EBS-Skandal: Warum deckte der Aufsichtsrat Jahns?
E-Mails des geschassten Ex-Präsidenten der EBS, Christopher Jahns, legen den Verdacht nahe, dass dieser eine halbe Million Euro aus seinem Lehrstuhl an der EBS für angefallene Kosten in seinen Privatfirmen nutzen wollte. Die E-Mails sollen dem Aufsichtsrat bereits seit Februar bekannt gewesen sein. Dennoch sprach er Jahns weiter das volle Vertrauen aus. Zu den Gründen schweigen die Herren.
Am 17. Februar meldete die BILD-Zeitung, dass die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Jahns wegen des Verdachts der Untreue eingeleitet hat. Bereits zuvor soll Hellmut Albrecht, Vorsitzender des Aufsichtsrates der EBS gGmbH, von den brisanten E-Mails gewusst haben. Dennoch schrieb Albrecht am 10. März: „Herr Prof. Jahns hat unverändert das volle Vertrauen des Aufsichtsrates als Präsident der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Gründung und als CEO unserer EBS gGmbH. Der Aufsichtsrat hat bei der Prüfung der Angelegenheit den Eindruck gewonnen, dass in bestimmten Kreisen die Absicht besteht, die erfolgreiche Umsetzung der Strategie der EBS durch vage Anschuldigungen und die unrechtmäßige Weitergabe interner Unterlagen, die teilweise absichtlich verändert wurden, zu verhindern. Alle dem Aufsichtsrat vorliegenden Unterlagen sind der Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden.“
Vage Anschuldigungen? Zumindest die E-Mails sind eigentlich ziemlich unmissverständlich. Doch warum verschwieg der Aufsichtsrat seine Kenntnis von der brisanten 500.000-Euro-Mail, die allein schon ein Grund für die fristlose Kündigung von Jahns gewesen wäre (und der EBS später wohl auch den für sie teuren Vergleich mit Jahns erspart hätte). Am 17. März teilte der Aufsichtsrat erneut mit, dass er unverändert davon ausgehe, dass „sich die Untreue-Vorwürfe gegen Prof. Jahns als unbegründet erweisen werden. Er sieht in ihm nach wie vor den – von manchen beneideten – Initiator und Motor der erfolgreichen, dynamischen Entwicklung der EBS und hält an der von ihm eingeleiteten Strategie zur Universitätsgründung und weiteren Internationalisierung fest“.
Neben Hellmut Albrecht saßen damals Karlheinz Hornung (der Jahns Promotionsarbeit unterstützt hatte), EBS-Professor Roland Mattmüller, Walter Arnold (ehemaliger Staatssekretär für Finanzen in Hessen und als solcher auch daran beteiligt, öffentliche Gelder für die geplante Law School in Wiesbaden zu befürworten) sowie – 2011 neu dazu gekommen – FAZ-Geschäftsführer Tobias Trevisan im Aufsichtsrat. Bis auf Hornung, der inzwischen ausgeschieden ist, sind die anderen Aufsichtsräte noch immer aktiv.
Es war nicht das erste Mal, dass der Aufsichtsrat Jahns fragwürdiges Geschäftsgebaren deckte. Bereits 2009 soll er von den gravierenden Unregelmäßigkeiten bei den Spesenabrechnungen des damaligen EBS-Präsidenten gewusst haben, wie sie nun auch in dem Bericht der Wirtschaftsprüfer im Zusammenhang mit der Zweckentfremdung von Landesmitteln deutlich wurden. Der damals amtierende EBS-Kanzler soll sogar mit einem Ordner zu Albrecht nach München gereist sein, um ihn auf die Unregelmäßigkeiten aufmerksam zu machen. Es passierte nichts. Nur der Kanzler musste gehen.
Auch die brisante E-Mail, aus der hervorgeht, dass Jahns zumindest vorhatte, eine halbe Million Euro aus seinem – von der Deutschen Posten mit jährlich 250.000 Euro unterstützen – Lehrstuhl für angefallene Kosten in seinen Privatfirmen zu nutzen, erschütterte offenbar das Vertrauen des Aufsichtsrates in Jahns nicht. Das „System Jahns“ funktionierte. Denn der ehemalige EBS-Präsi-dent hat es offenbar geschickt verstanden, sich mit einem Netz von einflussreichen Befürwortern, Bewunderern, Ja-Sagern, Günstlingen und von ihm abhängigen Mitarbeitern zu umgeben.
Erst als Anfang April Haftbefehl gegen Jahns wegen Untreue-Verdacht erlassen wurde (der gegen strenge Auflagen außer Vollzug gesetzt wurde), trennte sich der Aufsichtsrat von Jahns, der bis heute seine Schuld bestreitet.
Längst gibt es – wie die Staatsanwaltschaft bestätigt – auch eine anonyme Strafanzeige gegen den Aufsichtsrat, über die aber erst entschieden wird, wenn die Ermittlungen gegen Jahns abgeschlossen sind. Sollte es tatsächlich zu einer Anklage gegen Jahns kommen, könnte es auch für den Aufsichtsrat ungemütlich werden.
Gern wüsste man mehr über die Gründe, warum der Aufsichtsrat so lange an Jahns festhielt – und insgeheim vielleicht sogar noch immer festhält. Doch die Herren schweigen eisern. Eine entsprechende Anfrage wurde nicht beantwortet.