Leuphana: Warum der MBA plötzlich Master Wirtschaftspsychologie heißt

Von am 18. Juni 2014
Leuphana

Die Leuphana Universität in Lüneburg vermarktet ihren „MBA Performance Management“ seit kurzem als „Master Wirtschaftspsychologie“ – wegen der Suchmaschinenoptimierung und weil viele den Titel nicht verstehen. Doch das ist schlichtweg irreführend.

Wirtschaftspsychologie ist derzeit ein gefragtes Studienfach. Kein Wunder, dass immer mehr Hochschulen – allen voran Fachhochschulen – entsprechende Studiengänge anbieten. Da wollte offenbar auch die Professional School der Leuphana Universität nicht außen vor bleiben und bezeichnet ihren „MBA Performance Management“ nun als „Master Wirtschaftspsychologie“ oder „MBA Wirtschaftspsychologie“.

Der „MBA Performance Management“ ist einer der unzähligen spezialisierten MBA-Studiengänge mit teils abenteuerlichen Bezeichnungen, bei denen man sich fragt, ob das nicht eher ein Master of Science oder Master of Arts ist als ein MBA und damit eine General-Management-Ausbildung. Manche Studiengänge sind dabei schlicht Etikettenschwindel. Aber ein MBA-Abschluss lässt sich eben besser verkaufen und akkreditiert werden in Deutschland auch MBA-Studiengänge, die mit einem MBA-Studium nur sehr wenig zu tun haben.

So heißt es auf der Website:„Als Absolvent des Masterstudienprogramms verfügen Sie über vielfältige Kompetenzen der effektiven Personalentwicklung durch Human Performance Management, der Ausschöpfung Ihres eigenen Potenzials und das Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Personal Performance Management und der systematischen Unternehmenssteuerung durch Corporate Performance Management. Zu letzterem gehören laut Broschüre strategische Planung, Qualitätsmanagement und Prozessoptimierung und dabei angeblich auch Finanzierung & Investition, Controlling und Volkswirtschaftslehre.

Doch nun heißt der „MBA Performance Management“ auf einmal „Master Wirtschaftspsychologie“ oder „MBA Wirtschaftspsychologie“: „Die Inhalte im Master Wirtschaftspsychologie sind praxisnah und basieren auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Bereichen der Wirtschaftspsychologie, der strategischen Unternehmensführung sowie dem Personalmanagement und der Organisationsentwicklung.“ Und weiter: „Dieser fachübergreifende Ansatz versetzt Sie in die Lage, klassische Instrumente der Managementlehre auf wirtschaftspsychologischer Grundlage erfolgreich einzusetzen und deren Wechselwirkung zu erkennen.“ Rechnungslegung oder Operations auf wirtschaftspsychologischer Grundlage?

Ein MBA müsse nicht nur Wirtschaft lehren, sondern auch Psychologie, behauptet Sabrina-Ariane Perzl, zuständig für die Koordination des Studiengangs. Letztlich hätten Operations und Rechnungslegung auch mit Psychologie zu tun. „Managemententscheidungen lediglich auf Basis klassischer kennzahlenorientierter Instrumente zu treffen, halte ich heute geradezu für fahrlässig.“ Nun ja, so kann man es sehen. Aber dann ist eigentlich alles Psychologie, sobald Menschen involviert sind.

Dass der „MBA Performance Management“ nun aber sogar als „Master Wirtschaftspsychologie“ angepriesen wird, ist schlichtweg irreführend. Schließlich heißt es selbst auf der eigenen Website, der „MBA Performance Management“ vermittle Studierenden Management-Kompetenzen zur Messung, Kontrolle, Steuerung und Optimierung von Leistungen und Prozessen in Organisationen. Das mag durchaus auch was mit Wirtschaftspsychologie zu tun haben, entspricht aber mit Sicherheit nicht einem „Master Wirtschaftspsychologie“.

Zu kritisieren, dass man nicht überall Master of Business Administration, sondern eben auch kurz Master schreibe, sei ihrer Meinung nach kleinlich, erbost sich Sabrina-Ariane Perzl – auch wenn der „Master Wirtschaftspsychologie“ häufiger auf der Website steht als der „MBA Performance Management“. Schließlich sei das der besseren Lesbarkeit und der Suchmaschinenoptimierung geschuldet, habe aber nichts mit Etikettenschwindel zu tun. Der Begriff Performance Management sei eben für viele nicht geläufig und „mit dem Ausdruck Wirtschaftspsychologie finde man eine erste Annäherung hieran“. Da fragt man sich natürlich, warum man seinen MBA so nennt, dass kaum einer den Titel versteht. Einen richtigen Master in Wirtschaftspsychologie gibt es an der Leuphana Universität übrigens nicht.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.