröße von mindestens hundert Stundeten im Vollzeitprogramm für das Minimum. Bei kleineren Klassen kann man kaum Wahlfächer anbieten. Selbst bei hundert Studenten hat man ja vielleicht nur zehn Teilnehmer in einem Kurs und je größer die Klasse, umso mehr profitiert man von den Kontakten. Dabei haben die Deutschen auch oft ein falsches Verständnis von privaten Schulen. Sie denken, da müssen die Klassen möglichst klein sein.
An der HHL haben die Klassen aber auch oft nicht mehr als 30 Studenten.
Die HHL ist damals mit 18 Studenten gestartet und dann schnell auf 45 gewachsen. Wir hätten damals mehr Stipendien gebraucht, um über die 50 zu kommen. Aber wir hatten nur ein schmales Budget und waren zudem noch der Cash-Generator der Schule. Dann hat man die Studiengebühren verdoppelt und die Zahl der Studenten hat sich stabilisiert. Aber alle deutschen Schulen kämpfen damit, genug Studenten für ihre Vollzeitprogramme zu gewinnen. Vielleicht ist der Vollzeit-MBA auch einfach nicht das richtige Produkt für Deutschland.
Aber die deutschen Schulen könnten doch mehr internationale Studenten rekrutieren.
Ich halte es für einen Fehler, möglichst viele Ausländer in der Klasse zu haben. Meiner Meinung nach müsste mindestens die Hälfte der Teilnehmer Deutsche sein. In den USA haben wir damals die Nicht-Amerikaner auf ein Drittel beschränkt. Wer zum Beispiel aus Indien nach Deutschland kommt, der will doch nicht nur mit anderen Ausländern in der Klasse sitzen. Er hat auch Interesse an den Deutschen.
Das schlimmste sind doch zehn Studenten aus China in einer Klasse. Die glucken ständig zusammen und haben alle Sprachprobleme. Gerade bei den Praxisprojekten mit deutschen Firmen, braucht man deutsche Studenten, die den Ausländern nicht nur bei der Übersetzung, sondern auch bei den kulturellen Besonderheiten helfen.
Soll ich als Deutscher überhaupt einen MBA in Deutschland machen?
Wer einen Platz an einer internationalen Topschule bekommt, dem würde ich immer raten, dorthin zu gehen. Nicht weil das Programm unbedingt besser ist, sondern wegen des Netzwerkes und den Kontakten. Wer keinen Studienplatz an den Top 20 bekommt und in Deutschland oder Europa arbeiten will, der ist dagegen besser an einer guten deutschen Schule aufgehoben.
Deutsche haben nun mal in Deutschland bessere Chancen als in den USA. Wenn ich dort zwei gleich gute Kandidaten habe, dann nehme ich als Unternehmen doch lieber den Amerikaner als den Deutschen, weil er einfach besser kulturell passt.
Wie sehen Sie den Markt für Parttime-Programme in Deutschland?
Die laufen einfach viel besser hier. Viele Schulen haben wohl auch nur deshalb mit einen Vollzeit-MBA angefangen, weil sie dem US-Modell folgen. Und das besagt, um ein gutes Partime-Programm zu haben, braucht man erst einmal ein gutes Vollzeitprogramm. Beim Parttime-MBA ist die HHL wirklich gut. Die Teilnehmer sind zwar nur zu 30 Prozent international, aber sie haben eine internationale Ausrichtung. Das ist doch viel wichtiger, als ein Ausländer mehr in der Klasse.
Beim Parttime-Programm trifft man die Teilnehmer zur richtigen Zeit und mit der notwendigen Berufserfahrung. Die Studenten kommen oft aus dem technischen Bereich und können das, was sie im Programm lernen, gleich anwenden. Der Markt für Teilzeitprogramme wird daher wachsen.
Was raten Sie einer deutschen Schule, die in der internationalen Topliga mitspielen möchte?
Den besten Weg sehe ich in einer Public-Private-Partnerschaft mit einer renommierten und großen Universität. Private Schulen sollten sich daher mit einer Uni zusammentun, um von deren Größe und Reputation zu profitieren. Auch in den USA gehören die Topschulen meist zu renommierten Universitäten. Mit einer Public-Private Partnerschaft und genug Geld könnte man auch in Deutschland spektakuläre Dinge tun.
Zur Person:
Als Gründungsdekan der Business School an der International University (IU) in Bruchsal kam Richard B. Mancke 1999 nach Deutschland. Bereits im selben Jahr gab der Amerikaner den Posten wieder auf. Grund war die Inkompetenz des Managements der Privatuni. Im September 2000 ging Mancke, der seinen PhD in Economics am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston absolviert hat, an die Handelshochschule Leipzig (HHL) und baute dort als Akademischer Direktor das internationale Vollzeit-MBA Programm auf.
Durch seinen beruflichen Hintergrund (u.a. Rektor der Fletcher School of Law & Diplomacy an der Tufts University, USA) und seine weltweiten Kontakte entwickelte er ein internationales Curriculum und engagierte renommierte Dozenten aus der ganzen Welt. Ab 2001 lehrte Professor Mancke, der im Bereich Führung und Public Policy an der HHL und rief die Seminarreihe „L-BEST“ (Leadership, Business, Ethics and Technology) mit Dozenten wie Kurt Biedenkopf, Heinz Dürr und Menno Harms ins Leben. Im Juli verlieh die HHL dem 67jährigen die Ehrendoktorwürde.
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