Tuck School setzt auf Online-Lernen

Von am 22. Mai 2012

Die Tuck School of Business am Dartmouth College in New Hampshire will einen Teil ihrer MBA-Kernfächer künftig per Video-Vorlesung, per Online-Quiz und Diskussions-Boards unterrichten und sieht sich damit als Trendsetter.

Bisher nimmt rund ein Dutzend der Professoren der US-Topschule an dem Projekt teil, schreibt das US-Magazin Businessweek. Sie nutzen Videos in Fächern wie Managerial Economics, Statistics for Managers, Corporate Finance und Operations Management. Zudem hat die Schule den Video-Einsatz bereits in zwei Wahlfächern – Retail Pricing und Service Operations – getestet.

Der Vorteil liege vor allem darin, dass die Studenten bereits einige der Inhalts-Konzepte kennenlernen, bevor sie in den Unterricht kommen, erklärt Marketingprofessor Praveen Kopalle, der den Statistik-Kurs unterrichtet. Zudem helfe das Online-Lernen vor allem internationalen Studenten, die sich bisher noch nie mit Statistik befasst haben. Denn sie könnten das Online-Material so ihrem Lerntempo entsprechend durcharbeiten.

Für seinen Statistik-Kurs hat Kopalle neun Videos produziert und dabei ein Tablet genutzt. Die Studenten sehen dort nicht sein Gesicht, sondern hören nur seine Stimme, während er die Konzepte auf dem Tablet, das wie ein Whiteboard funktioniert, erklärt. Sie sollen die Online-Lektionen vor dem Unterricht anschauen und ein Online-Quiz bearbeiten, bei dem sie erkennen, wie gut sie den Stoff verstanden haben und dessen Ergebnis auch Teil der Benotung ist. Bei Fragen können die Studenten diese auf ein Online-Diskussions-Board stellen und bekommen eine Antwort vom Professor oder von ihren Mitstudenten.

Nach einem ersten Test mit 138 MBA-Studenten im ersten Studienjahr gaben rund 80 Prozent an, dass sie die Videos als ein nützliches Element sehen und ihnen die Technologie gefällt. 72 Prozent erklärten, dass die Videos ihre Art, den Unterrichtsstoff zu lernen, verbessert habe. Zudem konnte der Professor sehen, wer von seinen 270 Studenten an dem Online-Quiz teilgenommen hat und wie viel Zeit die Studenten mit dem Anschauen der Videos verbracht haben. Das gebe ihm wertvolle Informationen, die er für seine Vorbereitung auf den Präsenzunterricht nutzen könne, so Kopalle.

Bisher ist das Material nur den Tuck-Studenten zugänglich. Aber es gebe bereits Diskussionen darüber, es auch öffentlich zugänglich zu machen. Mit der Online-Initiative sieht Tuck`s Dean Paul Danos seine Schule als Vorreiter, dem bald andere Business Schools folgen werden. Selbst an den allerbesten Business Schools ließe sich – dank der inzwischen vorhandenen Technologie – mindestens 50 Prozent des Lernstoffes im Vorfeld des Unterrichts herunterladen.

Lange Zeit haben sich gerade die Topschulen gegen den Online-Unterricht gesperrt. Das ändert sich zunehmend. 2011 startete an der renommierten Kenan-Flagler Business School an der University of North Carolina erstmals der MBA@UNC  als gleichwertige Alternative zum Vollzeit-MBA. Das Online-Studium ist weder billiger noch ist die Auswahl der Studenten weniger streng.

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.