Zurich Elite Business School: Wüste Drohungen und ein fragwürdiges MBA-Modell

Von am 23. Juli 2012

Die Zurich Elite Business School verspricht ein kostenloses MBA-Studium, bei dem die Studenten gleichzeitig in einem Unternehmen arbeiten. Abgesehen davon, dass die Schule keine anerkannte Hochschule in der Schweiz ist, legt die von Adonis-Emmanouil Fragkakis geführte Schule auch ein merkwürdiges Geschäftsgebaren an den Tag – inklusive abstruser Drohungen.

„Die Zurich Elite Business School (ZEBS) bietet Ihnen in Kooperation mit dem führenden deutschen Direktversicherer das Studium zum MBA und spannende Management-Projekte“, warb die Business School auf einer Jobbörse für ihre zweijährige duale Ausbildung. „Volle Übernahme der Kosten der MBA-Ausbildung, zusätzliche 18.000 EUR als Stipendium im ersten Jahr und 21.000 EUR im zweiten Jahr.“ Gesucht werden Hochschul- oder Fachhochschul-Absolventen mit sehr gutem Abschluss, Online-Affinität oder ersten Berufserfahrung durch Praktika.

Aufgefallen war die ZEBS bereits 2005. Damals hatte die Schule mit renommierten „Akademischen Partnern“ wie der Haas School of Business an der University of California at Berkeley, der Rheinisch Westfälischen Technische Hochschule (RWTH) Aachen und der ESB Reutlingen geworben – was alle drei Schulen bestritten. Auch auf der Fakultätsliste standen Professoren, die nach ihren Aussagen nichts davon wussten. Als Reaktion auf kritische Berichte ließ Geschäftsführer Fragkakis über seinen Anwalt dann schon mal schwere Verleumdungen über die Autorin verbreiten.

Danach wurde es ruhig um die Zurich Elite Business School. Vor einigen Monaten beauftragte Fragkakis dann die PR-Agentur Media Consulta International Holding in Berlin, um die ZEBS bekannter zu machen. PR-Berater Stefan Gurda setzte alles dran, die Schule wieder ins rechte Licht zu rücken. Wiederholt betonte er, wie seriös alles inzwischen sei und dass Herr Fragkakis aus seinen Fehlern in der Vergangenheit gelernt habe.

Dass die ZEBS keine in der Schweiz anerkannte Hochschule, gab Gurda dabei zu und verstieg sich in die – schlichtweg unsinnige und falsche – Aussage: „Sie haben Recht, dass die ZEBS, wie ein großer Teil der besten Business Schools weltweit, die nun mal private Institutionen sind, staatlich nicht akkreditiert ist, da dies die Gesetze der jeweiligen Länder nicht zulassen.“ Für ZEBS-Absolventen bedeutet das jedoch, dass sie den MBA-Titel in Deutschland nicht führen dürfen. Wer es dennoch tut, macht sich strafbar.

Unterstützen Sie MBA Journal mit einem Betrag Ihrer Wahl, wenn Sie weiter fundiert recherchierte News lesen wollen.
Spenden mit dem PayPal-Button

Auf die Frage, warum sich eine große internationale PR-Agentur für so eine fragwürdige Schule arbeite, erklärte Gurda: „Wir haben uns das alles sehr genau angeschaut und sind überzeugt davon, dass alles sehr seriös ist.“ Eine ziemlich gewagte Aussage. Schon eine kurze Recherche brachte Erstaunliches zu Tage. Zum „Advisory Board for International Projects and Partnerships“  gehörte George Paparrizos, der 2009 in den USA wegen Insiderhandels verurteilt wurde. Erst als die ZEBS damit konfrontiert wurde, verschwand sein Name von der Website.

Stutzig macht der Blick auf das Academic Board. „Chairman des Academic Board” ist Mag. Dr. Prof. Elisabeth Fintl. Laut Internet ist sie an der Pädagogischen Hochschule Tirol in Innsbruck „lehrende Mitarbeiterin am Institut für Lehr- und Lernkompetenz“ – nicht unbedingt optimale Voraussetzungen für die Leitung einer Business School. Die Dame soll – damals unter dem Namen Elisabeth Zarvanos – Lehrerin von ZEBS-Geschäftsführer Fragkakis an der Deutschen Schule in Athen gewesen sein.

Weiter gibt es drei Professoren und drei Manager aus Unternehmen im Academic Board. Dazu gehört auch Jürgen Schulze, Professor für Wirtschaftsrecht an der ESB Reutlingen. Er war bereits 2005 dort tätig, als die ZEBS wegen ihrer irreführenden Werbung auffiel. Damals war er von dem innovativen Angebot sehr angetan. Auf eine erneute Anfrage zu seiner Tätigkeit an der ZEBS schweigt er.

Laut PR-Berater Gurda bietet die ZEBS ihren Studenten sogar – wie führende Business Schools – ein persönliches Coaching an. Auch die Karrierechancen seien hervorragend. „Manche ZEBS-Absolventen verdienen sogar mehr als Harvard-Absolventen“, behauptete er. Namen und Zahl der Unternehmen oder die Namen von Coaches und deren Qualifikation, mit denen die ZEBS zusammenarbeitet, gab die Schule allerdings auf mehrmalige Nachfrage nicht bekannt.

Ein paar Unternehmen ließen sich dann aber doch herausfinden. So bestätigte man bei dem Versicherungsunternehmen CosmoDirekt die Kooperation mit der ZEBS. Man arbeite seit 2009 mit der Schule zusammen. Aktuell nehme ein Studierender an dem Programm teil, eine Ausweitung um zwei weitere Studierende sei in diesem Jahr noch geplant, schreibt die Pressestelle. Dabei bestehe ein „Management-Ausbildungsvertrag zwischen der ZEBS und CosmosDirekt zugunsten eines Studierenden“. Ziel sei die Übernahme nach dem Studium. CosmosDirekt entrichtet dabei an die Schule eine Studiengebühr. Laut ZEBS kostet das MBA-Studium stolze 51.000 Euro.

Auch CosmoDirekt Recruitingmanager Michael Ullrich bestätigt das Modell. „Das ist ein duales Ausbildungskonzept mit einem MBA-Abschluss und einer finanzierten Förderung durch die ZEBS“, so der Personaler. Der Student arbeite Vollzeit in einer Stabsabteilung, zum Beispiel in der strategischen Entwicklung. Er sei aber nicht im Unternehmen angestellt und bekomme auch keinen Lohn vom Unternehmen. Eine Vergütung erhält er lediglich von der ZEBS. Sozialversicherungspflicht bestehe nicht, da der Student nur seine Praxisphase im Unternehmen verbringt.

Doch da wird es heikel. Denn Unternehmen, die sich auf das ZEBS-Modell einlassen, könnten schnell Probleme bekommen. „Unterstellt man, dass es sich in den vorliegenden Fällen um Praktika handelt, die für die berufliche Ausbildung notwendig sind, wird man im Ergebnis immer zu einer Abgabenpflicht kommen“, so der Arbeitsrechtsexperte Rechtsanwalt Thomas Muschiol. Entweder weil es sich um eine betriebliche Berufsbildung handele oder ein sogenanntes „duales Studium“ vorliege. In beiden Fällen müssten Mindestversicherungsbeiträge abgeführt werden, selbst wenn keinerlei Praktikantenvergütung gezahlt wird.

Zudem bestehe auf arbeitsrechtlicher Ebene die Gefahr, dass trotz einer schriftlichen Praktikantenvereinbarung gleichwohl rechtlich ein echtes Arbeitsverhältnis mit einer Zahlungsverpflichtung der „üblichen Vergütung“ besteht. Dies werde von der Rechtsprechung dann bejaht, wenn dem Arbeitgeber vorgeworfen werden kann, er habe unter dem Deckmantel eines unentgeltlichen oder gering vergüteten Praktikantenvertrags in Wirklichkeit hoch qualifizierte Leistungen erwartet und auch tatsächlich bekommen. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass ein MBA-Student dagegen klagt. Doch offenbar stört es die ZEBS-Studenten bisher nicht, wenn sie für zwei Jahre Vollzeit-Job lediglich 39.000 Euro „Stipendium“ bekommen und sich dabei auch noch selbst versichern müssen.

Das Beschäftigungsverhältnis könnte auch die Bundesagentur für Arbeit interessieren, so der Arbeitsrechtsexperte. Zu prüfen wäre in diesem Fall, ob die ZEBS rechtlich als Personalvermittler oder Arbeitnehmerüberlassungsunternehmen zu kennzeichnen ist und ob sie dies möglicherweise unerlaubt betreibt.

Also jede Menge Fragen, die die ZEBS nicht beantwortete. Stattdessen gab es abstruse Drohungen. PR-Berater Stefan Gurda verbat sich „rechts- und sittenwidrige Aktionen“, wobei er offenbar die journalistische Recherche meinte. Der Schweizer Anwalt Peter Krepper von der Kanzlei Krepper Knecht und Partner in Zürich forderte „sämtliche entsprechende Veröffentlichungen unverzüglich zu beenden“.

Dann wurden seine Drohungen noch massiver. „Ihren unsäglichen „Bericht“ von 2005 über meine Mandantin haben Sie weiterhin aus Ihrem Archiv zu entfernen“, schreibt er. Den Grund dafür, warum ein Artikel nach so vielen Jahren plötzlich entfernt werden soll, bleibt Herr Krepper leider schuldig. Dafür liefert er weiter starken Tobak: „Für weitere Pamphlete werden wir Sie wie erwähnt unverzüglich und sehr entschlossen über die Gerichte zur vollen Rechenschaft ziehen. Rechnen Sie dabei mit gravierenden rechtlichen und finanziellen Konsequenzen für sich selbst – Sie selbst haben das dann so gewollt.“ Bemerkenswert für einen Anwalt, der auch als Mediator tätig ist, und zudem Mitglied des Schweizerischen Anwaltverbandes ist, dessen Ziel es ist, „das Ansehen des schweizerischen Anwaltsstandes im In- und Ausland zu wahren“. Schließlich könnte seine massive Drohung durchaus den Straftatbestand der Nötigung erfüllen.

Fazit: ZEBS-Geschäftsführer Fragkakis hat wohl doch nichts aus seinen Fehlern gelernt und die PR-Agentur Media Consulta „verkauft“ offenbar alles, solange das Honorar stimmt – auch wenn man sich gern einen sozial verantwortlichen und ethischen Anstrich gibt. In der Schweiz ist übrigens Farner Consulting für die ZEBS tätig. Die wurde 2012 als „Beratungsunternehmen des Jahres 2012 in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz“ ausgezeichnet.

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.