Ross School: Stehgreif-Aufgaben statt Einzelinterviews
An der Ross School of Business an der University of Michigan sollen Bewerber für einem MBA-Studienplatz künftig Stehgreif-Aufgaben in der Gruppe lösen. Einzelinterviews empfindet die Schule als überholt, weil die Bewerber oftmals die Fragen kennen oder sich mit Hilfe von Beratern vorbereiten.
Bei dem neuen Ansatz sitzen sechs Bewerber mit einem Beobachter um einen Tisch und erhalten zwei zufällig ausgewählte Worte. Dann bekommen sie zehn Minuten Zeit, um eine individuelle Präsentation vorzubereiten, in der die beiden Worte irgendwie verbunden werden. In der zweiten Runde müssen sie in 20 Minuten eine Gruppen-Präsentation zur Lösung eines Problems vorbereiten, in der die Worte vorkommen. Damit erhalte man ein umfassenderes Bild darüber, wie sich ein Bewerber im Klassenzimmer verhalten werde, erklärte Soojin Kwon, Admission-Direktorin an der Ross School gegenüber Businessweek.
Die Schule hat den neuen Ansatz bereits mit 110 MBA-Bewerbern in Peking, Shanghai und den USA getestet. Zur Bewertung wurden Alumni und MBA-Studenten im zweiten Studienjahr eingesetzt. Ab 2014 soll es mehr Gruppen-Interviews werden. Allerdings gebe es noch logistische Probleme, wie man Bewerber aus aller Welt mit den Bewertern auf einer globalen Ebene zusammenbringt.
Der Ansatz, Bewerber danach auszuwählen, wie gut sie sich in Stehgreif-Aufgaben schlagen, wirkt allerdings eher hilflos und diagnostisch fragwürdig. Da erscheint die Methode der Wharton School sinnvoller. Hier bekommen die Bewerber vor dem Interview eine Frage und müssen dann – unter Beobachtung – in einer Sechser-Gruppe in 35 Minuten zu einer Lösung kommen. Das entspricht der klassischen Gruppendiskussion, wie sie Unternehmen auch in vielen Assessment Center einsetzen.