Business Schools: KI als Lernhelfer

Von am 16. Mai 2023
KI pixabay Alexandra_Koch

KI kann zur Erstellung von Inhalten und zum individuellen Lernen an Business Schools eingesetzt werden, berichtet die Financial Times

ChatGPT sei ein fantastisches Lernwerkzeug, sagt Zsolt Katona, Professor für Marketing an der Berkeley Haas School of Business in Kalifornien. Wie einst die Google-Suche werde ChatGPT der neue Zugang zu Wissen werden, zitiert ihn die Financial Times. Mit Künstlicher Intelligenz (KI) könne man in der Bildung viel effizienter sein. ChatGPT habe für Aufsehen gesorgt, weil es generative KI-Sprachmodelle verwendet, die es ermöglichten, neue Inhalte auf der Grundlage von Informationen zu erstellen, die ihm in Form von Text, Bildern oder Audio zur Verfügung gestellt werden. Die Qualität des Outputs hänge aber von der Qualität des Inputs ab, den man eingibt. Katona, plane bereits Unterrichtsaktivitäten, bei denen die Studierenden ChatGPT nutzen, um Probleme zu lösen, indem sie ihm Fragen stellen, oder in Gruppen arbeiten, um die Genauigkeit der von ihm gelieferten Informationen zu analysieren.

Professor Christian Terwiesch von der Wharton School der University of Pennsylvania fand heraus, dass der Chatbot die Abschlussprüfung für den MBA-Kurs „Operations Management“ besteht. In seinem Forschungspapier prognostiziert er, dass ChatGPT einige der Fähigkeiten von hoch bezahlten Wissensarbeitern und speziell von Wissensarbeitern in den Berufen von MBA-Absolventen, einschließlich Analysten, Managern und Beratern, automatisieren könne.

Besonders in der Weiterbildung von Führungskräften könnte KI zur Erstellung von Simulationen verwendet werden, die reale Geschäftsinteraktionen wie Verhandlungen und Verkaufsgespräche nachahmen. Führungskräfte könnten KI als „Lernpartner“ einsetzen, mit dem sie kritisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten trainieren. Sie könnten ein sofortiges personalisiertes Feedback erhalten, das über das hinausgeht, was ein unter Zeitdruck stehender Dozent bieten könne.

Am INSEAD setze man bereits auf KI-gestützte Aktivitäten bei Wirtschaftssimulationen, Ideenfindung und Sparring. Dort hat man ChatGPT in simulierten Verhandlungen integriert, bei denen Führungskräfte mit der KI feilschen. Auch INSEAD-Professor Phanish Puranam führe Übungen zum Organisationsdesign durch, bei denen die Studenten ChatGPT nutzen, um eine Vielzahl möglicher Lösungen zu entwickeln, so die FT. Er überlege auch, die KI als Sparringspartner einzusetzen, wobei Algorithmen die Gedanken von Führungskräften kritisieren und sie um weitere Erklärungen bitten.

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Die Polimi Graduate School of Management in Mailand verwendet ein KI-gestütztes Tool namens Flexa, das zusammen mit Microsoft entwickelt wurde, um Karrierecoaching anzubieten. Die Teilnehmer nutzen die Plattform, um zu entscheiden, wo und wie sie auf einen personalisierten Lernpfad zugreifen wollen Flexa nutze dann KI, um maßgeschneiderte Programme für jeden Nutzer zu erstellen, der auf rund 800.000 Lernmaterialien zugreifen kann, darunter digitale Kurse zum Selbststudium, Webinare, Podcasts, Artikel und Fallstudien. „Die Technologie muss noch weiterentwickelt werden“, sagt der stellvertretende Dekan Tommaso Agasisti. „Wir haben noch nicht viele Tools, die Führungskräften helfen, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz an echten Problemen zu arbeiten, aber wir glauben, dass das sehr bald der Fall sein wird.“

„KI kann die Lernpräferenzen, Stärken und Schwächen der einzelnen Studenten analysieren, so dass die Business Schools ihre Übungen, Inhalte und Lehrpläne entsprechend anpassen können“, erklärt Alain Goudey, stellvertretender Dekan für Digitales an der Neoma Business School in Frankreich. Die Schule setze KI ein, um langsame und schnelle Lerner zu identifizieren, damit beide ihr Potenzial ausschöpfen können. „KI ist wie ein Begleiter für die Studierenden und hilft den Lehrkräften, sich stärker auf spezifische Herausforderungen oder bessere Lernerfahrungen im Unterricht zu konzentrieren“, sagt er.

Russell Miller, Leiter der Innovationsabteilung für die Ausbildung von Führungskräften an der Imperial College Business School in London, will KI nutzen, um nichtlineares, adaptives Lernen zu entwickeln, das auf die Bedürfnisse der Studenten zugeschnitten ist. „Das würde bedeuten, dass die Lernenden weniger Zeit damit verbringen, Dinge durchzuarbeiten, die sie bereits kennen“, meint Miller.

KI kann sogar dazu beitragen, dass Business Schools eine umfassendere Erfahrung bieten, meint René Eber, Dozent für Executive Education an der HEC Paris. „Englische Präsentationskenntnisse sind für einige Teilnehmer immer noch ein großes Hindernis“, sagt er. „Wir bringen sie dazu, ChatGPT zu nutzen, um eine überzeugendere Geschichte zu erzählen, wenn sie ihre Ideen vor der Jury präsentieren.“ Das führe zu gleichen Wettbewerbsbedingungen für Teilnehmer mit unterschiedlichem Hintergrund.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.