USA: MBA-Schelte vom Tesla-Chef

Von am 14. Dezember 2020
Tesla-Chef shutterstock ©Vitaliy Karimov

Tesla-Chef Elon Musk kritisiert, dass es zu viele MBAs in US-Unternehmen gibt, die kreatives Denken verhindern und sich zu wenig um die echten Kundenbedürfnisse kümmern. Von den Business Schools kommt postwendend Widerspruch.

Es laufe falsch mit den amerikanischen Unternehmen, weil zu viele MBA die Fähigkeit der Unternehmen zum kreativen Denken und zur Erfüllung der Kundenbedürfnisse untergraben. Das sagte Tesla-Chef Elon Musk auf dem CEO Council des Wall Street Journals zum Thema Leadership.

Dabei forderte er die Manager auf, weg von ihren Kalkulationstabellen und raus aus dem Vorstandsbüro direkt in die Fabrikhallen zu gehen. „Ich glaube, es gibt zu viele MBAs, die Firmen führen“, sagte Musk. Es gebe eine MBAisierung von Amerika, die nicht so toll sei. Manager sollten sich stärker auf das Produkt oder die Dienstleistung fokussieren und weniger Zeit bei Vorstandstreffen und mit Finanzen verbringen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Musk, der Studienabschlüsse in Wirtschaft und Physik von der University of Pennsylvania hat, die MBA-Ausbildung kritisiert. So erklärte er vor sieben Jahren in einem Interview: „Ich stelle Leute trotz MBA ein und nicht wegen.“

Von den Business Schools gab es postwendend Kritik an der MBA-Schelte. “Glauben wir wirklich, dass der Fokus von Investoren auf die Finanzen, ein Problem der MBA-Ausbildung sind?“, fragte Rich Lyons, ehemaliger Dean der Haas School of Business an der University of Berkeley. “Haben Firmen mit weniger MBAs in ihrem Vorstand und Topmanagement kürzere Meetings? Da bin ich skeptisch. Vielleicht ist Musk’s berechtigte Betonung auf das Produkt mehr eine Folge der wissenschaftsgetriebenen Branche, in der er tätig ist, als eine gültige Generalisierung.”

Und Glenn Hubbard, bis vor kurzem Dean der Columbia Business School, betont, dass ein MBA-Abschluss Unternehmern die Grundlagen für den Erfolg vermittle, inklusive der Gestaltung eines Produktes für die Kundenbedürfnisse, der Entwicklung einer Strategie, eines Finanzplans und der Zusammenstellung eines Teams. Musk sei ein Visionär, aber viele CEOs seien auch gut bei der Entwicklung von Visionen und deren Umsetzung, weil sie von ihrem MBA oder einem Team von MBAs profitierten, so Hubbard laut Wall Street Journal.

Raj Echambadi, Dean der D’Amore-McKim School of Business an der Northeastern University, stellte Musk’s Annahme in Frage, dass CEOs sich nicht zu sehr um die Profitabilität ihrer Firma kümmern sollten und ergänzte, dass ein MBA Unternehmensführern ein ganzheitliches Verständnis der Wirtschaft von der Lieferkette über das operative Geschäft und die Produktion bis hin zum Marketing, dem Kundenservice und dem Personalmanagement vermittle.

Unter den Top 100 CEOs der Fortune 500 hat laut dem Business-School-Ranking von U.S. News rund ein Drittel einen MBA-Abschluss. Fünf Business Schools haben dabei mehr als einen CEO in den Fortune 100 trainiert, darunter die Harvard Business School und die Stanford Graduate School of Business.

Peter Thiel, der als Investor einst zusammen mit Elon Musk den Online-Bezahldienst Paypal gründete, hatte sich in der Vergangenheit ebenfalls negativ über MBAs geäußert und gesagt: „Stelle nie einen MBA ein, der wird deine Firme ruinieren.“ Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos schimpfte früher auf MBAs. Aber mit dem Wachstum seines Unternehmens im letzten Jahrzehnt erkannte er offenbar doch den Nutzen der Managementausbildung und heute stellt Amazon mit die meisten MBA-Absolventen weltweit ein. Und für die ist auch Tesla einer der beliebtesten Arbeitgeber.

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.