USA: Angriff auf STEM-Programme

Von am 23. Mai 2020
STEM Education shutterstock ©Chinnapong

Um ihren Absolventen einen längeren Aufenthalt in den USA zu ermöglichen, machen immer mehr amerikanische Business Schools ihre MBA-Studiengänge zu STEM-Programmen. Doch nun droht US-Präsident Donald Trump, auch diese Regelung zu kippen.

Weil es immer schwerer für internationale Absolventen wird, nach dem Studienabschluss in den USA zu arbeiten, setzen immer mehr amerikanische Business Schools in ihren MBA-Programmen auf eine STEM-Fokussierung. Inzwischen haben mehr als zwei Dutzend Topschulen ihre MBA-Programme entsprechend ausgerichtet, vor allem um internationale Studenten zu gewinnen. Denn die zieht es immer seltener in die USA.

Erst vor kurzem hatte Stanford das STEM-Label bekommen und auch Harvard hat es angekündigt. Und einige Schulen haben ihre Studiengänge sogar rückwirkend für ihre Alumni entsprechend umfirmiert.

STEM steht für Science, Technology, Engineering und Math und entspricht daher den deutschen MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Um als STEM-Studiengang anerkannt zu werden, muss mindestens die Hälfte der Kursinhalte in diesem Bereich liegen.

Der Grund für den Run auf das STEM-Label: Internationale Absolventen von designierten STEM-Studiengängen dürfen nach ihrem Studienabschluss drei Jahre und damit dreimal so lange in den USA bleiben wie Absolventen eines „normalen“ MBA-Studiums. In den 24 Monaten können sie bei einem „Optional Practical Training“ (OPT) Berufserfahrung zu sammeln. Um für das STEM-Programm akzeptiert zu werden, brauchen sie einen entsprechenden Abschluss einer akkreditierten US-Schule und eine Anstellung bei einem Arbeitgeber mit mindestens 20 Arbeitsstunden pro Woche und einem formalen Training in dem Bereich. Erst nach den zwei Jahren benötigen sie ein Arbeitsvisum.

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Doch nun will US-Präsident Donald Trump das OPT-Programm wegen der hohen Arbeitslosigkeit aufgrund der Corona-Krise kippen. So haben ihn vier einflussreiche Senatoren der Republikaner, darunter Tom Cotton aus Arkansas und Ted Cruz aus Texas, in einem Brief vom 7. Mai aufgefordert, das OPT-Programm außer Kraft zu setzen.

Dass sich die USA damit wohl vor allem selbst schaden, spielt offenkundig keine Rolle. Einwanderer mit einer Ausbildung in den STEM-Fächern seien unverzichtbar für die amerikanische Wirtschaft und das US-Militär, heißt es in einem Kommentar der Washington Post. Und mehr als die Hälfte der Tech-Firmen mit den höchsten Börsenwerten wurden von Einwanderern gegründet.

Die Zahl der OPT-Teilnehmer stieg von 203.460 in 2017/18 auf 223.085 in 2018/19 und damit um 9,6 Prozent. Dabei kamen laut Ergebnissen von Pew Research rund drei Viertel der internationalen Absolventen im OPT-Programm zwischen 2004 und 2016 aus Asien, fast die Hälfte davon allein aus Indien und China – und damit aus den beiden Schlüsselmärkten, aus denen 2019 mehr als die Hälfte der ausländischen Studenten in den USA kam.

 

 

Foto Bärbel Schwertfeger, MBA Journal

Über Bärbel Schwertfeger

Bärbel Schwertfeger ist Diplom-Psychologin und seit 1985 als freie Journalistin im Bereich Management, Weiterbildung und Personalentwicklung tätig.